Schulausschuss beschließt die Einführung des regionalen Integrationskonzepts
Lüneburg. Das Zauberwort heißt Inklusion. Nachdem Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention im vergangenen Jahr ratifiziert hat, haben Kinder mit Behinderungen das Recht, gemeinsam mit nicht behinderten Kindern eine allgemeine Schule zu besuchen. Die Förderung der integrativen Beschulung im Landkreis verfolgen SPD und CDU gleichermaßen.
"Dafür ist ein flächendeckendes regionales Integrationskonzept aufzubauen", fordert Franz-Josef Kamp (SPD) in einem Antrag der mittlerweile nicht mehr bestehenden Gruppe CDU-Unabhängige/SPD zur Sitzung des vergangenen Schulausschusses. Gemeint ist das Lernen unter einem Dach - die Integration und Inklusion von Kindern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf in einer Schule.
Das Konzept soll bis August kommenden Jahres in den Schulen umgesetzt werden. Maria Schult von der Landesschulbehörde referierte im Ausschuss zur Inklusion. "Wir bekommen Druck von den Eltern, deren Kinder ein Handicap haben. Auf Grundlage der UN-Konvention fordern sie das Recht ihrer Kinder ein, eine öffentliche Schule zu besuchen."
Zweck der Inklusion ist nicht, Kinder den Bedingungen der Schule anzupassen. Sie will die Rahmenbedingungen an den Bedürfnissen und Besonderheiten der Schüler ausrichten. Ziel ist die Auflösung der Förderschule.
Von 37 Grundschulen im Landkreis Lüneburg arbeiten 15 mit regionalen Förderschulen zusammen. Zögerlich zeigten sich die verbleibenden Grundschulen in der Umsetzung des Konzepts, erklärte die Dezernentin.
Anwesende Schulleiter begründeten die Furcht der Kollegen aus den Primarschulen: Sie trauten nicht der zugesagten sonderpädagogischen Grundversorgung für die Bereiche Lernen, Sprache und emotionale Entwicklung. Diese ordnet jeder Grundschulklasse wöchentlich zwei Förderschullehrstunden zu. Landrat Manfred Nahrstedt seinerseits ließ keinen Zweifel an der Unumstößlichkeit dieser politischen Entscheidung.
Bis zum 1. Februar 2011 müssen die Grundschulen des Landkreises bei der Landesschulbehörde die Anträge zur Einführung des flächendeckenden regionalen Integrationskonzepts beantragt haben. Damit hat der Landkreis als Schulträger frühzeitig gehandelt.
Damit das Konzept wie geplant ab August 2011 in den Grundschulen des Landkreises verankert ist, bedarf es des Anstoßes. So lautet der Beschluss des Ausschusses: "Wir bitten die Verwaltung, Schulträger und Grundschulen über die Chancen und Möglichkeiten des regionalen Konzepts zu informieren und das Konzept umzusetzen."
Seit fast 40 Jahren kämpfen weitsichtige Pädagogen für mehr Integration im Bildungssystem. Darauf reagiert hat jetzt auch das Kultusministerium. Im Schuljahr 2010/11 will das Ministerium die sonderpädagogische Förderung an den Schulen des Landes ausweiten. "Wir wollen Kinder mit besonderem Förderbedarf von Anfang an unterstützen und setzen einen Schwerpunkt im Grundschulbereich", sagt Kultusminister Bernd Althusmann. Ab neuem Schuljahr soll es rund 1200 Lehrerstunden zusätzlich geben.