Mayen/Neubrandenburg (dpa/mv). Die Bienen sind in diesem Jahr in MV verspätet, aber dennoch zur richtigen Zeit in Hochform gekommen. Auch die Rapsblüte setzte verspätet ein, war dann aber umso intensiver. Das zeiget sich in den Schleudern der Imker.
Trotz des witterungsbedingt eher späten Saisonstarts können die Imker in Mecklenburg-Vorpommern für dieses Jahr erneut mit einer guten Honigernte rechnen. „Nach dem, was ich so zu hören bekomme, ist man mit den Erträgen doch recht zufrieden“, sagte der Vorsitzende des Landesimkerverbandes, Carsten Fischer. Das zu Frühjahrsbeginn oft kühle und regnerische Wetter habe Pflanzen und Bienen zunächst noch gebremst. Doch dann sei die Natur geradezu explodiert und die Bienen seien besonders fleißig geflogen. Nach Angaben Fischers macht die Frühjahrstracht mit dem Raps als wichtigster Bienenweide im Nordosten je nach Standort 60 bis 80 Prozent der jährlichen Honigernte aus.
Einer bundesweiten Umfrage des Fachzentrums Bienen und Imkerei im rheinland-pfälzischen Mayen zufolge wurden in der ersten Jahreshälfte pro Bienenvolk im Schnitt 18,4 Kilo Honig eingeholt. Das waren 3,1 Kilo mehr als im langjährigen Mittel, wie das Fachzentrum auf dpa-Anfrage mitteilte. Im Vorjahreszeitraum seien es aber mit 20 Kilo noch mehr gewesen.
„Das Bienenjahr fing spät an, verlief dann bei gutem Wetter aber positiv“, konstatierte auch Fachzentrums-Leiter Christoph Otten. Die Bienen hätten viele Pollen und viel Nektar gefunden. Es könne daher von einem überdurchschnittlichen Jahr gesprochen werden. Separat zu der Umfrage bezieht das Fachzentrum Erkenntnisse zur Ernte und zur Bienengesundheit aus rund 600 Waagen, die bundesweit an Bienenstöcken angebracht sind. Zuletzt waren die Bienenstöcke schwerer als im Vorjahr, es war also recht viel Honig drin. Das kann als gutes Vorzeichen verstanden werden, dass auch die Sommertracht ertragreich sein wird.
Besonders gut schnitten nach Ottes Angaben im Frühjahr Imker in Schleswig-Holstein sowie in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen ab. Dort seien der Umfrage zufolge jeweils mindestens 26 Kilo geschleudert worden. Allerdings nahmen dort nur relativ wenige Imker an der Befragung teil, die Kilo-Angaben sind also nur bedingt aussagekräftig. „Dass Rapsfelder in diesem Jahr wieder viel Ertrag brachten, ist eindeutig“, nannte Imkerei-Fachmann Otten als Grund für das Ertragsgefälle. Im Norden und Osten Deutschlands wird vergleichsweise viel Raps angebaut.
Nach Angaben Fischers läuft in Mecklenburg-Vorpommern derzeit noch eine verbandsinterne Abfrage unter den landesweit etwa 2000 organisierten Imkern. Er rechnet für Ende August mit Resultaten, die dann auch einen Überblick über die Jahreserträge liefern. Nach seinen Angaben schleuderten die Bienenhalter 2022 im Schnitt gut 34 Kilogramm Honig je Volk. Besonders hoch seien die Erträge in den Kreisen Nordwestmecklenburg, Vorpommern-Rügen und Mecklenburgische Seenplatte gewesen, mit teilweise mehr als 40 Kilogramm je Bienenvolk. Die Zahl der Imker im Land wird insgesamt auf etwa 3000 geschätzt, die knapp 30 000 Bienenvölker halten.
In Deutschland gibt es geschätzt 1,1 Millionen Bienenvölker und etwa 170 000 Imkerinnen und Imker, die allermeisten von ihnen machen dies als Hobby oder im Nebenerwerb. Das Fachzentrum Bienen und Imkerei ist für eine Branchenumfrage zuständig, an der dieses Mal rund 6400 Imkerinnen und Imker teilnahmen. Es ging um die bis Mitte Juni laufende Frühjahrsernte, die sogenannte Frühtracht. Zu der Mitte Juli beendeten Spättracht läuft noch eine weitere Befragung.
Schätzungsweise ein Viertel des im Inland konsumierten Honigs kommt aus Deutschland, der Rest aus Staaten wie der Ukraine, Mexiko oder Argentinien.