Landkreis Lüneburg. Sie engagieren sich im Katastrophenschutz, pflegen Städtepartnerschaften oder sichern Schulwege. Wir stellen vier Ehrenamtliche vor.

Mehrere tausend Menschen im Landkreis Lüneburg engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für die Gemeinschaft – mit Leidenschaft, Ausdauer und oft großem Zeitaufwand. Ehrenamtliche riskieren in der Freiwilligen Feuerwehr ihr Leben, trainieren Nachwuchssportler in Vereinen, organisieren Kulturveranstaltungen oder betreuen Kinder als Lesepaten.

Um ihren Einsatz zu würdigen, lud der Landkreis Lüneburg einige zum Tag der Ehrenamtlichen ein. Landrat Jens Böther ehrte insgesamt 55 engagierte Landkreisbewohner in der Musikschule. Stellvertretend stellt das Abendblatt vier von ihnen vor – vom jungen Katastrophenschutzhelfer bis zum Ehrenamtlichen, der seit vier Jahrzehnten Städtepartnerschaften mit Leben erfüllt.

Lukas Wick, 28 Jahre, aus Neetze engagiert sich bei Feuerwehr uns ASB

„Ich habe ein kleines Blaulichtsyndrom“, sagt Lukas Wick, 28 Jahre, aus Neetze. Er ist nicht nur Mitglied der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, sondern engagiert sich zudem seit sieben Jahren beim Kreisverband des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und bildet dort die Helfer im Katastrophenschutz aus. Seit 2021 leitet er die Abteilung und ist für etwa 100 freiwillige Einsatzkräfte zuständig.

An zwei bis drei Dienstabenden im Monat sowie einem kompletten Sonnabend schult der ausgebildete Notfallsanitäter die Helfer zum Beispiel im Aufbauen von Zelten und Anlegen von Verbänden. Der Zeitaufwand sei mit mindestens 20 Stunden im Monat ziemlich hoch, sagt Lukas Wick, der Rettungsingenieurswesen studiert. „Das ist wirklich viel, aber mir macht das Spaß. Es ist einfach klasse, wenn ich den Leuten etwas beibringen kann und sehe, wie motiviert sie sind. Am schönsten ist das Feedback, dass sie die Dinge auch umsetzen konnten.“

Als Fachdienstleiter hält er sich meistens im Hintergrund

Wenn seine Leute im Einsatz sind, sichern sie Reitturniere oder auch mal ein HSV-Fußballspiel, sie organisieren Evakuierungen, wenn an der Wittenberger Bahn wieder eine Bombe entschärft werden muss, oder fahren in Hochwassergebiete. Nicht immer ist Lukas Wick selbst vor Ort, als Fachdienstleiter hält er sich eher im Hintergrund und arbeitet beispielsweise am ASB-Ausbildungskonzept. Im vergangenen Jahr war der Katastrophenschutzhelfer selbst im Ahrtal dabei, um die Menschen nach der Flut zu unterstützen. „Ich will etwas zurückgeben“, sagt er. „Manchmal bedeutet das einfach, den Leuten die Hand zu halten.“

Janine Legrand, 43 Jahre, aus Bardowick sicherte den Schulweg von Kindern

Die Schulwege in Bardowick sollen sicherer werden – dafür setzt sich Janine Legrand, 43 Jahre, aus Bardowick ein. Als Schulweglotsin sorgt sie dafür, dass Kinder selbstständig und sicher ihre Schule erreichen. Am Anfang stand ein interfraktioneller Vorstoß von SPD und CDU. Das war vor sechs Jahren, und die Initiatoren hatten bauliche Maßnahmen im Sinn. Damit seien sie ziemlich schnell an Grenzen gestoßen, sagt die Christdemokratin.

Janine Legrand ist Schulweglotsin in Bardowick.
Janine Legrand ist Schulweglotsin in Bardowick. © Privat | Janine Legrand

„Sowas ist meistens sehr langwierig und teuer.“ Deshalb gingen sie zur Verkehrspolizei, um zu erfahren, was kurzfristig umzusetzen sei. Janine Legrand kannte das Konzept der Schulweglotsen aus ihrer eigenen Kindheit. „Damals halfen ältere Schüler den jüngeren. Heute übernehmen meistens Erwachsene diese Aufgabe.“

Es geht darum, Schülern eine gewisse Eigenständigkeit zu ermöglichen

Seitdem gibt es in Bardowick Verkehrshelfer, wie die Lotsen korrekterweise heißen. Sie sichern nicht nur den Zebrastreifen für Schulkindern, sondern helfen auch anderen Verkehrsteilnehmern. Immer dienstags von 7.30 bis 8 Uhr steht Janine Legrand mit ihrer Mit-Initiatorin Frauke Ruff an der Nikolaistraße. „Es geht mir darum, den Schülern eine gewisse Eigenständigkeit zu ermöglichen“, sagt sie.

Diese freuten sich meistens über Gesellschaft am Straßenrand, nicht nur, wenn mal die eigene Maske zu Hause liegen geblieben ist und eine der Frauen Ersatz anbietet. „Die Kinder schnacken gern mit uns. Und wir reparieren auch mal ein Fahrradlicht.“

Sabine Seitz, 68 Jahre, aus Adendorf leitet den DRK-Ortsverein

Die Blutspendetermine machen Sabine Seitz, 68 Jahre, aus Adendorf besonders viel Spaß. Fünfmal im Jahr steht so ein Termin normalerweise an, dann übernimmt der Adendorfer Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Räume der Grundschule am Weinbergsweg. „Etwa 20 Frauen waren wir da immer, haben Salate vorbereitet und die Spender versorgt“, sagt die Vorsitzende des Ortsvereins, der etwa 350 Mitglieder hat. Dann kam Corona, auch nach der längeren Pause sind die Blutspendetermine mit Auflagen behaftet.

