Bremerhaven/Orlando. Die Männer aus der Nähe von Bremerhaven hatten keine Chance und wurden trotzdem gerettet. Hier das Video der US Air Force.

Diese Geschichte klingt wie ein Märchen: Zwei norddeutsche Segler versinken mit ihrer brennenden Yacht im Atlantik – 800 Kilometer von der Küste entfernt. Der Tod scheint ihnen sicher – doch es folgt eine märchenhafte Rettung.

Das Drama: Freitag, 7. Juli, gegen 15 Uhr. Per Satellitentelefon rufen die beiden Segler – Vater und Sohn (66 und 48 Jahre) – ihre Verwandten an. Die Männer sind mit ihrer zwölf Meter langen Yacht auf dem Weg von Jamaika (Karibik) nach Bremerhaven. Es ist ein dramatischer Hilferuf. Die Yacht hat nach einem Maschinenschaden binnen Sekunden Feuer gefangen, brennt lichterloh. Die Verbindung bricht ab.

In ihrer Not wählt die Familie den Notruf 112, landet bei der Feuerwehr in Bremerhaven. Sie schildern den Beamten die hoffnungslose Lage – schließlich haben sie nur ungefähre Positionsdaten. Die Feuerwehr alarmiert die Seenotleitung in Bremen – Experten, die für solche Situationen da sind und genau wissen, was zu tun ist. Umgehend setzen sich die Mitarbeiter der Seenotrettung mit der amerikanischen Küstenwache in Verbindung.

Das Suchgebiet: Nordatlantik, irgendwo zwischen Bremerhaven und Florida. Die Küstenwache in Miami empfängt nahezu zeitgleich einen automatisierten Alarm der Notfunkbake der brennenden Segelyacht.

Die Position an der die brennende Segelyacht sank – N29°07 W70°42.0
Die Position an der die brennende Segelyacht sank – N29°07 W70°42.0 © Google Maps

Während die Rettungsaktion in den USA anläuft, versuchen die Wachleiter der deutschen Seenotleitung Bremen ununterbrochen, die beiden Schiffbrüchigen zu erreichen. Alle Versuche der Kontaktaufnahme bleiben ergebnislos.

Immerhin: Durch den automatisierten Notruf haben die amerikanischen Retter die Position der Yacht erhalten – N29°07 W70°42.0 Sie funken den Tanker "Nord Nightingale" an, der sich in der Nähe befindet und lenken das Schiff zum Unglücksort.

Wegen der großen Entfernung zum Festland bittet die Küstenwache nun auch die US Air Force um Unterstützung. Diese schickt ein Flugzeug des 920. Rescue Wing, einer Abteilung, die normalerweise für die Suche und Rettung von Soldaten in Kriegsgebieten zuständig ist, zu der Notfallposition. "Die amerikanischen Kollegen haben alles möglich gemacht", sagt Antke Reemts, Sprecherin der Seenotrettung in Bremen. Ein 80-köpfiges Rettungsteam machte sich in den USA auf den Weg – mit Arzt und einem Deutsch sprechenden Offizier.

Die US-Soldaten erreichen die Rettungsinsel
Die US-Soldaten erreichen die Rettungsinsel © Maj. Cathleen Snow / 920. Rescue Wing

Beim Eintreffen des Flugzeuges gegen Mitternacht (MESZ) – Stunden nach der Erstalarmierung – ist die "Nord Nightingale“ bereits am Unglücksort, hat die winzige Rettungsinsel der Schiffbrüchigen in Sichtweite. Die Besatzung kann selbst jedoch nichts unternehmen.

Die Rettung: Fünf Fallschirmspringer mit Tauch- und medizinischer Ausrüstung sowie Schlauchbooten springen 800 Kilometer vor der US-Küste aus der Lockheed HC-130 in den Atlantik. Sie ziehen die beiden Schiffbrüchigen aus der Rettungsinsel in ihr Schlauchboot und bringen sie zum Tanker.

Das Team der Falschirmspringer der US Air Force macht sich bereit, um in den Atlantik zu springen
Das Team der Falschirmspringer der US Air Force macht sich bereit, um in den Atlantik zu springen © U.S. Air Force

Zwei Hubschrauber der Air Force, die während des Fluges in der Luft an dem inzwischen zurückkehrenden Flugzeug aufgetankt werden, fliegen zur "Nord Nightingale", winschen die schiffbrüchigen Norddeutschen, sowie die Retter vom Tanker und fliegen sie nach Orlando. Dort landen die Hubschrauber in einem Baseballstadion, um den kürzesten Transportweg zu einer Spezialklinik zu haben. Vor Ort wird der 48-Jährige, der schwerste Brandverletzungen erlitten hat sofort intensivmedizinisch betreut. Der 66-Jährige bleibt unverletzt.

Einer der beiden Helikopter wird während des Fluges aufgetankt
Einer der beiden Helikopter wird während des Fluges aufgetankt © U.S. Air Force

"Wir haben gehört, dass der Verletzte voraussichtlich in wenigen Tagen die Intensivstation wieder verlassen kann", sagt Seenotleitungssprecherin Reemts. Das positive Ende einer fast unglaublichen Rettungsaktion.