Notfall-Vollversammlung an der Universität: Zahlreiche Lehrstühle sind unbesetzt. Präsidium sagt, Studiengang bleibe erhalten.
Lüneburg. Der Hörsaal Nummer eins auf dem Campus war überfüllt: Rund 600 angehende Lehramtsstudenten waren zu einer "Notfall-Vollversammlung" gekommen, zu der der Allgemein Studentenausschuss (AStA) der Universität eingeladen hatte.
In einem Papier des AStA hatte es zuvor geheißen, die Zukunft der Lehrerausbildung an der Leuphana sei nicht gesichert. Aufgrund der schlechten Versorgung mit Professoren sei nicht gewährleistet, dass die Lehrerausbildung die notwendige öffentliche Zulassung und Anerkennung (Akkreditierung) von einer dafür bestellten Agentur erhalte. Fehlt diese Akkreditierung, so seien für die Absolventen Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzsuche zu erwarten. Auch Landesmittel könnten dann zukünftig ausbleiben, hieß es auf der Versammlung.
Christine Scupin von der studentischen Fachgruppe Lehramt machte deutlich, wo das Problem liegt: 18 Professoren für die Lehrerbildung sind noch nicht berufen, das Fach Deutsch kann im kommenden Wintersemester wegen Personalmangel nicht unterrichtet werden. "Es besteht die Aussicht, dass einige Fächer, vor allem bei den Naturwissenschaften, nicht akkreditiert werden. In Niedersachsen sind alle Ausbildungswege zum Lehramt an den Universitäten akkreditiert, nur in Lüneburg ist das nicht der Fall", sagte Scupin. Dabei laufe das notwendige Verfahren bereits seit vier Jahren. Im Herbst 2009 habe die zuständige Agentur die Mängel im Lehrangebot an Leuphana gerügt.
"Ich habe den Fortgang der Bewerbungsverfahren im Senat immer wieder angemahnt", sagte Professorin Christine Garbe vom Institut für Deutsche Sprache und Didaktik. "Im kommenden Wintersemester müssen auf 20 Lehrstühlen Vertretungen organisiert werden. Die aktuelle Situation ist vom Präsidenten zu verantworten. Als Herr Spoun hierher kam, waren alle Lehrstühle besetzt. In seiner Zeit ist keine einzige Berufung erfolgt. Dabei handelt es sich um Wiederbesetzungen."
Sie wies darauf hin, dass die inzwischen neu ausgeschriebenen Stellen für Bewerber nicht reizvoll seien. "Alle 16 Stellen, die sich derzeit im Ausschreibungsverfahren befinden, sind befristet. Sie liegen vom Gehalt unter den üblichen Sätzen und haben eine hohe Lehrverpflichtung", sagte Garbe.
"Es ist heutzutage völlig normal, Professuren erst einmal für einen befristeten Zeitraum zu berufen. Das schmälert nicht ihre Attraktivität. Bei allen Professuren ist eine unbefristete Anstellung möglich. Ansonsten werden noch offenen Fragen mit der Akkreditierungsagentur besprochen. Für die Studierenden entstehen aus dieser Situation keinerlei Nachteile, weder beim Übergang vom Bachelor zum Master, noch beim Übergang von der Universität in das Referendariat", sagt Uni-Sprecher Henning Zühlstorff.
Schon zuvor hatte das Präsidium in einer offiziellen Erklärung die Vorwürfe des AStA zurückgewiesen. "Die Lehrerbildung ist einer von vier Schwerpunkten der Leuphana. Wir tun alles für eine attraktive Lehrerbildung in Lüneburg. Das sieht man unter anderem auch daran, dass für diesen Bereich mehr Ausschreibungen erfolgt sind, als etwa für die Kultur- oder die Nachhaltigkeitswissenschaften", sagte Präsident Sascha Spoun.
Auch von einer Verschleppung der Verfahren könne keine Rede sein. "Das Präsidium konnte sich bisher noch mit keinem Berufungsvorschlag beschäftigen, weil Stellungnahmen von Gremien ausstehen", sagt Zühlstorff.
"Hören Sie nicht auf Worte, schauen Sie auf Taten", gab Christine Garbe den Studierenden mit auf den Weg. Zum Abschluss forderte die Vollversammlung den Erhalt der Lehrerbildung an Leuphana sowie die Beschleunigung der Stellenbesetzungen.