Schwerin (dpa/mv). Die Wohngeldreform soll mehr Menschen besser helfen, ihre Mietkosten zu tragen. Doch was, wenn die Behörden überlastet sind? Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen fordert die Landesregierung in Schwerin zum Handeln auf.
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) befürchtet Probleme bei der Umsetzung der Wohngeldreform in Mecklenburg-Vorpommern. Verbandspräsident Andreas Breitner forderte am Sonntag, zentrale Wohngeldstellen einzurichten. Gegenwärtig gebe es im Land 121 Wohngeldstellen, die neben ihrer normalen Arbeit den Ansturm der neuen Wohngeldberechtigten bewältigen sollen. Die Landesregierung selbst erwarte mit künftig rund 76.000 Anspruchsberechtigten mehr als eine Verdreifachung der Haushalte, die mit Beginn des neuen Jahres Anspruch auf Wohngeld haben.
Experten warnen nach Breitners Angaben davor, dass viele Anspruchsberechtigte mehrere Monate auf das ihnen zustehende Geld warten müssten, weil die einzelnen Wohngeldstellen überlastet seien. Viele Kommunen sind demnach derzeit nicht in der Lage, ausgeschriebene Stellen in den Wohngeldstellen zu besetzen. „Das ist Chaos mit Ansage“, kritisierte Breitner. „Gerade im Januar und Februar, in denen finanzschwache Haushalte wegen gestiegener Heizkosten mehr Geld benötigen, werden sie es nicht erhalten.“
Sinnvoll wäre aus Breitners Sicht, vorübergehend in jedem der sechs Landkreise und Rostock eine Zentralstelle zu schaffen. Um genügend Personal zu bekommen, sollten gezielt pensionierte Beamte angesprochen werden. „Sollte das nicht ausreichen, könnten Hilfsorganisationen und - wie bei Corona - die Bundeswehr um personelle Unterstützung gebeten werden.“
Sein Eindruck sei, dass in Mecklenburg-Vorpommern die Landesregierung sich aus der Verantwortung stehle und die Umsetzung der Wohngeldreform allein den bereits mit der Grundsteuerreform belasteten Kommunen überlasse. „Es reicht aber nicht, in Sonntagsreden von sozialer Teilhabe zu sprechen und unter der Woche die Menschen im Regen stehen zu lassen.“
Breitner warnte die Landesregierung davor, die Wohnungsunternehmen mit den Sorgen und Problemen ihrer Mieter allein zu lassen. „Unsere Mitgliedsunternehmen haben versprochen, dass niemand seine Wohnung verliert, wenn die Heizkostenrechnung nicht bezahlt werden kann.“ Zudem sei es sinnvoll, dass die Menschen bei Problemen frühzeitig das Gespräch mit ihrem Vermieter suchen. „Das bedeutet aber nicht, dass der Staat frühzeitig ohne Ehrgeiz und Ambition quasi reflexartig die Segel streicht und die am Gemeinwohl orientierten Vermieter mit den existenziellen Sorgen ihrer Mieterinnen und Mieter im Stich lässt.“
Der VNW vertritt nach eigenen Angaben in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein 406 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 686.000 Wohnungen leben rund 1,5 Millionen Menschen.