Nach 72 Jahren werden bei der einstigen Traditionswerft Nordseewerke im ostfriesischen Emden künftig keine U-Boote mehr gebaut.

Emden. Nach 72 Jahren werden bei der einstigen Traditionswerft Nordseewerke im ostfriesischen Emden keine U-Boote mehr gebaut. Die letzten Sektionen für ein israelisches und ein deutsches U-Boot werden in den kommenden Tagen von der Ems zur Fertigstellung an die Ostsee bei der Kieler Howaldtswerke Deutsche Werft (HDW) geschleppt. Dort hat der Hamburger Mutterkonzern Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) den U-Boot-Bau konzentriert. Mit einem letzten Marineauftrag zur Ausrüstung eines Einsatzgruppenversorgers schließt 2012 endgültig auch das Kapitel des Schiffbaus in Emden.

Nach dem Verkauf der Werft 2009 an das Stahlbauunternehmen Siag werden dort Bauteile für Offshore-Windkraftanlagen gefertigt. Die TKMS-Tochter Emder Werft und Dockbetriebe GmbH setzt auf dem Gelände nur noch einen Schiffsreparaturbetrieb fort.

Als eine der ältesten deutschen Großwerften wurden die Nordseewerke 1903 in Emden gegründet. 1939 begann der Bau von Marine-U-Booten, der nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt wurde. Dazu zählten Aufträge für Norwegen, Argentinien und auch umstrittene Lieferungen an Israel. Zuletzt unterstrich Emden seinen Ruf als Spezialwerft mit dem Bau der U-Bootklasse 212A. Sie zählt mit ihrem außenluftunabhängigen Antrieb über Brennstoffzellen als modernste der Welt.

Nur 38 von zuletzt 115 Mitarbeitern der Konstruktionsabteilung sind mit dem Umbau der Werft nach Kiel gewechselt. "Das ist ein enormer Verlust für die Stadt und die Werft, die viele Spezialisten abgeben muss“, sagte Erich Bolinius, der in einem Buch die wechselvolle Geschichte der Werft beschrieben hat und dort 46 Jahre arbeitete. Rüstungsaufträge wie der Bau von U-Booten und Fregatten seien für Emden stets ein wichtiges Standbein neben dem von vielen Krisen geprägten zivilen Schiffbau gewesen. (dpa)