Es gibt wieder Arbeit nach der Wirtschaftskrise. Vermittler raten Arbeitslosen, selbst in Betrieben nach Arbeit zu fragen.
Lüneburg. Die Konjunktur hat wieder angezogen. Das wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus - auch in Stadt und Landkreis Lüneburg. Die private Arbeitsvermittlerin und Wirtschaftsjuristin Anikó Hauch aus Lüneburg sagt: "Der Aufschwung ist da. Aber es fehlen Menschen, um alle freien Stellen zu besetzen."
Die Nachfrage nach Personal sei inzwischen fast wieder auf dem Stand von vor der Wirtschaftskrise, so Hauch. Vor allem Facharbeiter im Handwerk wie etwa Schweißer, Elektriker, Gas- und Wasserinstallateure sowie Tischler seien zurzeit sehr stark nachgefragt.
Die Chancen für Arbeitslose stehen danach also gut, um wieder einen Job zu bekommen. Rainer Tillack von der Arbeitsagentur in Lüneburg sagt: "Arbeit ist da, es gibt wieder etwas zu verteilen. Lange waren die Chancen nicht so gut für qualifizierte und motivierte Arbeitssuchende. Eigeninitiative ist dabei der Schlüssel zum Erfolg", so Tillack. Gerade jetzt, da der Bedarf an Arbeitskräften weiter steige.
Auch Anikó Hauch rät auf jeden Fall dazu, selber die Fühler auszustrecken, loszumarschieren und in Betrieben nach Arbeit zu fragen. "Bewerbungsmappe und Arbeitszeugnisse sind nur wie Schall und Rauch. Sie sind unwichtig und geben keine Auskunft über den Bewerber. Aber leider verstecken sich viele dahinter und werden nicht aktiv." Doch der Mensch sei bei der Arbeitssuche das, was zähle. Denn wer Mut zeige, und bei Unternehmen selber nachfrage, werde belohnt und bekomme meistens auch sofort Arbeit. Hauch: "Eigeninitiative ist toll, aber viel zu selten. Dabei beeindruckt sie Unternehmer. Auch wenn sie selber keine Stelle zu besetzen haben, werden sie den Kandidaten an andere Arbeitgeber weiterempfehlen."
Und die Chancen, weiterempfohlen zu werden, würden in den kommenden Jahren noch besser, glaubt sie. Grund dafür sei, dass der Fachkräftemangel sich weiter verstärke. "In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird ein Arbeitgeber sich selber vermarkten müssen." Er werde stärker als bisher üblich sei auf seine Außenwirkung achten. Wichtig sei dann vor allem der Umgang mit dem Personal. "Und Arbeitgeber werden daher glücklich über jeden sein, der sich von allein bei ihnen bewirbt."
Aus dem Bauch heraus und ohne verlässliche Zahlen als Beleg geht die Arbeitsvermittlerin davon aus, dass mittlerweile zwei Drittel aller Stellen über andere Quellen als die klassische Arbeitsvermittlung besetzt werden. Vor allem das Hörensagen im Bekanntenkreis als Form der Jobvermittlung habe ihren Worten zufolge sehr stark zugenommen.
Diese Tendenz verwundere sie nicht, "weil viele Stellen inzwischen gar nicht mehr ausgeschrieben werden." Die Sichtung der Bewerbungsunterlagen sei so zeitintensiv geworden, dass viele Unternehmen sich das nicht mehr leisten könnten und wollten. "So wird beispielsweise die freie Stelle einer Bürokauffrau mit 400 bis 500 Bewerbungen überhäuft." Zudem gebe es viele Pseudobewerbungen von Menschen, die gar nicht arbeiten wollten. "Sie werden von den Arbeitsagenturen und Argen dazu gezwungen, um weiterhin finanzielle Unterstützung vom Staat zu bekommen." Das sei zu einem riesigen Problem für Unternehmen geworden: "Weil es kostbare Zeit bindet."
Deshalb, so Anikó Hauch, geben immer mehr Betriebe die Suche nach geeigneten Bewerbern in professionelle Hände. "Nicht umsonst sind die private Arbeitsvermittlung, Head-Hunter und Zeitarbeitsunternehmen wachsende Branchen." Folge: Unternehmen erhalten nicht mehr als maximale sechs Vorschläge für eine freie Stelle, die zuvor gar nicht erst in der Öffentlichkeit ,etwa in Zeitungsannoncen oder in Jobbörsen, zu finden waren.
Trotzdem sagt Rainer Tillack, die Arbeitsagentur sei weiterhin die richtige Adresse für Arbeitssuchende. "Wir unterstützen als Berater bei der Suche und haben außerdem bundesweit das größte Angebot an freien Stellen, in dem jeder suchen kann." Das biete die größte Chance, einen neuen Job zu finden, so Tillack.
Er schätzt, dass mehr als die Hälfte der Arbeitslosen auf die Hilfe der Arbeitsagentur zurückgreifen. "Natürlich alles freiwillig. Die Menschen sind unterschiedlich. Und deshalb gibt es Arbeitslose, die müssen bei der Suche angeleitet werden. Auch wenn es viele freie Stellen gibt."