Der Schauspieler engagiert sich in einer Erstaufnahme in Osnabrück. Flüchtlinge nach Religion und Herkunft zu trennen sei Unsinn.

Der Schauspieler Til Schweiger will im Osnabrücker Flüchtlingshaus eine Kindertagesstätte bauen und ein Fitness-Center einrichten. Auch Räume für Sprachunterricht plane er, sagte er am Mittwoch bei einem Besuch in der niedersächsischen Erstaufnahmestelle. Dort leben derzeit rund 400 Bewohner überwiegend aus Syrien und dem Balkan. In der kommenden Woche sollen weitere 200 Plätze in Containern bezugsfertig sein.

Mit seinem Engagement wolle er andere Prominente auffordern, ebenfalls etwas für Flüchtlinge zu tun, betonte Schweiger: „Klopft mir nicht auf die Schultern, sondern tut was!“ Begleitet wurde der Schauspieler und Regisseur von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und dem Rapper Thomas D von der Band „Die Fantastischen Vier“.

Ihm sei es vor allem wichtig, dass die Flüchtlinge über den Sport eine Möglichkeit bekämen, sich abzureagieren, sagte Schweiger. „Die können den ganzen Tag nur sitzen und warten und können nicht arbeiten.“ Es sei kein Wunder, dass es zu Aggressionen komme, wenn sie dann auch noch zu Tausenden aufeinanderhockten, sagte er mit Blick auf die sich häufenden gewalttätigen Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften.

Flüchtlinge zu trennen sei Unsinn

Den Forderungen, die Neuankömmlinge nach Religion oder Herkunft zu trennen erteilte der Schauspieler eine klare Absage. Pistorius bezeichnete solche Vorschläge als „verquasten Unsinn“. Es handele sich um ganz normale Zusammenstöße, die der Überbelegung geschuldet seien. „Das ist unsere dringendste Baustelle.“ Er derzeit im Gespräch mit einem großen Unternehmer, der ebenfalls bereit sei sich finanziell zu engagieren, sagte der Innenminister.

Eine genaue Summe, die die Ende August gegründete „Til Schweiger Foundation“ investieren werde, konnte Schweiger noch nicht nennen. Er hoffe, weitere Geldgeber animieren zu können. Am Ende werde die Stiftung aber alle offenen Rechnungen begleichen, ergänzte Thomas D, Mitbegründer der Foundation.

Die Planungs- und Bauarbeiten würden sofort starten, kündigte Gerhard Töller, Geschäftsführer der Diakonie, an. Darüber hinaus habe der Deutsche Fußballbund zugesagt, zwei Kleinfeld-Fußballplätze auf dem Gelände zu bauen. Das Flüchtlingshaus wird als einzige der bislang vier Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes von der Diakonie betrieben.

Gespräch mit Flüchtlingen berührte Schweiger

Schweiger berichtete vom Gespräch mit einer Familie, die aus Syrien geflohen ist und seit einigen Tagen im Flüchtlingshaus lebt. Das habe ihn sehr berührt. „Ich bin ein empathischer Mensch und versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich mit meinen Kindern so etwas auf mich nehmen müsste.“

Auch das Engagement der Mitarbeiter habe ihn beeindruckt. Trotz der vielen Schwierigkeiten, gäben sie nicht auf, sondern machten ihre Arbeit noch immer gerne, sagte der Regisseur von Filmen wie „Honig im Kopf“ oder „Keinohrhasen“ und betonte: „Respekt, Respekt, Respekt“.

Unterkunft im Harz liegt auf Eis

Schweiger hatte Ende August die „Til Schweiger Foundation“ gegründet, um benachteiligte Kinder und insbesondere Flüchtlingskinder zu unterstützen. Die Stiftung investiere darüber hinaus in zwei Flüchtlingsprojekte in Hamburg.

Sein Plan für ein Flüchtlingsheim in einer Kaserne im Harz liegt auf Eis. Unklar ist, ob das Gebäude in Osterode wegen einer möglichen Schadstoffbelastung zu nutzen ist.

Schweiger hatte sich im Juli über Ausländerhetze auf seiner Facebook-Seite beklagt. Seitdem meldete er sich mehrmals in Diskussionen um Flüchtlinge zu Wort. Vom Innenminister des Landes Niedersachsen erntet er dafür viel Lob. „Ich wünsche mir mehr Menschen mit diesem Promistatus, die das auch nutzen. Thomas D. und Til erreichen andere Menschen über ihre Kanäle als wir Politiker“, sagte Pistorius.