Lüneburg. In unserer Serie empfiehlt Autorin Lena Thiele einen Ausflug in die Hansestadt. Hier gibt es Gebäude mit Geschichte, Ausstellungen und gute Filme.

Auch in den schönsten Sommerferien kommt es in Norddeutschland vor, dass sich am Himmel Wolken zeigen oder sogar Regen fällt. Ein Ausflug nach Lüneburg lohnt sich auch an solchen Tagen, denn hier gibt es im Inneren von verschiedenen Museen, einem der schönsten Baudenkmäler Norddeutschlands und einem fast futuristischen Bau viel Spannendes zu entdecken.

Beginnen lässt sich so ein Tag mit einem zünftigen Frühstück im Museumscafé Bernstein am Ostpreußischen Landesmuseum. Der kleine Ostpreuße, Der Balte, Königsberger oder EyEy-Frühstück – die Auswahl auf der Karte verspricht, im Anschluss gut gestärkt zur Erkundungstour quer durch die Hansestadt zu starten.

Abstecher in den Hinterhof im Ostpreußischen Landesmuseum

Als erste Station bietet sich natürlich das Museum selbst an, nicht nur für Kinder lohnt sich ein Abstecher in den Hinterhof. Dort steht ein Trakehner, ein nicht lebendiges, aber überlebensgroßes Pferd. Im Haus gibt es ebenfalls einen Bereich, der sich Wild, Wald und Pferden widmet. Außerdem lohnt sich besonders der Besuch der Abteilung über die Deutschbalten im Baltikum. Eine Sonderausstellung richtet den Blick derzeit auf den Elch und mit ihm verbundene Klischees.

Wer danach schon eine Stärkung benötigt, kann die Mittagspause gleich in der Heiligengeiststraße verbringen. Entlang der Kopfsteinpflasterstraße, die wie die übrige Lüneburger Innenstadt autofrei ist, gibt es eine Reihe von Einkehrmöglichkeiten: ein weiteres Café, ein gehobenes Bistro, das von einem früheren Sternekoch betrieben wird, ein indisches und ein veganes Restaurant sowie zwei Brauhäuser mit abwechslungsreicher Karte.

Das mittelalterliche Rathaus muss man einfach gesehen haben

Alternativ geht es gleich weiter zu einem „Must-See“ in Lüneburg: das mittelalterliche Rathaus. Es dient heute noch als Verwaltungssitz, die beeindruckendsten Räume aus Zeiten der Gotik und Renaissance können dennoch besichtigt werden. Ganz wichtig dabei: auch mal an die Decke schauen. Dort sind einige der prachtvollsten Details der Gebäudegestaltung zu entdecken. Die ältesten Teile des Rathauses stammen etwa aus dem Jahr 1230, der Bau wurde über die Jahrhunderte mehrfach erweitert. Öffentliche Führungen über eine Stunde werden täglich außer montags angeboten und können in der Tourist-Info an der Rathausecke gebucht werden.

Das Rathaus in Lüneburg liegt direkt am Marktplatz. Im Dezember findet hier ein Weihnachtsmarkt statt.
Das Rathaus in Lüneburg liegt direkt am Marktplatz. Im Dezember findet hier ein Weihnachtsmarkt statt. © HA | Stadt Lüneburg

Von hier aus geht die Tour weiter zum Stintmarkt, dem ehemaligen Hafen Lüneburgs, das sich seit einigen Jahren wieder Hansestadt nennen darf. Hier gingen den Fischern im Mittelalter, wie der Name schon sagt, massenhaft Stinte ins Netz, die im gegenüberliegenden Alten Kaufhaus, heute ein Hotel, verkauft wurden. Außerdem war der Hafen Umschlagplatz für das weiße Gold, das Lüneburg reich gemacht hat. Beim Blick auf den heute noch erhaltenen Alten Kran ist es leicht vorstellbar, wie das Salz hier verladen wurde, um in ferne Länder verschifft zu werden.

Schönen Ausblick über Lüneburg genießt man vom Wasserturm

Ist der Himmel halbwegs klar, lohnt sich ein Abstecher zum Wasserturm, um den Ausblick über Lüneburg zu genießen. Wer ein bisschen Orientierungssinn hat, kann sich einen Weg am Wasser entlang suchen. Wer auf Nummer sicher gehen will, geht ein Stück zurück und biegt in die Straße Am Berge ein. Auch in diesem Bereich der Stadt gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine Café- oder Restaurantpause einzulegen.

Ungewöhnlicher Blick in das Treppenhaus des Lüneburger Wasserturms.
Ungewöhnlicher Blick in das Treppenhaus des Lüneburger Wasserturms. © HA | Manuela Bohlmann

Auch ein Blick in die kleinen Läden, die eine wohltuende Abwechslung zur kettendominierten Bäckerstraße sind, lohnt sich auf jeden Fall. Zum Bummeln, Shoppen und Stöbern sind auch einige andere Nebenstraßen im Zentrum der Stadt zu empfehlen, wie die Apotheken- oder die Schrangenstraße.

