Am zweiten Tag seiner Israel-Reise legte McAllister einen Kranz in der “Halle der Erinnerung“ in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem nieder.

Jerusalem. Schon der erste Eindruck von Yad Vashem ist tief bewegend. Auf einer riesigen Videoinstallation ist ein Chor von ungarischen Kindern zu sehen, die die heutige Nationalhymne Israels singen. „Sie können davon ausgehen, dass fast keines dieser Kinder überlebt hat“, sagt Museumsführerin Noa Mkayton. Neben ihr steht der niedersächsische Regierungschef David McAllister, den das Schicksal der 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder sichtlich bewegt.

Ein Besuch der weltweit größten Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem ist vor allem bedrückend. Am Mittwoch machte McAllister diese eindringliche Erfahrung – kein leichter Gang am zweiten Tag seiner Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete. Er nimmt die Erkenntnis mit, dass der Massenmord an den Juden Mahnung und auch Verpflichtung sei, Rassismus und Fanatismus zu bekämpfen, wie er am Ende des Besuchs in das Gästebuch schreibt.

Besonders eindrucksvoll ist die „Halle der Erinnerung“ mit der Gedenkflamme für die Opfer des Holocaust. In dem abgedunkelten Raum legt der 41-Jährige einen Kranz nieder und hält im Gedenken inne. Dabei fällt der Blick auf die Namen von 22 Konzentrationslagern, die im Boden eingelassen sind – auch Bergen-Belsen bei Celle. Zwischen

1941 und 1945 kamen in dem Lager in der Lüneburger Heide mehr als 70.000 Menschen ums Leben. Doch McAllister gedenkt bei seinem ersten Israel-Besuch nicht nur der Toten, ebenso trifft er sich mit Überlebenden aus Bergen-Belsen.

Keine einfachen Begegnungen im Vergleich zu solchen Auslandsreisen, bei denen Politiker routinemäßig die Zusammenarbeit mit Partnerregionen loben. McAllister wirkt dementsprechend konzentriert und angespannt, rund fünf Monate vor der Landtagswahl im Januar will er sich hier keinen Fehltritt erlauben.

So fiel die Vorbereitung diesmal besonders intensiv aus. Mit dem festgefahrenen Friedensprozess, den Spannungen Israels mit dem Iran oder dem umstrittenen Urteil zur Strafbarkeit von Beschneidungen hat McAllister sonst nichts zu tun – in Israel muss er darüber Bescheid wissen. Denn er weiß: Tritt er mit einer unglücklichen Äußerung ins Fettnäpfchen, werden israelische Medien groß darüber berichten. So äußert er sich überwiegend diplomatisch, erkundigt sich nach den Perspektiven für eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israelis und Palästinensern, ohne sich dabei auf eine Seite zu schlagen.

Hätte der CDU-Politiker nicht selbst einen Beitrag in der auflagenstärksten israelischen Tageszeitung geschrieben, wäre sein Aufenthalt in den israelischen Medien wohl kaum registriert worden. Selbst der Staatsbesuch von Bundespräsident Joachim Gauck Ende Mai war den Zeitungen nur eine Berichterstattung auf hinteren Seiten wert. Zu sehr sind die Israelis mit der brisanten Situation in Nahost und der fortwährend gefühlten Bedrohungslage beschäftigt.

Dennoch kommen die angestrebten Treffen mit der israelischen Staatsspitze zustande. Präsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu – beide nehmen sich Zeit für ein Treffen mit dem deutschen Politiker aus Niedersachsen, was keine Selbstverständlichkeit ist.