Länger sicher und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben: Was sich viele ältere Menschen wünschen, macht moderne Technik zur Realität. In Braunschweig zeigt eine Modellwohnung, was alles möglich ist.
Braunschweig. Moderne Technik macht es möglich: Viele ältere oder kranke Menschen wollen möglichst lange sicher und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben. Elektronische Assistenzsysteme helfen dabei – wie in einer Modellwohnung in Braunschweig, wo solche technischen Hilfen gezeigt werden. „Dieses Thema wird in unserer alternden Gesellschaft immer wichtiger“, sagt Projektleiterin Ann-Kathrin Lumpe vom Braunschweiger Informatik- und Technologiezentrum, das der Technischen Universität angegliedert ist. „Wir zeigen den Besuchern, was heute technisch machbar ist.“
Die Zwei-Zimmer-Modellwohnung im Stadtteil Heidberg, der den höchsten Altersdurchschnitt in Braunschweig hat, ist barrierefrei und hat verschiedenste Ausstattungen: von höhenverstellbaren Küchenschränken, Regalen oder Waschbecken über Aufsteh-Hilfen im Sessel bis zum Dusch-WC im Bad. Vor allem aber ist viel intelligente und vernetzte Elektronik installiert. Mit einer Fernbedienung können etwa elektrische Geräte wie Küchenherd oder Fernseher, aber auch Fenster, Türen oder Jalousien bedient werden.
Zudem reagiert ein Sensor, den man am Körper trägt, bei einem Sturz und alarmiert festlegte Bezugspersonen. Bewegungsmelder registrieren, wenn man nachts aus dem Bett aufsteht und zur Toilette will – und stellen automatisch die Beleuchtung auf dem Weg dorthin an. Wenn man die Wohnung verlässt, werden Türen, Fenster oder der Herd kontrolliert und gegebenenfalls selbstständig geschlossen oder abgestellt.
„Diese intelligente Wohnung ist auch für junge Menschen interessant, weil sie mehr Komfort und Sicherheit bietet“, findet Projektleiterin Lumpe. Sie spricht daher von „generationsgerechtem Wohnen“. Eine vergleichbar ausgestattete Wohnung gebe es noch in Wolfsburg. Die Zusammenarbeit mit dem Betreiber Wolfsburg AG sei eng. Es müsse aber noch mehr Modellwohnungen geben, um das Thema stärker voranzubringen, sagt Lumpe.
Im Stadtteil Heidberg seien für 2014 zwei Forschungswohnungen geplant, in denen Technologien weiter entwickelt werden sollen. Ziel sei es beispielsweise, die routinemäßigen Alltagshandlungen der Bewohner zeitlich zu erfassen und bei deutlichen Abweichungen einen Alarm auszulösen.
Mit dem Projekt sollen nicht nur ältere Menschen, sondern auch Wohnungsgesellschaften, Handwerksbetriebe, Sozialdienste oder Ärzte auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Nahe der Modellwohnung gibt es etwa schon ein mit der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade betriebenes Beratungszentrum, das hilfesuchende ältere Menschen aufklärt – und spezialisierte Handwerksbetriebe vermittelt.
„Für das Handwerk gibt es hier ein großes Marktpotenzial“, meint der stellvertretende Kammer-Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer. Deshalb biete man im eigenen Bildungszentrum spezielle Schulungen zum Berater für generationsgerechte Assistenzsysteme an.
Bereitgestellt wird die Braunschweiger Modellwohnung von der kommunalen Gesellschaft Nibelungen Wohnbau. Geschäftsführer Rüdiger Warnke sieht das Projekt im Zusammenhang mit Bemühungen, auch das soziale Umfeld in dem überalterten Stadtteil seniorengerechter zu gestalten: Vom Einzelhandel und Handwerk über Nachbarschaftshilfen und mehr Angebote in haushaltsnahen Dienstleistungen.