Einige Mitarbeiterinnen aus dem Adendorfer DRK-Team von Sabine Seitz im Einsatz bei einem Blutspendetermin.
Einige Mitarbeiterinnen aus dem Adendorfer DRK-Team von Sabine Seitz im Einsatz bei einem Blutspendetermin. © DRK | Sabine Seitz

Immerhin konnten sie wieder mit Ausflügen starten, sagt Sabine Seitz. Mit den Mitgliedern geht es zum Beispiel ins Kloster Lüne oder Ostpreußische Landesmuseum. Die jährliche Mehrtagesreise führte zuletzt ins Rhein-Neckar-Gebiet. In diesem Jahr steht wieder eine Weihnachtsfeier an, dann bastelt sie mit einigen Mitstreiterinnen kleine Geschenke für die Mitglieder. Zweimal im Monat wird mit Jung und Alt gemeinsam gestrickt, wobei die Adendorferin sich lieber um die Versorgung kümmert als um Handarbeit.

„Wenn man keine Mannschaft hinter sich hat, steht man allein da“

„Ich komme aus der Landwirtschaft, die grobe Arbeit liegt mir mehr“, schmunzelt sie. Die Gemeinschaft macht das Ehrenamt für sie wertvoll. „Dieses Miteinander ist schön. Einer allein kann nichts bewegen. Wenn man keine Mannschaft hinter sich hat, steht man allein da.“ Vor zehn Jahren übernahm Sabine Seitz den Vorsitz des Ortsvereins, dieser besteht aktuell vor allem aus älteren Mitgliedern. Es sei wichtig, dass sich immer wieder Nachwuchs für das Ehrenamt begeistern lasse, meint sie. „Junge Leute haben vielleicht ganz andere Ideen, die sie einbringen können.“

Gottfried Schröder, 75 Jahre, pflegt seit 40 Jahren eine besondere Freundschaft

Gottfried Schröder, 75 Jahre, aus Dahlenburg pflegt seit mehr als 40 Jahren eine besondere Freundschaft. Er ist Initiator der Partnerschaft zwischen seiner Samtgemeinde und der französischen Gemeinde Le Molay-Littry in der Normandie. Als junger Pastor hatte Schröder 1976 die erste Begegnung mit der dortigen Jugendgruppe begleitet, so war der Kontakt entstanden. 1981 wurde der Partnerschaftsvertrag in Frankreich unterzeichnet, ein Jahr später auch beim Gegenbesuch in Dahlenburg.

Seitdem hat Gottfried Schröder 30 Bürgerbegegnungen organisiert, meistens am Pfingstwochenende oder rund um den 1. Mai. Einen halben Leitz-Ordner habe die Vorbereitung jedes Mal gefüllt, erzählt Schröder. Als zur französischen noch eine holländische und eine polnische Partnerschaft hinzukamen, nahm er die Sache endgültig in die Hand.

Mitbegründer des Europäischen Partnerschaftsvereins Dahlenburg (EUPAD)

2004 gründete er mit einigen Mitstreitern den Europäischen Partnerschaftsverein Dahlenburg (EUPAD), sein eigentliches Ehrenamt. „Unser Ziel ist es, die drei Partnerschaften mit Leben zu füllen“, sagt der 75-Jährige, der als zweiter Vorsitzender vor allem für den Kontakt nach Frankreich zuständig ist. In all der Zeit sind viele Freundschaften entstanden, 1989 gab es sogar eine Hochzeit: Der Pastor Gottfried Schröder traute eine junge Frau aus Dahlenburg und den Sohn des Bürgermeisters von Le Molay-Littry. „Das war genau 50 Jahre nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs“, erinnert er sich genau.

Gottfried Schröder (links) überreicht ein Gastgeschenk an Hubert Furdyna, den langjährigen Präsidenten des französischen Partnerschaftskomitees (Comité de jumelage).
Gottfried Schröder (links) überreicht ein Gastgeschenk an Hubert Furdyna, den langjährigen Präsidenten des französischen Partnerschaftskomitees (Comité de jumelage). © Privat | Gottfried Schröder

Die deutsch-französische Freundschaft ist seine Lebensaufgabe, mit der er dazu beitragen will, den Frieden in Europa zu sichern. „Auf Nationalismus und Hass ruht kein Segen“, sagt der Pastor im Ruhestand, dessen Familie einst aus Schlesien floh und der als Kind die Erzählungen von den früher verhassten Franzosen hörte.

Begegnungen mit Menschen, die ihn sein halbes Leben begleiten

Besonders freut ihn, dass nach der langen Coronapause in diesem Jahr wieder ein Treffen in Frankreich möglich war. „Das war eine Kraftanstrengung“, sagt er. Belohnt wird er mit Begegnungen mit Menschen, die ihn sein halbes Leben begleiten. „1976 war ich als junger Mensch zum ersten Mal dort, und auch diesmal waren wieder Freunde von damals dabei.

Mit dem Französisch habe es übrigens am Anfang gar nicht geklappt. „Ich liebte die Sprache, aber erst nach einigen Tagen war der Stöpsel gezogen und ich konnte auch sprechen.“ Wenn er heute E-Mails an seine französischen Freunde schreibt und ihm ein Begriff nicht einfallen will, weiß er sich zu helfen: „Dann frage ich einfach den Google Übersetzer.“