Göttingen. Zwei Studentinnen aus Göttingen liebten denselben Mann. Jetzt ist eine von ihnen tot. Die andere muss sich vor Gericht verantworten.
Für den Staatsanwalt ist der Fall klar: Weil sie es nicht ertragen konnte, dass sich ihr früherer Freund einer anderen Frau zugewandt hatte, soll eine Studentin in Göttingen ihre Rivalin erstochen haben. Mit einem Küchenmesser habe die 28-Jährige die Frau so schwer verletzt, dass diese verblutete, sagte der Staatsanwaltschaft am Dienstag zum Auftakt des Mordprozesses am Landgericht Göttingen.
Die Angeklagte schwieg im Gericht zu den Vorwürfen. Ihr Verteidiger sagte am Rand des Verfahrens, die 28-Jährige werde sich während der Beweisaufnahme voraussichtlich nicht zur Sache äußern. Von ihrem früheren Freund wurde die Angeklagte schwer belastet. Sie habe ihm gestanden, die Tat begangen zu haben, sagte der 31 Jahre alte Informatiker als Zeuge.
Laut Anklage hatte die 28-Jährige, die ebenso wie ihr früherer Freund und das Opfer die chinesische Staatsbürgerschaft besitzt, die Studentin am 28. Oktober in deren Appartement erstochen. Dazu soll sie ein Küchenmesser mit einer gut zehn Zentimeter langen Klinge benutzt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Heimtücke und niedere Beweggründe vor. Das körperlich unterlegene Opfer sei arglos gewesen und dann von einer Vielzahl von Stichen getroffen worden, unter anderem in die Halsschlagader.
Angeklagte gestand ihrem Freund die Tat
Die Leiche wurde noch am selben Tag entdeckt. In der Wohnung sei alles voller Blut gewesen, sagte ein ermittelnder Polizist als Zeuge. „Die Leiche war mit einer Tagesdecke zugedeckt.“
Der langjährige Freund der Angeklagten sagte, er habe die Beziehung mit der 28-Jährigen einige Wochen vor der Tat beendet. Er sei dann mit der 24-Jährigen gemeinsamen Bekannten zusammen gewesen. Noch in der Nacht nach der Tat habe die Angeklagte ihm das Verbrechen gestanden. „Ich habe sie gefragt, ob sie es getan hat“, sagte der Zeuge. „Sie hat mit dem Kopf genickt.“ Später habe seine Ex-Freundin zur Begründung erklärt, sie habe mit ihm zusammenbleiben wollen.
Während des Ermittlungsverfahrens hatte die Angeklagte zwar eingeräumt, am Tattag mit dem Opfer gestritten zu haben. Es sei auch zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen. Getötet habe sie die 24-Jährige aber nicht. Für den Prozess sind weitere Verhandlungstage im Mai und Juni angesetzt.