In Lüdershausen laufen derzeit die Dreharbeiten für eine Dokumentation über Kurt Meier und Uwe Glinka
Lüdershausen. Dass die Fernsehkamera sie auf Schritt und Tritt verfolgt, macht Kurt Meier und Uwe Glinka nichts aus. Seit ihrem kometenhaften Aufstieg von Hartz-IV-Empfängern zu erfolgreichen Autoren des Sparkochbuches und des Familiensparkochbuches gehören Fernsehleute zu ihrem neuen Leben.
Gestern rückte ein Team aus Hamburg mit den Produzenten Tilo Knops und Kirsten Waschkau, Kamerafrau Dörte Meyer und Ton-Mann Carsten Windt vom NDR in Lüdershausen an. Dort wohnt Kurt Meier. In dem idyllischen Dorf zwischen Elbe und Neetze drehen Knops und Waschkau für den NDR eine 30-Minuten-Reportage über die Verfasser des Kochbuches für Arme. Der Arbeitstitel lautet: "Das Leben ist kein Wunschkonzert. Mit Spartipps aus der Krise."
Erst nach dem kommenden Herbst seien die Bilder im Fernsehen zu sehen, sagt Knops. Denn das TV-Team wird die beiden Männer noch ein paar Tage begleiten. "Etwa elf Drehtage haben wir insgesamt angesetzt." Und während dieser Drehtage lassen es die Fernsehleute im beschaulichen Lüdershausen auch noch ordentlich krachen - Actionszenen sind angesagt.
"Wir filmen eine Übung der Ortswehr. Danach lädt Kurt Meier seine Kameraden von der Feuerwehr zu einem großen Fest in seinen Garten ein", sagt Autor Knops. In der Reportage solle unter anderem das Bodenständige der beiden Hauptdarsteller dokumentiert werden. "Ein anderer Aufhänger ist für uns, dass nach dem Sparkochbuch und dem Familiensparkochbuch nun auch die Autobiografie der beiden unter dem Titel ,Wir Krisenköche: Einmal Hartz IV und zurück' in den nächsten Tagen erscheint."
Zudem hätten der Lüdershausener und der Mechterser schon wieder neue Ideen im Köcher. "Die beiden sind begnadete Entertainer. Und sie haben sich am eigenen Schopf aus ihrer Malaise befreit, durch eigene Pfiffigkeit die Arbeitslosigkeit hinter sich gelassen. Und sie kommen bei den Menschen ehrlich und unterhaltsam an", sagt Knops über die beiden, mit denen er bereits vor einem Jahr zusammengearbeitet hatte. "Für den Südwestrundfunk hatten wir die Geschichte der beiden erzählt. Wie sie auf die Idee für das Sparkochbuch gekommen waren."
Die Dokumentation laufe nach wie vor erfolgreich in den ARD-Programmen. "Der erste Film endet mit der Hoffnung der beiden auf ein Leben als freie Autoren, die nicht mehr auf Hartz IV angewiesen sind. Daran knüpfen wir in dem zweiten Film an."
Als Autoren verdingen sich Meier und Glinka inzwischen tatsächlich. Aber sie haben bei allem Medienrummel auch gelernt, die für Außenstehende rätselhaft anmutende Sprache der Fernsehleute zu verstehen. So wissen sie genau, wie sie einen Fuß vor den anderen setzen müssen, während Kamerafrau Dörte Meyer sie beim Gang über die Holzbrücke über die Neetze in Lüdershausen lotst. "Ihr müsst bananiger gehen", fordert sie die beiden Männer auf - und die gehen "bananiger" über die Brücke. In leichtem Bogen, statt geradeaus. Zwei Anläufe benötigen Meier und Glinka, dann hat Dörte Meyer die Szene im Kasten. Ganz zur Freude von Autor Knops. "Endlich. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten haben wir uns jetzt eingegroovt." Das soll so viel heißen wie: "Wir sind jetzt aufeinander eingespielt."
Das kann nicht schaden, schließlich müssen alle zusammen noch ordentlich reinhauen in den kommenden Tagen und viele Minuten drehen. "Für 30 Minuten Sendezeit produzieren wir das Dreißigfache an Material", so Knops. Die Aufnahmen werden nicht nur in Lüdershausen gemacht. Meier, Glinka und das Reportage-Team werden auch auf Reisen gehen. "Von einer Bäuerin in Osnabrück, die Kurse für Männer über kostengünstiges Putzen anbietet, holen sie sich Tipps", sagt der Autor. Weitere Drehorte: Bei einem Bauern in Bardowick kaufen Meier und Glinka aussortierte Bruchkarotten für eine Suppe, die von Sybille Mennrich in Lüdershausen zubereitet wird. Außerdem geht es zum Fabrikverkauf der Fischfabrik von Pickenpack in Lüneburg.
Knops: "Und wir zeigen, dass in Betriebskantinen wie etwa bei der Stadtentsorgung und der Post in Hamburg kostengünstige Mittagessen zu bekommen sind. Dass mit dem HVV-Fahrschein billig Urlaub in der Region zu machen ist, sogar Fahrten mit Fähren auf der Elbe möglich sind."
Billig dürfe es sein, aber kein Schrott: Das sei der Leitgedanke der Reportage über die beiden Sparfüchse aus dem Landkreis Lüneburg, denen die Fernsehkamera in diesen Tagen auf Schritt und Tritt folgt.