Futuristisch anmutender Libeskind-Bau der Leuphana-Universität

Nicht ganz in der Nähe, aber durchaus den Weg wert ist der sogenannte Libes­kind-Bau auf dem Uni-Campus. Das futuristisch anmutende Zentralgebäude – manche vergleichen es, nicht unbedingt wohlwollend, mit einem versehentlich gelandeten Ufo – hat Architekt Daniel Libes­kind entworfen. Es dient als Audimax der Leuphana-Universität und kann ebenfalls besichtigt werden.

Besucher gehen an einem Tag der offenen Tür zum Libeskind-Bau der Leuphana Universität (Archiv).
Besucher gehen an einem Tag der offenen Tür zum Libeskind-Bau der Leuphana Universität (Archiv). © dpa | Philipp Schulze

Das macht Spaß, sind doch die vielen schrägen Wände nicht nur ein Anlass, mal den Kopf schief zu legen und die Perspektive zu wechseln. Sie haben auch ganz praktisch zur Folge, dass viele Kleinigkeiten in dem achtstöckigen Gebäude an die ungewöhnliche Gestaltung angepasst werden mussten.

Programmkino Scala zeigt teils auch am Nachmittag schon Filme

Die Führungen geben einen unterhaltsamen Einblick in Architektur, Geschichte und Nutzung des umstrittenen Gebäudes, das 2017 eröffnet wurde und schon während der ungeplant langen Bauzeit und vor allem wegen der immens gestiegenen Kosten (von ursprünglich 57 Millionen Euro auf rund 109 Millionen Euro) immer wieder mit der Elbphilharmonie in Hamburg verglichen wurde.

Falls das Wetter zu schlecht, die Beine zu schwach oder dem Kopf einfach danach ist, gibt es eine hervorragende Alternative zu den beschriebenen Stationen. Nur wenige Gehminuten vom historischen Rathaus entfernt, mitten im Zentrum, liegt das „Scala“. Das kleine Programmkino im ersten Stock eines Altbaus wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Es hat immer einen lohnenswerten Film im Angebot, auch schon nachmittags, aber natürlich auch am Abend. In den roten Kinosesseln, den Blick auf die Leinwand gerichtet, um gedanklich in eine andere Welt einzutauchen, kann dieser schönste Ferientag ganz wunderbar enden.

Weitere Informationen zu Führungen und Öffnungszeiten:

Im Museumscafé Bernstein gibt es bis 12 Uhr Frühstück. Das Museum (www.ostpreussisches-landesmuseum.de) ist täglich außer montags geöffnet, der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder bis 18 Jahre zahlen nichts. Wer sich für Kultur und Geschichte der Stadt Lüneburg interessiert, kann auch eines der weiteren Museen besuchen. Im Museum Lüneburg (www.museum-lueneburg.de) widmet sich die Dauerausstellung der Kultur- und Naturlandschaft der Region, die Sonderausstellung des St.-Pauli-Museums ist noch bis zum 9. Oktober zu sehen.

Das Deutsche Salzmuseum (www.salzmuseum.de) gibt einen Einblick in die Bedeutung des „weißen Goldes“ für die Hansestadt. Am Wochenende gibt es öffentliche Führungen durch die Dauerausstellungen, zudem werden Themenführungen angeboten. Lohnenswert ist auch das Schausieden, Besucher können dem Salzsieder dabei über die Schulter gucken.

Das Rathaus Lüneburg kann bei einer Führung besichtigt werden. Die Besucher sehen den Fürstensaal, die Gerichtslaube, das Gewandhaus und die Ratsstube. Die öffentlichen Führungen werden mehrmals täglich angeboten und dauern eine Stunde. Die Teilnahme kostet fünf Euro. Termine können im Internet auf www.lueneburg.info gebucht werden.

Der Wasserturm (www.wasserturm.net) bietet nicht nur einen schönen Ausblick, im Inneren zeigt eine Ausstellung Wissenswertes zum Thema Wasser und Nachhaltigkeit. Der Turm ist im Sommer täglich geöffnet, Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder unter sechs sind frei.

Der Libeskind-Bau auf dem Campus der Leuphana Universität (www.leuphana.de) kann im Zuge von Führungen besichtigt werden. Diese müssen individuell gebucht werden, per E-Mail rundgang@leuphana.de. Das Programmkino Scala (www.scala-kino.net) ist täglich geöffnet, die Kasse öffnet 30 Minuten vor der ersten Vorstellung. Eintritt: 11 Euro, ermäßigt 9,50 Euro, dienstags am Kinotag 9 Euro.