Eine Umfrage ergibt: Junge Menschen sind mit Freizeitangeboten vor Ort zufrieden, wollen aber stärker politisch beteiligt werden.
Winsen/Stadt/Lüneburg. Wäre Glück ein Schulfach, die Schüler im Landkreis Harburg hätten es schwer. Auf die Frage, wie glücklich sie in ihrer Region seien, antworteten junge Menschen im Kreis Harburg im Durchschnitt nur mit einer Note von 3,5. Ausreichend glücklich. Richtiges Glück klingt anders. Die Schüler im Landkreis Lüneburg gehörten dagegen zu den Klassenbesten - obwohl auch sie es nur auf ein Befriedigend schafften.
Die Zahlen sind dem "Glüxtest 2011" entnommen. An der - nicht repräsentativen - Online-Umfrage des Landesjugendrings (LJR) Niedersachsen hatten sich landesweit annähernd 5000 Jugendliche beteiligt. Sie zeigt, dass junge Menschen zwar weitgehend zufrieden sind, sich aber vor allem wünschen, mehr in kommunalpolitische Entscheidungen einbezogen zu werden. Die Unterschiede zwischen den Regionen zeigen sich schon in der Gesamtnote: Während der Landkreis Harburg auf der Vergleichskarte dunkelrot eingefärbt ist und damit am unteren Ende der Landesliste landet, schneiden seine Nachbarn in der Gesamtwertung deutlich besser ab. Sie schafften es ins obere Viertel des Glücksrankings aus 47 Kreisen und Städten.
Im Landkreis Stade bewerten die Jugendlichen ihren Glückszustand mit der Note 3. Und der Landkreis Lüneburg zählt mit einem Wert von 2,9 sogar zu den vier Regionen mit den glücklichsten Jugendlichen.
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Geht es ins Detail, sehen die Ergebnisse ein bisschen anders aus. Die Macher der Studie hatten 16 Fragen gestellt, unter anderem zum Freizeitangebot, Beteiligungsmöglichkeiten und der Schul- und Ausbildungssituation.
Die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bewerteten die Jugendlichen im Landkreis Harburg mit einer 3,5, dabei finden sie die Sportangebote besonders gut, vermissen aber ein besseres Angebot an Diskos, Kinos und Kneipen und bessere Busverbindungen. Bei der Frage, wie gut sie sich an kommunalpolitischen Entscheidungen - zum Beispiel in Jugendforen, Zukunftswerkstätten oder einem Jugendausschuss - beteiligen können und wie ernst genommen sie sich von Politikern fühlen, zogen sie die rote Karte: Note 4,1. Das sahen Jugendliche in anderen Regionen allerdings ähnlich, im Durchschnitt gaben sie nur die Note 3,9.
Diese Ergebnisse seien besorgniserregend, so Susanne Martin vom LJR-Vorstand. "Jugendliche müssen von Parteien besonders angesprochen und ihre Wünsche ernst genommen werden. Das große Interesse an der Kampagne hat gezeigt, dass Jugendliche sich für ihre Stadt interessieren und sich vor Ort engagieren wollen - wenn man sie nur lässt."
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Es sei heute schwieriger, die Jugendlichen zu erreichen, sagt Buchholz Stadtjugendpfleger Olaf Blohm. "Wir müssen gezielt an sie herantreten, ein Aushang zu einem bestimmten Angebot reicht nicht mehr, das muss auch über digitale Kanäle gehen." Da Politik für viele junge Leute ein eher trockenes Thema sei, müssten Angebote zu politischer Beteiligung möglichst attraktiv "verpackt" werden, sagt Blohm und nennt ein Beispiel: Bands können in den Übungsräume im Jugendzentrum proben - und nehmen dann auch an Sitzungen teil, bei denen die Nutzung besprochen wird. Blohm: "Ziel ist es, dass die Jugendlichen Verantwortung übernehmen. Dafür müssen wir Räume schaffen, in denen sie das lernen und leben können."
Besonders schlecht bewerteten die Jugendlichen auch das Bemühen der Politiker, die Situation im Bereich Schule, Ausbildung und Arbeit zu verbessern. Hier gehört der Landkreis Harburg (3,8) zu den deutlichen Schlusslichtern. Lüneburg (3,0) und Stade (3,1) schaffen es dagegen ans oberen Ende der Landesskala. Bei der politischen Beteiligung fühlen sich die Jugendlichen in den Regionen Lüneburg (3,5) und Stade (3,8) ebenfalls etwas besser wahrgenommen. Und auch die Freizeitangebote bewerteten sie besser als der Nachbar in ihrer Mitte. In den Landkreisen Lüneburg (3,1) und Stade - das mit der Note 2,9 hier sogar eine Spitzenposition einnimmt - sind die Jugendlichen zwar mit dem Angebot an Ausgehmöglichkeiten wenig zufrieden, loben aber die Sportangebote und die Jugendarbeit.
Unterm Strich zeigen die Ergebnisse, dass die meisten Jugendlichen zwar oft nur die Note Befriedigend vergeben, aber dennoch gern in ihrer Stadt leben, in der Region Lüneburg (2) noch etwas lieber als in Harburg (2,3) und Stade (2,4). Für diese Gesamtzufriedenheit sind laut der Studie offenbar persönliche Faktoren verantwortlich. So tragen Familie und Freunde wesentlich dazu bei, dass junge Menschen an ihrem Wohnort glücklich sind.
"Ich glaube, dass die Situation besser ist, als hier dargestellt", sagt Reiner Kaminski, Leiter des Fachbereichs Jugend beim Landkreis Harburg. Vor allem die schlechten Bewertungen der Schulen seien nicht nachvollziehbar. Sowohl das Angebot an Schulen als auch ihr baulicher Zustand seien gut. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel investiert und sind im Vergleich zu anderen Regionen weit an der Spitze." Auch bei der Ausbildungsplatzsuche bekämen Jugendliche viel Unterstützung. Allerdings sei die Situation in den kleinen Gemeinden nicht mit der in den Städten zu vergleichen.
Die Umfrage zeigt auch, dass Jugendliche ihre Lebensqualität schlechter beurteilen als noch vor fünf Jahren. Damals hatte der Landkreis Harburg - in Lüneburg und Stade gab es nicht genügend Teilnehmer - eine 3,2 bekommen. Am besten schnitten diesmal die Stadt Osnabrück und der Landkreis Vechta (beide 2,8) ab, am schlechtesten der Landkreis Helmstedt (3,8). Detaillierte Ergebnisse der Umfrage, die vom Landessozialministerium gefördert wurde, gibt es im Internet auf der Seite www.nextvote.de .