Hannover. Ein ehemaliger IS-Kämpfer aus Wolfsburg, der in den Dschihad nach Syrien zog, berichtet von grausamen Details aus dem Krisengebiet.

Ein angeklagter ehemaliger IS-Kämpfer aus Wolfsburg hat bereits vor Prozessauftakt ausgepackt und grausame Details aus seiner Zeit im Kriegsgebiet geschildert. „Gefängnis in Deutschland ist mir viel lieber als Freiheit in Syrien. Dann können Sie sich schon vorstellen, wie schrecklich das war“, sagte Ebrahim H.B. NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“.

Er berichtete, ihm sei die Leiche eines potenziellen Verräters der Terrororganisation „Islamischer Staat“ mit abgehackten Kopf gezeigt worden, um ihn davor zu warnen, abtrünnig zu werden. „Wenn Du dahin gehst, Du bist entweder tot oder tot“, sagte er.

Der 26-jährige Massagetherapeut soll laut Anklage der Bundesanwaltschaft bereit gewesen sein, für den IS als Selbstmordattentäter zu sterben. Ein geplanter Anschlag in Bagdad sei aber nicht umgesetzt worden, weil einige Gruppenmitglieder vorher festgenommen wurden, heißt es in der Anklageschrift.

Auf der Flucht nach Deutschland

Der Prozess gegen den 26-Jährigen und seinen Freund Ayoub B. beginnt am 3. August vor dem Oberlandesgericht Celle. Beiden Männern drohen langjährige Haftstrafen. Auch Ayoub B. soll sich als Kämpfer dem IS zur Verfügung gestellt haben. Beide Männer sollen außerdem an der Rekrutierung neuer Mitglieder beteiligt gewesen sein, heißt es in der Anklage der Bundesanwaltschaft. Für den Prozess sind bis Ende des Jahres bisher 33 Verhandlungstage angesetzt.

Die beiden Männer reisten im Sommer 2014 über die Türkei nach Syrien. In Kontakt mit der Terrororganisation sollen sie über eine Moschee am Wolfsburger Hauptbahnhof gekommen sein. Beide flohen nach einigen Monaten wieder zurück nach Deutschland, wo sie später festgenommen und im Frühjahr dann angeklagt wurden.

Ebrahim H.B. schilderte, wie ihm in einem Auffanglager für ausländische Kämpfer als erstes Handy, Pass und persönliche Dinge abgenommen wurden. Der 26-Jährige berichtete im ARD-Magazin „Panorama“, er und andere junge Leute aus Wolfsburg seien unter anderem mit dem Versprechen, viele Frauen und teure Autos haben zu können, nach Syrien gelockt worden.

Mindestens 20 Männer aus Wolfsburg um IS

Ebrahim B. soll zu einer Gruppe von mindestens 20 jungen Männern aus Wolfsburg gehört haben, die sich seit 2013 der Terrororganisation „Islamischer Staat“ anschlossen. Mindestens sieben sollen gestorben sein. Der Prozess im August ist der erste dieser Art in Niedersachsen.

Zu seinen Motiven, über den IS auszupacken, sagt Ebrahim H.B.: „Ich hab das Bedürfnis, vieles zu erklären.“ Nur wenige Rückkehrer seien aber bereit, zu reden. „Wer gibt schon gerne zu, dass er verarscht worden ist.“