Das Restaurant Lilium im Hotel Lindtner in Heimfeld setzt bei der neuen Staffel des Lieblingsmenüs auf regionale Produkte.
Mit Ziegenkäse, Garnelen, Steinbutt, Lamm und Rhabarber kommt die Heimat auf den Tisch im Restaurant Lilium im Hotel Lindtner in Heimfeld. Ein bisschen mediterran angehaucht, aber vor allem nordisch-heimelig. Was auch an dem besonderen Charme liegt: Hier kann man abtauchen in eine Wohlfühlatmosphäre, die Hotelchefin Heida Lindtner zum Motto in ihrem Privathotel erklärt hat. „Wir leben das hier alle in einem besonderen Geist“, sagt die gelernte Hotelbetriebswirtin. Sie meint „Lindtner-minded“, was man auch im Eppendorfer Café Lindter finden würde, das die Schwester leitet.
Chefkoch Frank Kriewen hat sein neues Lieblingsmenü auch dem vielen Grün vor dem Hotel angepasst und Frühlingshaftes auf den Teller geholt.
Das Restaurant Lilium serviert das Lieblingsmenü vom 11. April bis zum 29. Mai. Für 59,50 Euro gibt es fünf exklusive Gänge mit fünf passenden Weinen, Wasser und einer Kaffeespezialität. Über die Hamburger-Abendblatt-Ticket-Hotline 040/30 30 98 98 kann man ganz bequem Gutscheine bestellen oder auch in der neuen Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle direkt kaufen. Wie das funktioniert und welche vier weiteren Restaurants in der neunten Staffel des Lieblingsmenüs mitmachen, das steht ganz rechts.
Der erste Gang ist opulent und zeigt, wo es längs geht. Lindtner-minded heißt auch: nicht gerade kleinlich. Gratinierter Ziegenkäse auf warmem Salat von gebratenen Artischocken mit ligurischen Oliven und Frisée. Dazu gibt es noch Croutons. Doch Vorsicht: Wer zum dreierlei Brot auf dem Tisch greift, sollte sich damit nicht satt essen! Der milde Ziegenkäse ist (mit Rosmarin und Thymian) kräftig gewürzt und macht zusammen mit den Oliven Appetit. Die Portionsgröße bleibt, denn das Probemenü haben nur Männer getestet! Im Glas ist ein rassiger Weißwein aus der Toscana: 2015 Vermentino, Fiore del Borgo, Nicchiaia. Er verbindet ganz leicht den Schmelz vom Ziegenkäse mit den kräftigen Aromen.
„Das Produkt ist hier der Chef auf dem Teller“
Das zarte Frühlingsgrün inspiriert zum zweiten Gang: Kopfsalat-Risotto mit Erbsen und sautierten Garnelen. Chefkoch Frank Kriewen gelingen perfekt gegarte Garnelen: saftig, nussig und leicht knackig mit einem Hauch Schärfe (von Cayenne-Pfeffer). „Die grüne Farbe stammt vom Blattsalat“, sagt er. Das schmeichelt nicht nur dem Auge. Zum tollen Schmelz des Risottos passen die Röstaromen vom gebratenen Salat. Hauchdünn gehobelter Parmesan passt da – auch gut zum Wein: 2014 Riva Blanc, Château Haut-Blanville, Languedoc-Roussillon, Frankreich. Das ist eine grandiose Cuvée aus der Rebsorte Chardonnay, sechs Monate im Barrique gereift.
Der erste Hauptgang wird klassisch: Steinbuttfilet auf Spargelragout mit Weißwein-Butter-Soße und Lachs-Kaviar. Das ist sehr leicht gelungen und fällt nach dem üppigen Start nicht so ins Gewicht. Kriewen setzt wieder auf Röstaromen (vom Spargel), die den Fisch sehr gut unterstützen. „Das Produkt ist hier der Chef auf dem Teller, so muss es sein“, sagt Gert Thies-Lembcke, der Mann der Hotel-Chefin.
Der Wein bringt Restaurant-Leiter Florian Steding dazu, wie immer auffallend unauffällig und als Sommelier gern bereit, auch feinste Nuancen beim Wein zu erklären. Zum Steinbutt kommt der Wein aus Rheinhessen: 2014 Sauvignon Blanc trocken, Weingut Wernersbach. Schon im Duft bringt er eine aromatische Breitseite vom Feinsten. Dadurch erhält der Gang eine belebende Frische, die von den mineralischen Einflüssen des Kalkbodens unterstützt wird.
Vor dem Fleischgang kann man sich ein bisschen Zeit lassen. Florian Steding regelt das. Die Küche liegt zentral im Hotel, sodass die Wege kurz sind. Und beim Probemenü im März stand ein archaisches Männerspielzeug im Eingang: ein Morgan Threewheeler (Mittelding zwischen Auto und Motorrad).
„Lammrücken mit Kruste von getrockneten Tomaten, Frühlingszwiebeln, Spitzpaprika und Bärlauch-Kartoffel“, so heißt der Hauptgang. Das Lamm kommt einmal am Knochen und einmal ohne. Es kommt vor allem gut an. Frank Kriewen hat es zart gegart. So etwas muss man können. Die rustikale, leicht süße Tomatenkruste leistet aromatischen Beistand. Verbunden wird das mit der Kartoffel, die als zylinderförmiges Püree mit Bärlauchcreme gekrönt ist. Ein großer Gang! Toll komponiert. Kunstvoll angerichtet. Doch: In Erinnerung bleibt die Qualität des so zarten Lamms.
Auch beim Dessert zeigt der Koch, was er alles drauf hat
Lammfleisch, ebenso wie den Spargel und andere Produkte bezieht das Hotel Lindtner von lokalen Bauern und Lieferanten aus der Nordheide, „die aber nicht verraten werden“, sagt Frank Kriewen. Sonst würden sie überrannt werden.
Rubinrot schimmert der Wein zum Hauptgang: ein 2014 Cabernet Sauvignon, Domaine de Belle Mare, Languedoc-Roussillon, Frankreich. Anico Koch von Rindchens Weinkontor schwärmt: „Das ist ein reinsortiger Cabernet Sauvignon mit typisch authentischen Aromabild nach schwarzer Johannisbeere und würzigen Akzenten. Ein Wein, der seine Fruchtigkeit und seine Fülle charmant verpackt.“
Beim Dessert zeigt der Koch, was Rhabarber im süßen Bereich alles kann. Die roten Pflanzenstengel finden sich als stückiges Kompott, als Soße und als Sorbet. Chef auf dem Teller ist ein kleines Körbchen aus dunkler Schokolade, gefüllt mit einem Joghurtmousse. Erdbeeren und Bruchstücke von weißer Schokolade vervollständigen den Gang. Dazu kommt „ein Hammer“ – so sagt Rindchens Weinkontor über den Wein: 2013 Asti Spumante, Bel Piasi, Cascina Fonda, Piemont, Italien. Der Weinfachmann verspricht: „Aphrodisierende Düfte nach Holunderblüte, Zitrusfrüchten und Salbei, gefolgt von einem Dolce-Vita-Geschmack nach Akazienhonig und Orangenzeste.“
Das süße Leben im Privathotel Lindtner wird allen gefallen, die sich auch mal gern zurückziehen wollen: in ein verschwiegenes Genießer-Reich, wo auf der Uhr statt tickender Hektik nur die Harmonie abläuft.