Der Klimawandel wird die Landwirtschaft verändern, da sind sich Experten sicher. In Niedersachsens haben Bauern schon jetzt Probleme, Wasser für ihre Felder zu finden. Das Projekt soll Auswege zeigen.
Uelzen. Während die Landwirte an der Nordseeküste vom Klimawandel eher profitieren könnten, dürften die Probleme bei der Bewässerung vor allem im Nordosten Niedersachsens deutlich zunehmen. „Wir werden trockenere Sommer und feuchtere Winter bekommen“, warnte Jürgen Grocholl von der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen in Uelzen. Dort wurden am Dienstag die Ergebnisse von Klimzug-Nord für die Landwirtschaft der Metropolregion Hamburg präsentiert. Das vor fünf Jahren gestartete Forschungsprojekt Klimzug (Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten) sollte bundesweit Möglichkeiten finden, den Folgen des Klimawandels zu begegnen.
„Die Sicherung der Wasserversorgung für die Landwirtschaft wird die zentrale Herausforderung sein“, sagte Grocholl in Uelzen. Das gelte besonders für die Ostheide mit ihren trockenen Böden. „Wir brauchen mehr Wasser und mehr Beregnung“, kündigte der Agraringenieur an. Die durchschnittliche Jahrestemperatur werde bis 2050 um bis zu 1,5 Grad ansteigen, hieß es am Dienstag.
„Wir müssen zukünftig möglichst verdunstungsschonend arbeiten“, betonte Ekkehard Fricke, Beregnungsexperte der LWK. So könne der Boden mit Mulch bedeckt werden. Auch geringere Saatstärken und neue Düngungsverfahren seien hilfreich. Vor allem gelte es aber, die vorhandenen Bodenwasservorräte optimal zu nutzen. Moderne Beregnungstechniken hätten sich dabei als ausgesprochen hilfreich erwiesen. So könnten Kreisberegnungsanlagen die Pflanzen viel präziser bewässern als bisherige Wasserkanonen.
Experimente mit äthiopischer Hirse
„Durch eine gezielte Versickerung von geklärtem Abwasser können wir die verfügbare Grundwassermenge erhöhen“, sagte Imke Mersch, Projektleiterin von Klimzug-Nord. Für veränderte Bewässerungstechniken stünden aber auch Veränderungen in der Agrarstruktur bevor. Sogenannte Kulturlandschaftspläne sollen dabei die Wünsche von Landwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung früh erfassen und mögliche Konflikte klären. „Wünschenswert wäre dabei die Bereitstellung von Fördermitteln, beispielsweise für die Moderation von Abstimmungsprozessen“, sagte die Landwirtschafts-Expertin.
Zur höheren Neubildung von Grundwasser kann künftig auch der Wald beitragen: „Unter Laubwäldern ist sie höher als unter Nadelwäldern“, erläuterte Grocholl. In einem Pilotprojekt wurden so unter anderem Eichen und Buchen statt der lange bevorzugten Kiefern angepflanzt. Der anstehende Waldumbau sei aber kostenintensiv und müsse von der öffentlichen Hand gefördert werden. Hintergrund: Die schnell wachsenden Nadelhölzer sind deutlich wirtschaftlicher.
Auch auf die Obstbauern an der Niederelbe sieht Grocholl klimabedingte Probleme zukommen. So müssten sich etwa die Landwirte im Alten Land auf eine Zunahme von Krankheiten sowie neue, wärmeliebende Krankheitserreger und Schädlinge einstellen.
Besonders angepasste Nutzpflanzen konnten die Experten am Dienstag nicht empfehlen. Selbst mit äthiopischer Hirse war im Rahmen von Klimzug-Nord experimentiert worden. „Teff braucht zwar wenig Wasser, hat sich im Probeanbau aber nicht bewährt“, berichtete Imke Mersch.