Gut zwei Jahre nach seinem Rücktritt geht der Ex-Bundespräsident an die Öffentlichkeit. Laut Verlag handelt es sich bei dem Buch um ein Lehrstück über Politik, Presse und Justiz, das nachdenklich macht.

Hannover/Berlin. Am 17. Februar 2012 trat Christian Wulff nach 598 Tagen von seinem Amt als Bundespräsident zurück. Das Landgericht Hannover hatte den heute 54-Jährige Ende Februar vom Vorwurf der Vorteilsnahme in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident freigesprochen.

Hinter ihm lag eine Zeit mit Korruptionsvorwürfen, Ermittlungen, Gerichtsverfahren, Trennung von Ehefrau Bettina Wulff. Jetzt geht der Ex-Bundespräsident und ehemalige niedersächsische Ministerpräsident noch einmal an die Öffentlichkeit. Am Dienstagnachmittag präsentiert Christian Wulff in Berlin im Haus der Bundespressekonferenz sein Buch "Ganz oben Ganz unten".

Christian Wulff will nach Angaben des Verlages C.H. Beck aus seiner Sicht schildern, „wie die Affäre inszeniert wurde, was sich hinter den Kulissen abspielte und wie es sich anfühlt, derlei massiven Angriffen ausgesetzt zu sein“. „Auch seine eigenen Fehler benennt er“, kündigt der Verlag C.H. Beck an. Ganz oben Ganz unten ist ein Lehrstück über Politik, Presse und Justiz, das nachdenklich macht“, heißt es in der Pressemeldung des Verlags.

Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU) sieht im autobiografischen Buch „Ganz oben Ganz unten“ von Ex-Bundespräsident Christian Wulff einen wichtigen Beitrag zur kritischen Debatte über Medien im Online-Zeitalter. Der große Vorteil in der digitalen Politikvermittelung sei die Aktualität, sagte der Wulff-Vertraute Hintze am Dienstag im Deutschlandfunk. „Aber der Nachteil ist, dass diese Online-Wirklichkeit eine immer schnellere Produktion von Nachrichten erzwingt, eine permanente Erregung von Aufmerksamkeit.“ Damit verbunden sei die Gefahr von Oberflächlichkeit und „die Gefahr, dass Unbedeutendes oder gar nicht Vorhandenes skandalisiert wird“.

Bis spätestens an diesem Donnerstag entscheidet sich, ob die Staatsanwaltschaft Hannover den Freispruch Wulffs doch noch akzeptiert oder an ihrer Revision festhält. Wulff wäre bei einem Verzicht juristisch rehabilitiert, andernfalls müsste der Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Urteil auf Rechtsfehler überprüfen. Schon vor Gericht hatte Wulff signalisiert, dass er sich als Opfer einer übereifrigen Staatsanwaltschaft sieht. Kaum ein anderer Politiker in Deutschland ist so tief gefallen wie er – neben Amt, Ruf und Ehre – ging auch seine Ehe mit der ehemaligen First Lady Bettina in die Brüche.