Auch im Norden wurde der Karneval bunt und laut zelebriert: In Braunschweig feierten 200.000 Narren am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein.
Braunschweig. „Brunswiek Helau!“ Dieser Jecken-Gruß schallte am Sonntag unzählige Male durch die Gassen Braunschweigs. Gute Laune und Bilderbuchwetter hatten Schätzungen zufolge rund 200.000 Narren und Schaulustige in die Stadt geführt. Zugmarschall Gerhard Baller und die anderen Tollitäten strahlten mit Klärchen um die Wette. Diesjähriges Motto: „Brunswiek, die mobile Okerstadt, ist froh, das sie die Narren hat.“
Pünktlich gegen 12.40 Uhr hatte sich der Tross mit 75 Motivwagen in Gang gesetzt. Teufelchen, Hexen, Schneemänner, Kühe, Bären, Prinzen – die Braunschweiger Innenstadt war voll mit teils bierseligen und gut gelaunten Menschen. Angemeldet hatten sich rund 5000 Teilnehmer – 180 Gruppen mit 1600 Spielleuten in 47 Spielzügen. Mit mehr als sechs Kilometern Länge ist der „Schoduvel“ der größte in Norddeutschland. Leider mussten aufgrund der grassierenden Grippewelle einige ihre Teilnahme absagen, bedauerte Zugmarschall Baller.
Niedersachsens ehemaliger Ministerpräsident Gerhard Glogowski verteilte einen Tag vor seinem 70. Geburtstag unter anderem Bollchen, so nennen die Braunschweiger ihre Bonbons, an das jubelnde Volk. Sichtlich Spaß am bunten Treiben hatte auch Glogowski-Freund Kurt Bodewig, Bundesverkehrsminister im Kabinett der Schröder-Regierung: „Ich bin sehr angetan von dem, was hier auf die Beine gestellt wird.“
Der „Schoduvel“ schlängelte sich bereits zum 35. Mal durch die Innenstadt Braunschweigs. „Schoduvel“ bedeutet so viel wie „Scheuchteufel“. Dieser sollte mit Hilfe des Erbsenbärs schon im Mittelalter den Winter verscheuchen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Brauchtum in der Region im Jahr 1293. „Damit waren wir um einiges früher dran als der rheinische Karneval“, sagte der Senatspräsident der Braunschweiger-Karnevalgesellschaft, Jürgen Hodemacher. In Köln seien erste Nachweise erst um das Jahr 1343 aufgetaucht.
„Wir sind seit 2007 mit viel Herzblut dabei“, erzählt Wilfried Flammann von der Evessener Karnevalgesellschaft. „Regenschirm statt Rettungsschirm“, so das Motto der Karnevalisten aus dem Landkreis Wolfenbüttel. Auch in diesem Jahr waren die Bankenkrise, der Euro-Rettungsschirm und die Griechenlandhilfe sowie die Atommüll-Endlagerproblematik die bestimmenden politischen Themen. Aber auch der mittlerweile ziemlich wahrscheinliche Aufstieg der Braunschweiger Eintracht in die erste Fußball-Bundesliga.
Vom gelben Unterseeboot spielt der Spielmannszug der Privilegierten Schützengesellschaft aus Goslar. Bei der ebenfalls durch Grippe reduzierten Gruppe in Teufelsgewändern ist der kleine Finn mit zwei Jahren der Jüngste. Für den Oldie und Zugchef Wolfgang Buzdok (71) ist der Umzug in Braunschweig neben dem Schützenfest in Goslar der Höhepunkt des Jahres.
Bereits am Sonnabend winkte in Osnabrück beim „Ossensamstag“ das Stadtprinzenpaar Seine Tollität Horst I. und Marita I. den begeistert jubelnden Karnevalisten zu. Zehntausende Narren feierten ausgelassen bei knackiger Kälte in der Innenstadt. An dem Umzug nahmen nach Angaben der Organisatoren insgesamt 67 Gruppen teil. Am späten Nachmittag ging dann die Party in der Altstadt zu Ende. „Es war alles problemlos, es ist relativ friedlich gelaufen“, berichtete ein Polizeisprecher.