Den Belangen des Tier-, Natur- und Umweltschutzes werde nicht in ausreichendem Umfang nachgekommen

Scharnebeck. Die rot-grüne Gruppe im Gemeinderat Scharnebeck bezeichnet die Ausbaupläne für die Lehr- und Versuchsanstalt (LVA) in Echem als unakzeptabel. Den Belangen des Tier-, Natur- und Umweltschutzes werde nicht in ausreichendem Umfang nachgekommen, so die Fraktion in einem offenen Brief an die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die in Echem Ställe für rund 3000 Schweine und Ferkel sowie knapp 300 Rinder und Kälber plant.

Die Kritik der Gruppe an dem Projekt bezieht sich unter anderem darauf, dass der neue Stall überwiegend darauf ausgerichtet sei, "die vorherrschende Schweinefleischproduktion durch Massentierhaltung in höchster Verdichtung, auf sogenannten Spaltenböden und unter Einsatz von Antibiotika und Eingriffen am Ferkel zu lehren". Hierdurch werde eine Veränderung hin zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft und Tierhaltung in Deutschland nicht gefördert, sondern behindert, schreibt die Fraktion.

Mit einem Neubau eines Lehrbetriebes sollte nach dem Willen der rot-grünen Ratsgruppe auch die Ausrichtung der Lehre eine Neuerung erfahren. "Neben vielen ungelösten Problemfeldern wie Verkehrsbelastungen, Gülleentsorgung, Emissionen, sehen wir die vorgesehene Tierhaltung besonders kritisch, da sie nicht artgerecht-ökologisch ist." Das Lehr- und Ausbildungsprojekt sei in der bisher vorgestellten Form nicht zukunftsfähig und nur darauf ausgerichtet, in Deutschland weiterhin massenhaft billigstes Schweinefleisch zu produzieren, ohne Rücksicht auf das Leiden der betroffenen Tiere.

"Die Samtgemeinde Scharnebeck und besonders unsere Gemeinde sind gegenwärtig bemüht, den Fremdenverkehr zu stärken und zu verbessern. Neben Schiffshebewerk, Inselsee, Domäne, Klettergarten wäre es sicherlich eine Bereicherung, wenn Touristen in Scharnebeck einen zukunftsweisenden, artgerecht-ökologischen Schweinestall besichtigen könnten", schlagen die Kommunalpolitiker vor.

Zudem dürfe nicht unerwähnt bleiben, dass in das Projekt 90 Prozent Steuermittel als Zuschüsse fließen. "Da sollte dann schon Volkes Stimme gehört und beachtet werden. Wir würden es begrüßen, wenn das Vorhaben eine Ausgestaltung bekäme, die es uns ermöglicht, einen Bebauungsplan mitzutragen", so die Fraktion, die zwar sieben der 15 Ratsmitglieder stellt, jedoch nicht die Mehrheit hat.

Der Neubau liegt auf Scharnebecker Gebiet. Die baurechtliche Zulässigkeit soll durch eine Änderung des Flächennutzungsplanes sowie den Erlass eines Bebauungsplanes erreicht werden. Die Entscheidung obliegt damit dem Gemeinderat.