Schwerin. Die Bevölkerung war gewarnt, dass es laut werden würde. Doch am ersten bundesweiten Warntag blieb es vielerorts still, weil keine Sirenen heulten. Und auch die Warn-Apps wurden erst spät aktiv. Für Innenminister Caffier als Mitinitiator des Probealarms bedenklich.
Am bundesweit ersten Katastrophen-Warntag haben die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstag vielerorts vergeblich auf das angekündigte Heulen der Sirenen gewartet. Als einen Grund nannte ein Sprecher des Städte- und Gemeindetags in Schwerin, dass nach 1990 ein Großteil der akustischen Warnanlagen abgebaut worden war. Dazu gehörten offenbar auch Städte wie Rostock, Schwerin und Neubrandenburg, in denen der Warntag weitgehend tonlos verlief. Wie eine Stadtsprecherin in Schwerin sagte, hat die Landeshauptstadt in ihren Etat Mittel für die Neuinstallation eingestellt. In kleineren Gemeinden des Landes heulten indes am Donnerstag die Sirenen.
Doch nicht nur das Fehlen von Sirenen wurde am Warntag als Lücke bei der Alarmierung der Bevölkerung offenbar. Die Gefahrenmeldung der Warn-Apps NINA und KATWARN kamen erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn erklärte diese Panne mit der zeitgleichen Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen.
Präsident Christoph Unger sagte in Mannheim: "Erste Analysen haben ergeben, dass um 11 Uhr nicht nur zentral die Warnung ausgelöst worden ist, sondern viele andere angeschlossene Leitstellen ebenfalls eigenständig Warnungen ausgelöst haben, so dass es zu einer Überlastung des Systems gekommen ist. Dies muss für den nächsten Warntag noch viel deutlicher abgestimmt werden." Gegebenenfalls müssten entsprechende technische Vorkehrungen getroffen werden.
Die auch in Mecklenburg-Vorpommern genutzte Handy-Warnapp NINA informierte um 11.30 Uhr mit den Worten "Übung, Übung, Übung" über den Probealarm und gab eine Minute später Entwarnung.
Innenminister Lorenz Caffier (CDU), der bereits bei der Ankündigung des Warntags beklagt hatte, das vielerorts keine Sirenen mehr zur Warnung der Bevölkerung vorhanden sind, zog ein gemischtes Fazit. "Dass die Warnung des Bundes nicht alle Gebiete erreicht hat, stimmt mich als Innenminister nachdenklich. Dies zeigt aber auch die Wichtigkeit eines Probedurchlaufs, um Schwächen aufzudecken und zu beheben", sagte der Minister.
Die Überprüfung der Warnwege im Land sei aber positiv verlaufen: "Ich kann sagen: Mecklenburg-Vorpommern ist gut vorbereitet", erklärte Caffier. Die Leitstellen der Landkreise und kreisfreien Städte hätten wie geplant vom Lagezentrum im Ministerium informiert werden können. Bei dem Aktionstag ging es darum, alle verfügbaren Warnmittel zum Bevölkerungsschutz mittels einer Probewarnung bundesweit zu testen.
Caffier hatte schon vor dem Warntag auf die Bedeutung der Sirenen auch im digitalen Zeitalter hingewiesen. Sie würden mit ihrem Heulen das Signal geben, sich über Rundfunk, Fernsehen oder im Internet zu informieren. Laut Caffier unterstützt die Landesregierung die Neuinstallation von Sirenen. Dafür stünden 50 000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Caffier hatte sich in der Konferenz der Innenminister massiv für den deutschlandweiten Warntag stark gemacht und dafür schließlich die Unterstützung seiner Amtskollegen erhalten.