Grüne und SPD fordern, Krankenhauskost umzustellen. Viele Vorteile seien die höheren Kosten wert
Lüneburg. Einen Anlauf in dieser Sache hat Andreas Meihsies, Chef der Grünen-Ratsfraktionen im Rathaus, schon hinter sich: Im Herbst 2009 hatte Meihsies dem Aufsichtsrat des Städtischen Klinikums einen Antrag vorgelegt, in dem es darum ging, die Lebensmittelversorgung des Krankenhauses auf Bio-Produkte, regionale Erzeugnisse und fair gehandelte Ware umzustellen. Damals war ihm kein Erfolg beschieden, doch durch die Kommunalwahl haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Aufsichtsrat geändert.
"Wir wollen gemeinsam mit den Grünen jetzt ein weiteres Ziel unserer Gruppenvereinbarung umsetzen. Der Einkauf von Erzeugnissen regionaler Produzenten hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt, sondern ist auch eine Wirtschaftsförderermaßnahme für die Region", sagt Eugen Srugis, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Rund 2,6 Millionen Euro wurden 2009 für die Verpflegung der Patienten im Klinikum ausgegeben. Würde dieses Geld künftig in der Region verteilt, hätte das zahlreiche Vorteile, meinen Meihsies und Srugis. "Derzeit werden Lebensmittel einfach im Großhandel eingekauft, das möchten wir ändern. Wir wollen den derzeitigen Zustand im Klinikum nicht kritisieren, darum geht es uns nicht. Aber eine sukzessive Umstellung des Einkaufs auf ökologisch erzeugte, regional produzierte und fair gehandelte Lebensmittel hätte viele positive Aspekte. Wir wollen Vorreiter sein und die Maßnahmen schrittweise auch auf die städtischen Kitas und Schulen sowie auf die anderen Unternehmen der Gesundheitsholding ausdehnen", sagt Srugis.
Ein erhöhter organisatorischer Aufwand im Klinikum wird dabei in Kauf genommen. "Mag sein, dass das Ganze etwas teurer wird als bisher, aber die Vorteile überwiegen", sagt Meihsies und verweist darauf, dass im Bio-Landbau keine Überdüngung der Ackerflächen stattfindet, keine Nitratsbelastung des Grundwassers zu befürchten ist und auch die Belastung der Umwelt mit Pestiziden sinkt. Auch in Sachen Tierschutz seien nur Vorteile zu erwarten, wenn Fleisch aus umweltschonender und artgerechte Haltung stammt.
Meihsies erinnert auch an eine Selbstverpflichtung. "Die Stadt hat sich der Agenda 21 angeschlossen und sich dem Gedanken der nachhaltigen Wirtschaftsweise verpflichtet", sagt er. Im Übrigen sei die Verwendung von Bio- und Fairtradeprodukten auch ein Werbefaktor für das Klinikum. "Der Wettbewerb im Gesundheitssektor ist hoch. Das zwingt uns zu neuen Strategien und Marketingkonzepten", meint er. Seiner Auffassung nach trägt die industrielle Landwirtschaft zu einer Qualitätsminderung der Lebensmittel bei.
Am Donnerstag, 9. Februar, soll sich der Aufsichtsrat des Klinikums mit dem Antrag befassen. "Danach wollen wir eine Arbeitsgruppe einrichten, die über die Umsetzung des Vorhabens berät", sagt Srugis. Darin sollten auch Mitarbeiter des BUND und des Klinikums vertreten sein.