Papenburg. Am Sonnabend verlässt die “World Dream“ erstmals das Dock der Meyer Werft in Papenburg. Auftragsbuch ist bis 2023 gefüllt.

Am Sonnabend ist es wieder soweit. Diesmal ist die „World Dream“ an der Reihe. Der Ozeanriese der asiatischen Reederei „Dream Cruises“ wird aus dem Trockendock der Meyer Werft ins Hafenbecken bugsiert. Es ist das 44. Kreuzfahrtschiff für die bereits in siebter Generation geführte Meyer Werft - und mehr werden folgen. Pro Jahr gehen im Schnitt zwei neue Kreuzfahrtschiffe von der Werft in Papenburg via Ems auf Fahrt Richtung Nordsee. Das Auftragsbuch ist voll und reicht bis 2023.

„Es wird sicher deutlich schwieriger zur Mitte des nächsten Jahrzehnts“, ahnt Werft-Sprecher Peter Hackmann. „Die Konkurrenz wartet in China auf uns, das wissen wir.“ Noch ist das Bauen von Hochsee-Kreuzfahrtschiffen Sache einer Handvoll europäischer Werften, zu denen die italienische Fincantieri-Werft (Martkanteil 28 Prozent), die STX-Werft Frankreich (18), die Meyer Werft Papenburg (22) und die Meyer Werft im finnischen Turku (18) gehört. Neuer Player ist seit 2016 der malaysische Genting-Konzern mit seinen Werften in Mecklenburg-Vorpommern (6).

Chinas Kreuzfahrt-Markt wächst rasant

Meyer kennt die Genting-Reedereien gut, hat oft und lange für deren Kreuzfahrtmarken gearbeitet. Auch das aktuelleste Schiff „World Dream“ gehört über die Reederei Dream Cruises zum Genting-Konzern. Der will seine Flotte schneller vergrößern, wollte nicht mehr auf lang ausgebuchte Bauslots warten und baut die Schiffe auf seinen Werften in Mecklenburg-Vorpommern selbst. Auch Genting setzt auf Asien als Markt.

Dort werden große Kapazitäten im Hochseekreuzfahrtmarkt aufgebaut. Der internationale Branchenverband Clia stellte für 2016 einen Gesamtanteil von 9,2 Prozent fest. Das entspreche einem Anstieg von 38 Prozent gegenüber 2015. „In China ist das Potenzial gewaltig“, so Clia-Deutschland-Direktor Helge Grammerstorf. „Immer mehr Chinesen gehören Bevölkerungsschichten an, die international reisen wollen und sich das auch leisten können. Aber all das passiert nicht über Nacht.“

Die "World Dream" wird in Asien fahren

Auch die 335 Meter lange „World Dream“ soll nach der Ablieferung in Asien fahren. Entsprechend farbenfroh hat der chinesische Pop-Art-Künstler Jacky Tsai das „Außen-Design“ gestaltet. Das Thema: eine Liebesgeschichte. Die Protagonisten: Ein Astronaut, der Kapitän, eine Zauberin und eine Meerjungfrau.

Kreuzfahrtschiffe sind Großinvestitionen. Doch die Schiffbauer geben sich in dem Punkt wortkarg. Letztlich ist das Sache der Kunden, also der Reeder. Von hohen dreistelligen Millionenbeträgen, die auch in der Spitze schon mal die Milliardengrenze schrammen, könne man aber schon ausgehen, so der Werft-Sprecher. 800 Firmen sind am Bau eines Schiffes beteiligt. Das reicht vom kleinen Fliesenleger und Malerbetrieb vor Ort bis hin zu Top-Konzernen wie Siemens, ABB, MAN, General Electric und vielen mehr.

Ansprüche an Kreuzfahrtschiffe steigen stetig

Ansprüche und Anforderungen steigen stetig. Die Brücke eines Kreuzfahrtschiffes ist längst ein High-Tech-Kommandostand. Unmengen von Daten werden permanent in die „Fleet Operation Center“ der Reedereien gesendet oder in Datenzentren von Firmen wie ABB, die 700 Schiffe per Fernüberwachung betreut und alle möglichen Daten live analysiert und den Crews bei Abweichungen Handlungsoptionen nennt.

Auch für das Wohlbefinden der Gäste gibt es einen Indikator - der „Comfort Optimizer“. Daten über Wellenhöhe, Windstärke, Geschwindigkeit werden analysiert. Damit sind Aussagen möglich, ab wann es für weniger seefesten Passagieren eng wird. „Das haben wir mit Studenten getestet“, so ABB-Ingenieur Richard Goudbeek. Der Index wird der Schiffscrew via Bildschirm angezeigt und bekam gleich den plakativen Beinamen „Kotz-Index“. Der Reeder hat ein Interesse, dass es Passagieren gut geht. „Wenn man sich wohl fühlt, geht man schneller ins Bordgeschäft oder ins Restaurant“, so Goudbeek.

Bis die „World Dream“ auf große Fahrt geht, dauert es noch einige Wochen. In Halle 6 der Meyer Werft laufen längst die Arbeiten für das nächste Schiff - die „Norwegian Bliss“. Ablieferungstermin: Frühjahr 2018.