Die Freunde gepflegter Kirchenmusik werden sich über die neue Orgel in St. Johannis freuen. Sie haben sich den kulturellen Hörgenuss schließlich auch etwas kosten lassen. Doch die Frage muss erlaubt sein, ob 120 000 Euro für eine zweite Orgel neben der schon vorhandenen überhaupt in die Zeit passen.

Mit dem Geld hätten die Sponsoren auch viel anderes Gutes tun können, das wichtiger ist als der perfekte Orgelklang. Die kirchliche Sozialarbeit geht am Stock. Weil der Kirche die finanziellen Mittel fehlen, werden Pastorenstellen ersatzlos gestrichen auf Kosten der Seelsorge. Ebenso stehen wegen der Finanzmisere Gemeinden auf der Kippe und Gotteshäusern droht früher oder später die Schließung, weil die Kirche ihren Unterhalt nicht mehr bezahlen kann. In diesem Licht betrachtet ist die Anschaffung einer zweiten Orgel für St. Johannis schwer zu vermitteln, auch wenn sie womöglich ein Meilenstein für die Kirchenmusik in Lüneburg ist.