Anette Arwers kümmert sich für die kommenden drei Jahre um die Öffentlichkeitsarbeit beim Nabu

Lüneburg. Für Anette Arwers aus Deutsch Evern hat am 1. Mai ein neues Leben begonnen. Ein neues Leben, in dem die 48-Jährige nicht mehr am Rand steht, sondern wieder mittendrin ist. Seit Monatsbeginn ist die gelernte Bürokauffrau beim Naturschutzbund (Nabu) Lüneburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Anette Arwers ist eine der ersten, die im Landkreis Lüneburg von der Einführung der sogenannten Bürgerarbeit profitieren. Pressemitteilungen verfassen, Anfragen entgegen nehmen, bearbeiten oder wenn nötig, weiterleiten, Plakate erstellen und Ausstellungskonzepte entwerfen - das sind nun an drei Tagen in der Woche ihre Aufgaben.

Im vergangenen Jahr hatte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) das Konzept vorgestellt, dass vor allem Langzeitarbeitslosen helfen sollte, eine reguläre Beschäftigung zu finden. Für den Zeitraum von drei Jahren erhalten die Teilnehmer je nachdem, ob sie 20 oder 30 Wochenstunden arbeiten, einen Bruttolohn von 720, beziehungsweise 1080 Euro monatlich. Einrichten sollten die sozialversicherungspflichtigen Jobs vor allem die Kommunen, aber auch Vereine, Institutionen oder Verbände können Bürgerarbeiter einstellen.

Seit dem Start des Projekts zu Jahresbeginn sind inzwischen etwa 30 Bürgerarbeitsplätze in Stadt und Landkreis Lüneburg vergeben worden. Bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 100 steigen. Den langsamen Start erklärt Thomas Bolle, Sprecher des Jobcenters mit der gründlichen Prüfung der Stellenausschreibungen im Bundesverwaltungsamt. "Die Kriterien, die eine solche Stelle erfüllen müssen, sind sehr strikt, vor allem im Hinblick auf Zusätzlichkeit. Auch dass an den geschaffenen Stellen ein öffentliches Interesse besteht, muss nachgewiesen werden. Schließlich dürfen keine regulären Jobs verdrängt werden." Er gehe davon aus, dass nicht alle vorgeschlagenen Stellen den strengen Kriterien genügt haben.

Auch für den Naturschutzverein war die Einrichtung eines Bürgerarbeitsplatzes nicht einfach. "Die Antragstellung ist sehr aufwendig und kompliziert", sagt Angelika Knöfel, die sich bislang vor allem um die Buchhaltung des Vereins gekümmert hat. Für die Unterlagen zur Bürgerarbeit hat sie einen Extra-Ordner angelegt. Bisher haben vor allem Ein-Euro-Jobber den Verein unterstützt. "Im Unterschied dazu treten wir jetzt als Arbeitgeber auf. Das bedeutet einen Mehraufwand an Verwaltung, wir müssen zum Beispiel Sozialversicherung abführen und die Abrechnung mit dem Bundesverwaltungsamt machen", sagt Angelika Knöfel. Trotz des umständlichen Verfahrens hat der Nabu sofort einen Antrag auf einen Bürgerarbeitsplatz gestellt.

Auch Anette Arwers hatte Hoffnungen in das neue Modell gesetzt. Das Leben hat es nicht immer gut gemeint mit ihr. Nach vielen Jahren ohne Job starb im vergangenen Jahr ihr Lebensgefährte und sie musste Hartz IV beantragen. "Damals habe ich gerade an einer Maßnahme teilgenommen und sollte ein Praktikum machen. Das habe ich beim Nabu gemacht. Und hier hat es mir gut gefallen." Kurz darauf wurde ihr im Jobcenter eine Stelle als Bürgerarbeiterin angeboten. Der gute Eindruck beruhte auf Gegenseitigkeit. "Für uns stand bald fest, dass Frau Arwers sehr gut auf die Stelle passt, wenn sie genehmigt wird", sagt die Vorsitzende des Nabu Lüneburg, Renate Reisner.

Zum Ausfüllen der Unterlagen haben sich Angelika Knöfel und Renate Reisner Unterstützung geholt, mit Erfolg. Die Stelle von Anette Arwers gehört zu den ersten, die im Landkreis Lüneburg genehmigt wurden. Dass es geklappt hat, freut sie sehr. "Hier fühle ich mich gut aufgehoben. Der Verein ist wie eine große Familie", sagt die 48-Jährige. Auch der Verein ist zufrieden. "Wir sind sehr froh, dass es geklappt hat und versprechen uns davon, eine noch größere Kontinuität in unsere Öffentlichkeitsarbeit zu bringen", beschreibt Vereinsvorsitzende Renate Reisner die Zielrichtung.

Die Mitglieder, die ehrenamtlich Naturschutzprojekte betreuen, verschiedene Wanderungen und Lehrgänge anbieten, können sich nun auf ihre Arbeit konzentrieren. Die Öffentlichkeitsarbeit, die Koordinierung der Termine und Anfragen liegt jetzt in der Hand von Anette Arwers. "Jetzt wird der Anrufbeantworter nicht mehr so voll, weil ich viele Anrufe persönlich entgegen nehmen kann. Auch Beratungen und Informationen sind jetzt viel spontaner möglich, weil zu den Öffnungszeiten nun immer jemand da ist."

Ab 1. Juli kehren drei weitere Lüneburger als Bürgerarbeiter zurück ins Berufsleben. Ihr Arbeitgeber wird für die kommenden drei Jahre der Kleingartenverein sein, der sich ebenfalls entschlossen hat, an dem Projekt teilzunehmen.