Unternehmen aus der Region werben auf der CeBIT und suchen Fachkräfte. Frauen zu oft in klassisch weiblichem Beruf.
Lüneburg. Weiblicher Nachwuchs in zukunftsträchtigen industriellen Berufen oder in informationstechnischen Branchen? Vielerorts Fehlanzeige. Junge Frauen entscheiden sich bei der Wahl ihrer Ausbildungsplätze nach wie vor für klassische weibliche Berufsfelder im Bereich Dienstleistung und Service. Arzthelferin, Friseurin, Bürokraft oder Verkäuferin gehören zu den Favoriten. Technik, Computer und Internet sind eine Domäne des männlichen Geschlechts.
Ein Tatbestand, den Claudia Neumann aus ihrer Erfahrung heraus bestätigen kann. Sie selbst gehört als Geschäftsführerin des Lüneburger Software-Unternehmens Securepoint GmbH zu den wenigen Frauen, die im Umfeld IT und Technologie tätig sind und eine Führungsposition einnehmen. Nahezu täglich landen Bewerbungen auf ihrem Schreibtisch: "Weniger als fünf Prozent davon stammen von weiblichen Interessenten." Das ist für sie nicht nachzuvollziehen. Sie ist überzeugt, dass junge Frauen Jobs in dieser Branche genauso gut erlernen und machen können wie gleichaltrige Jungs.
Anhand ihres eigenen Werdeganges will sie dem weiblichen Nachwuchs Mut zusprechen und für den IT-Bereich begeistern. Das hat die 36-Jährige auch bei der heute beginnenden weltgrößten Computermesse CeBIT in Hannover vor. Securepoint ist dort seit Jahren vertreten. "Die Chancen sind aber eher gering, junge, neugierige Mädchen an unserem Stand anzutreffen", sagt Claudia Neumann. Die Messe hat sich ihrer Meinung nach immer mehr zu einer reinen Kommunikationsplattform für Unternehmen entwickelt. "Wir planen daher, demnächst gemeinsam mit anderen IT-Firmen und Institutionen Informationsabende in der Region anzubieten", sagt Claudia Neumann.
Die 36-Jährige ist mittlerweile seit 14 Jahren beim Lüneburger Spezialisten für Sicherheitslösungen in Netzwerken tätig. "Ich hatte schon immer eine Affinität für Technologie und Computer." Deshalb bewarb sie sich 1997 nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in dem damals durch Lutz Hausmann neu gegründeten Unternehmen - und war zunächst ein Exot.
Doch davon ließ sich Claudia Neumann "trotz anfänglicher Unsicherheit" nicht beeindrucken. "Für meine Tätigkeit in der Firma in den Bereichen Kommunikation, Vertrieb und Marketing war es unerlässlich, mir die entwicklungstechnische Arbeit von unseren Jungs zeigen zu lassen und Fachwissen zu erlernen." Zusätzlich schloss sie erfolgreich ihr Studium in Betriebswirtschaftslehre (BWL) ab.
Der Kernmarkt von Securepoint ist das sogenannte Unified Threat Management (UTM). Eine Sicherheitslösung, die unter anderem eine Firewall, einen Virenscanner und einen Spamfilter beinhaltet. "Da wir unser Produktportfolio kontinuierlich erweitern, entwickeln wir uns von einem ehemals reinen UTM-Anbieter hin zu einem ganzheitlichen Lösungsanbieter im Bereich IT-Sicherheit", erklärt die Geschäftsführerin. Das Unternehmen mit Firmensitz in Lüneburg, einer Betriebsstätte in Potsdam und einem Vertriebsbüro in Stuttgart versorgt und schützt mehr als 40 000 Netzwerke weltweit. Zu den mehr 15 000 Kunden zählen Unternehmen aus dem Mittelstand, Behörden und Ministerien, Universitäten und Bildungseinrichtungen, aber auch kleine Handwerksbetriebe, Kanzleien oder Vertriebsbüros.
Mittlerweile ist Claudia Neumann, die 2002 als Geschäftsführerin neben dem Geschäftsführenden Gesellschafter Lutz Hausmann an die Spitze des Unternehmens rückte, keine Exotin mehr in ihrer Firma. Die Frauenquote in dem stetig gewachsenen Unternehmen beträgt bei 50 Mitarbeitern mittlerweile beachtliche 20 Prozent. Geht es nach Claudia Neumann, wird sich der Anteil noch weiter steigern.