Schwerin. Sogenannte Enkeltrick-Betrüger sitzen oft im Ausland und gehen organisiert vor. Manches Opfer hat sein gesamtes Erspartes an sie verloren.
Falsche Enkel, falsche Liebhaber, falsche Polizisten: Trickbetrüger, die es auf das Geld älterer Menschen abgesehen haben, sind im vergangenen Jahr in Mecklenburg-Vorpommern bei fast jedem zehnten Versuch erfolgreich gewesen. Es wurden mehr als 1700 Fälle angezeigt, von denen rund 140 erfolgreich waren, wie das Landeskriminalamt (LKA) der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin mitteilte. Dabei erleichterten die Ganoven ihre Opfer um insgesamt mehr als 1,3 Millionen Euro.
In den vergangenen Jahren sei ein kontinuierlicher Anstieg der angezeigten Trickstraftaten im Nordosten zu verzeichnen, hieß es. Dies führt die Polizei auch auf eine erhöhte Sensibilität in der Bevölkerung zurück.
In mehr als 90 Prozent aller Fälle kamen die Täter über einen Versuch nicht hinaus. "Die Angerufenen erkannten hier frühzeitig den Betrug, ließen sich nicht einschüchtern und beendeten das Telefonat", schilderte eine LKA-Sprecherin. Mitunter griffen auch Angehörige, Taxifahrer oder Bank-Mitarbeiter ein und konnten Schlimmeres verhindern. Dies habe in einzelnen Fällen bis zur Festnahme von Tätern geführt.
Eine typische Masche von Trickbetrügern ist laut Polizei neben dem klassischen Enkeltrickbetrug, bei dem Ganoven ein Verwandtschaftsverhältnis vortäuschen, auch der Gewinnspielbetrug. Für einen angeblichen Gewinn sollen erst einmal Gebühren ins Ausland überwiesen werden. Auch Liebesbetrüger seien nach wie vor unterwegs: Beim sogenannten Love Scamming, das für die Betrüger ziemlich aufwendig ist, wird zunächst geflirtet und stundenlang telefoniert, ehe es zu Geldforderungen kommt, weil es angeblich irgendwelche Schwierigkeiten im Heimatland des Romeo gibt.
Die Ermittler wollen Trickbetrügereien künftig professioneller verfolgen. In Stralsund gibt es seit Jahresbeginn eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung von Bandendiebstahl. Dort sollen auch Enkeltrick-Betrügereien verfolgt werden. Die neue Generalstaatsanwältin von Mecklenburg-Vorpommern, Christine Busse, hatte vor einem Monat versprochen: "Wir wollen nicht nur die Mittelsmänner, die das Geld abholen. Wir wollen die Hintermänner, die Köpfe der Banden ausfindig machen und sie vor Gericht bringen."