Im Fall des getöteten Mädchens aus Emden hat die Polizei einen Verdächtigen verhört. Der Mann schwieg jedoch zu den Vorwürfen.
Emden. Der nach der Tötung der elfjährigen Lena in Emden festgenommene Tatverdächtige hat bei seiner Vernehmung zu den Vorwürfen geschwiegen. "Er hat kein Geständnis abgelegt“, sagte Polizeisprecherin Sabine Kahmann am Mittwoch. Die Ermittler arbeiteten derzeit "mit Hochdruck“ daran, den bestehenden Tatvorwurf gegen den Mann zu erhärten, sagte eine weitere Polizeisprecherin auf Anfrage. Die 40-köpfige Mordkommission prüfe alle tatrelevanten Indizien. Zur Person des Tatverdächtigen machte die Polizei keine Angaben.
Aus der Bevölkerung seien mittlerweile etwa 150 Hinweise zu dem Fall eingegangen, viele davon nach Veröffentlichung ein Videos mit dem mutmaßlichen Täter. Für Donnerstag sei eine Pressekonferenz geplant. Der Tatverdächtige war am Dienstagabend drei Tage nach dem Tod des Mädchens festgenommen worden. Das Kind wurde Opfer einer Sexualstraftat.
Für viele Menschen in Emden war die Nachricht von der Festnahme eine Erlösung. Der Mord hatte die ganze Stadt in einen Schockzustand versetzt. Die Elfjährige war am Sonnabendnachmittag mit einem gleichaltrigen Freund zum Entenfüttern aufgebrochen. Am Abend fand man ihre Leiche in einem Parkhaus. Die Polizei sprach von einem Sexualverbrechen und wertete die Aufnahmen der zwölf Überwachungskameras im und am Parkhaus aus.
Gestern Nachmittag dann ein erster Erfolg. Die Polizei veröffentlichte ein Video im Internet, auf dem ein dunkel gekleideter Mann zu sehen ist, wie er allein durch das Parkhaus geht - möglicherweise der Täter. Sein Gesicht ist auf den Bildern nicht zu erkennen. Dennoch hofften die Ermittler, dass Bekannte des Mannes ihn anhand der Aufnahmen identifizieren könnten. War das die entscheidende Spur?
Der Tod des Mädchens hatte Tausende Menschen in Emden und Ostfriesland tief berührt. Viele legten vor dem City-Parkhaus Blumen nieder. Oberbürgermeister Bernd Bornemann (SPD) wertete es als gutes Zeichen, dass derart viele Menschen ihr Mitgefühl gegenüber der Familie des Opfers gezeigt hätten. "Ich verstehe auch die Angst der Eltern, dass ihrem Kind etwas geschehen könnte", sagte er. Das Ereignis sei traumatisch für die ganze Stadt. Am Montagabend hatten sich rund 1500 Menschen vor dem Bahnhof zu einer spontanen Schweigeminute getroffen. Anschließend waren sie zu dem Tatort gelaufen und hatten dort Kerzen entzündet. Viele äußerten sich fassungslos, dass es in der Kleinstadt mit 50 000 Einwohnern zu einem Mord an einem Kind gekommen sei. Schockierend sei auch, dass der Täter mitten in der Stadt und noch in Sichtweite der Polizeistation das Kind getötet hatte.
Emden plant Trauerfeier für das getötete Mädchen
Die Familien des Opfers und des Jungen werden derzeit von Helfern betreut. Voraussichtlich wird es in den kommenden Tagen eine Trauerfeier für das getötete Mädchen geben. Ort und Zeitpunkt stehen noch nicht fest.
Nach Erkenntnissen der Polizei hatte das Mädchen mit einem ebenfalls elfjährigen Nachbarsjungen am Sonnabend gegen 17 Uhr das Elternhaus verlassen. Beide waren mit einem Fahrrad unterwegs. Ob später beide auf den Täter trafen oder nur das Mädchen, ist noch nicht klar. Aus der Vernehmung des unter Schock stehenden Jungen konnte sich die Polizei nur ein lückenhaftes Bild machen. Fest scheint zu stehen, dass der Junge mit seinem Fahrrad allein nach Hause gefahren war und seiner Mutter davon berichtete, dass seine Freundin "plötzlich weg" war, sagte Werner Brandt, Leiter der Mordkommission. Die Mutter des Jungen alarmierte daraufhin die Mutter von Lena, die zusammen mit dem Vater des Mädchens auf die Suche ging. Am Parkhaus baten sie schließlich den Wachmann um Hilfe. Angeblich hat die Mutter ihre Tochter leblos gefunden.
Zunächst soll der Schutz der Eltern gewahrt werden
"Wir wollen den Weg des Mädchens möglichst genau nachzeichnen. Jedes Detail ist für uns interessant", sagte Brandt. Deshalb bittet er um Informationen aus der Bevölkerung. "Wir wollen so viele Hinweise wie möglich." Möglicherweise wird die Polizei heute Details zu der Festnahme des Verdächtigen bekannt geben.
Brandt versicherte, dass alle eingesetzten 40 Beamten mit höchster Motivation an der Aufklärung arbeiten. Die "Emder Zeitung" zitiert einen Beamten aus der Polizeiführung: "So eine Tat hat es hier seit Jahrzehnten nicht gegeben." Zwar seien auch in Emden Tötungsdelikte zu beklagen gewesen, aber nicht in dieser Dimension.
Mit Material von dpa und dapd