Bereits zum 35. Mal sammelt die Gemeinde für Hilfsprojekte. Gläubige essen sonntags gemeinsam.
Lüneburg. Es war das erste Ökumenische Gemeindezentrum in ganz Deutschland. Gestern begann in St. Stephanus zum 35. Mal eine Spendensammlung zur Fasten- und Passionszeit: Rund 300 Besucher kamen am Sonntag in das Gemeindezentrum in Kaltenmoor zum Start der Fastenaktion 2010. Auf etwas verzichten muss dabei jedoch niemand. "Uns geht es darum, Gemeinschaft und Begegnung nach dem Gottesdienst herzustellen", sagt Helmut Strentzsch, einer der vier Organisatoren der Fastenaktion, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) steht. "Die Menschen sollen nicht einfach nach Hause gehen, sondern sich treffen: katholisch und evangelisch, jung und alt." Nach der Predigt gibt es im Gemeindezentrum an drei Sonntagen ein Buffet, Kaffee, Kuchen und Waffeln sowie unter anderem einen Eine-Welt-Stand.
Das Buffet steht jeweils unter einem Motto: Gestern war es asiatisch, am nächsten Sonntag gibt es Eintöpfe aus Polen, Russland, dem Irak und Deutschland, und am 7. März liegen Nudeln auf den Tellern. Die Speisen spenden Gemeindemitglieder, und wer sie isst, zahlt dafür. Die Einnahmen fließen ebenso wie die sämtlicher Stände und Konzerte während der Aktion in zwei wohltätige Kinderhilfsprojekte in Indien und Ruanda, ein evangelisches und ein katholisches. Rund 4000 Euro kamen so jedes Jahr zusammen.
"Fasten bedeutet hier, nicht selbst zu kochen, das Geld dafür zu sparen und das Eingesparte in die jeweiligen Aktionen zu geben", erklärt Helmut Strentzsch. "Das ist das Fastenopfer. Damit steht auch der Gedanke des Teilens im Zentrum." Und der des Engagements vieler: Denn jeder Sonntag der Fastenaktion wird von einer anderen Gruppe des Gemeindezentrums organisiert, die Arbeit somit auf viele Schultern verteilt.
"Fasten" im wörtlichen Sinne ist für viele hier weniger wichtig als Gemeinschaft und Teilen. "Ich verzichte das ganze Jahr ein bisschen", erzählt Sylwia Stanula. "Das kenne ich aus meiner Heimat Schlesien: Freitags koche ich nie Fleisch." Für nächsten Sonntag bereitet die Mittvierzigerin einen Eintopf zu, "die Gerichte sollen einfach sein, auch darum geht es". Ihre Bekannte Renate Weinkopf will bis Ostern versuchen, weniger Kaffee zu trinken: "Wenigstens am Nachmittag."
Sylwia Stanulas Ehemann Erwin dagegen beteiligt sich an der Fastenaktion, ganz ohne zu fasten: "Ich kann es mir nicht leisten, auf etwas zu verzichten - man weiß schließlich nicht, wie lange man lebt."
Neben den Gottesdiensten ab 10.30 Uhr mit anschließendem Buffet gehören auch Konzerte zur Fastenaktion in St. Stephanus: Am Sonntag, 28. Februar, spielt ab 17 Uhr das Ensemble "Continuo", am Sonnabend, 6. März, singt ab 17 Uhr das Frauenquartett "Quadrophonia". Der Eintritt ist frei, Spenden fließen in die Hilfsprojekte.