Genossen aus Scharnebeck wollen weniger Tiere in der Ausbildungsstätte in Echem. Vorstand zieht den Antrag zurück

Echem. Die Harmonie auf dem Parteitag des SPD-Unterbezirks Lüneburg war trügerisch. So wurde ein Antrag des geschäftsführenden Vorstands zur Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung in Echem (LVA) zwar angenommen; nachdem ein Antrag aus der Samtgemeinde Scharnebeck zum Thema kurzfristig vom Vorstand des Ortsvereins zurückgezogen worden war. Und niemand im Saal verlor darüber ein Wort - obwohl es lohnenswert gewesen wäre. Der Antrag, des Unterbezirks, der auf dem Parteitag eine Mehrheit erhielt, sieht im Ausbau der LVA in Echem vor allem eine notwendige Stärkung der Bildungsregion Lüneburg. Eine Meinung, die auch Landrat Manfred Nahrstedt bei einem Besuch der Einrichtung vergangene Woche äußerte. Was die Genossen darüber hinaus über Massentierhaltung denken, wird nicht thematisiert.

Wesentlich kritischer beurteilt aber die SPD in der Samtgemeinde Scharnebeck die Pläne für Echem. "Berücksichtigt man den demografischen Wandel und das fortgesetzte Sterben der Höfe, so erscheint eine Ausbildungszahl von 1000 Landwirten jährlich unrealistisch", heißt es dem Antrag. Die Antragsteller haben nichts gegen die LVA. "Allerdings halten wir die Tierzahlen für überzogen", sagt Rudolf Peters, SPD-Ratsherr im Gemeinderat Echem.

Ein Antrag des Ortsvereins, der vorsah, weniger Tiere als geplant zu halten, sei einstimmig verabschiedet worden. Mit den von der Landwirtschaftkammer zur Verfügung gestellten Angaben hat Rolf Peters gerechnet. Würden statt jährlich 1000 nur 800 Auszubildende die LVA besuchen, seien für die Ausbildung am Ferkel statt geplanter 7176 Ferkel pro Jahr nur 2600 notwendig. Die benötigte Anzahl Sauen würden sich von 240 auf 87 reduzieren, die der Mastschweineplätze von 1500 auf 507.

"Wir sind der Meinung, dass hier im Hinblick auf die schwinden Akzeptanz der Bevölkerung, gegenüber der Massentierhaltung, auch unter dem Deckmantel "zu Ausbildungszwecken" keine Genehmigung erteilt werden sollte", so Peters. Doch auf dem Parteitag kam die Ansicht der Scharnebecker nicht zur Sprache, der Vorstand des Ortsvereins zog den Antrag zurück. Angela Lütjohann, Mitglied des Vorstands, sagte zur Begründung: "Wir finden uns in dem Antrag des Unterbezirks wieder. Wir wollen die LVA und nehmen die Sorgen der Menschen im Ort sehr ernst." Zudem seien Formulierungen im eigenen Antrag nicht ausreichend ausformuliert und nicht hinreichend diskutiert.

Dabei waren bisher die lauten Proteste, das Aufbegehren von Bürgern und Politikern von Erfolg gekrönt. So erreichten die Gegner des Ausbaus der LVA unter anderem die Verlegung des Schweinestalls. Auch die anfallende Gülle soll nicht nur rund um Echem ausgebracht werden. Der Kommunalpolitiker Rolf Peters kritisiert neben der Massentierhaltung ebenso die massive Subventionierung der industriellen Tierhaltung. 12 Millionen Euro wird die Erweiterung in Echem kosten. 60 Prozent könnte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) übernehmen und 30 Prozent das Niedersächsische Kultusministerium. Den Rest trägt die Landwirtschaftskammer. Derzeit prüft ein unabhängiger Gutachter für das BIBB den grundsätzlichen Bedarf und die Notwendigkeit des geplanten Baus. "Der Gutachter ist immer auf dem Laufenden", sagt Marlies Otto, zuständig für die Bewilligung überbetrieblicher Berufsstätten in Niedersachsen. "So ist die Planung ständig im Fluss", sagt Otto und stellt klar: "Wir werden nichts gegen den Widerstand der Bevölkerung planen." Im Übrigen sei die Übernahme von 60 Prozent der Kosten die Höchstgrenze der Förderung. Es könnten auch weniger werden.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung wird den Rotstift ansetzten, wo es notwendig ist. Deshalb werde beispielsweise nur der günstigste und wirtschaftlichste Architekt ausgewählt. Sicher ist, dass in diesem Jahr mit keiner Bewilligung der Förderung zu rechnen sei. Wie gesagt: Die Planung ist im Fluss und könnte durchaus den Vorstellung von Rolf Peters entgegenkommen.