Gerhard Denckmann: Der Privatgelehrte und Stifter vermachte der Gemeinde ein riesiges Vermögen, bestehend aus Hausrat, Bildern, Plastiken und Zeichnungen 70 Hektar Ackerland, Wald und Wiesen.

Salzhausen. Einen Mäzen im Ort - wer wünscht sich das nicht in Zeiten der Finanzkrise. Einer dieser seltenen Exemplare aus dem vergangen Jahrhundert war Dr. Gerhard Denckmann. Geboren 1910, verstarb er im Alter von 75 Jahren in dem Heideort, unverheiratet und ohne Erben. Er lebte als Eigentümer auf dem ehemaligen "Brenners Hof", dem heutigen "Haus des Gastes". Dieser Besitz wurde mitsamt der wertvollen alten Inneneinrichtung und 70 Hektar Ackerland, Wiesen und Wald durch eine letztwillige Verfügung Denckmanns nach seinem Tod in eine gemeinnützige kommunale Stiftung der Gemeinde Salzhausen übergeführt.

Es war 1988. Damals trat ein Notar vor den ehemaligen Gemeindedirektor Klaus Boenert mit den Worten: "Herr Gemeindedirektor, Sie sind Millionär geworden." Von der Stiftung profitierten beispielsweise kulturelle Einrichtungen wie die Salzhäuser Außenstelle der Volkshochschule, die plattdeutsche Bücherei oder der Seniorenclub. "Denckmann war ein liebenswürdiger, höflicher und sehr sozial eingestellter Mensch", so Boenert. Als Grundstückseigentümer verkauft er Grund und Boden nicht an mögliche Spekulanten, sondern an junge Familien.

Der promovierte Philosoph und Universalgelehrte war eine schillernde Persönlichkeit. In Hannover geboren, aufgewachsen auf "Brenners Hof", besuchte der junge Denckmann die Privatschule in Salzhausen, später das Johanneum in Lüneburg. Anschließend zog es ihn zum Studium nach Heidelberg. Er studierte die Fächer Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie. Außerdem hörte er Vorlesungen in Theologie, klassischer Philologie, Psychologie, Soziologie und betrieb künstlerische Versuche im Zeichnen, Malen und Modellieren.

Karl Jaspers, mit dem Denckmann ein freundschaftliches Verhältnis verband, regte ihn zu einer Dissertation über "Kants Philosophie des Ästhetischen und ihrer metaphysischen Bedeutung" an. Immer wieder tauchte Denckmann in Salzhausen auf, doch erst 1974 - nach dem Tod seiner älteren Schwester - gab er sein Zimmer in Heidelberg auf und siedelte auf den mütterlichen Hof über. Ein gutes Verhältnis zu ihm pflegte der 84 Jahre alte Samtgemeindearchivar und Heimatforscher Dr. Friedrich-Wilhelm Reinecke: "Wir haben viele schöne Gespräche über das alte Salzhausen geführt, und zwar schon Mitte der 50er-Jahre."

In Salzhausen angekommen, wandte sich Denckmann verstärkt den bildenden Künsten zu. Reinecke erinnert sich an das verglaste Atelier im ehemaligen "Brenners Hof". Der Blick dort hinein habe im Ort immer wieder für Aufsehen gesorgt - denn gerne ließen sich junge Frauen von Denckmann malen. "Außerdem war er ein leidenschaftlicher Fotograf und hat sehr gut mit der Leica fotografiert. Es waren blendende Aufnahmen, mit denen er auch die Entwicklung des Ortes dokumentierte. Leider ist der Großteil der Aufnahmen verschwunden."

Anlässlich seines 100. Geburtstages arrangierte die Samtgemeinde nun eine Ausstellung in Denckmanns ehemaligem Wohnhaus, dem "Haus des Gastes" in der Schützenstraße 4. Gezeigt werden unter anderem Hausrat, Schmuck, Fotografien, Bilder, Plastiken und Zeichnungen aus dem Nachlass des Stifters. Die Schau ist noch bis zum 4. April jeweils sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.