Ungeachtet der klirrenden Kälte und schneebedeckten Böden auf Feldern und in Wäldern rät Christian Schulz: “Wild lebende Tiere nicht füttern!“ Den eisigen Widrigkeiten zum Trotz habe die Natur für Rehe, Wildschweine, Hasen, Füchse, Gänse, Singvögel, Fasane und andere Tierarten den Tisch gedeckt.
Lüneburg. "Der Schnee ist zwar verharscht, doch damit kommen die Tiere klar. Sie finden unter der Schneeschicht ausreichend Futter. Die Natur richtet es selbst, deshalb soll das Wild in Ruhe gelassen werden", sagt der stellvertretende Vorsitzende der Jägerschaft Lüneburg. Deshalb fütterten Jäger auch nicht zu, sagt er.
Besonders angesagt auf dem Speiseplan vieler Tiere ist zurzeit Raps. "Auf den konzentrieren sie sich, weil sie trotz der Schneedecke auf den Äckern gut an ihn herankommen. Das ist für den Raps nicht schlimm, denn die Tiere fressen nur so viel, wie sie benötigen und kommen an die wichtigen Herzblätter der Pflanzen nicht heran."
Während vor allem Rehe auf den Rapsfeldern zu finden sind, ziehe es die Wildschweine in die Laubwälder, berichtet Schulz. "Auf dem Waldboden unter schützendem Laub finden sie noch genug Bucheckern als Nahrung." Hingegen seien Schwäne und Gänse jetzt oft auf Grünland und Flächen zu sehen, auf denen unter dem Schnee Wintergetreide steht. "Auch sie kommen gut zurecht, finden genug zu fressen."
Dass die Nahrungssituation für die wild lebenden Tiere nicht so angespannt ist, wie bei der nun schon lang anhaltenden strengen Winterperiode anzunehmen wäre, liege daran, dass der Frost nicht so tief in den Boden gelangt sei. Schulz: "Bevor der Schnee gefallen ist, war der Boden nicht gefroren. Und dort, wo Laub liegt, ist er sowieso weich." Das erleichtere die Suche für die Tiere. Zudem seien nach der aktuellen Wetterprognose für die kommenden Tage Temperaturen um die Null-Grad angesagt, sodass sich die Lage nicht zuspitze. "Denn vor allem Frost setzt den Tieren zu, Schnee weniger. Es scheint allerdings so, als ob wir den schlimmsten Teil des Winters hinter uns haben", sagt Schulz.
Gut überstanden haben den Winter nach seinen Worten auch die Singvögel. Als nahezu unerschöpfliche Nahrungsquellen für die Vögel hätten sich die Blühstreifen an den Ackerrändern erwiesen. "Sie sind aus ökologischer Sicht einer wertvolle Bereicherung für die Vogelwelt", sagt Schulz, der darauf verweist, dass vier Prozent der Ackerfläche im Landkreis Lüneburg Blühstreifen seien, der Kreis damit den höchsten Anteil in Niedersachsen habe. Vor allem Spatzen pickten sich Samen aus den Blütenkelchen der Pflanzen in den Streifen, die unter anderem aus Sonnenblumen, Ölrettich, Senf und Saatgutmischungen bestünden, sagt Schulz.
Doch trotz des guten Angebots für die Singvögel sei das Zufüttern daheim auf der Terrasse oder im Garten mit Sonnenblumenkernen im Vogelhaus und Meisenringen, die an Zweigen von Bäumen und Büschen baumeln, in Ordnung, sagt der Jäger. "Die Fütterung fortführen ja, aber nicht intensivieren", schränkt er ein. Erst wenn das Futter aufgebraucht ist, solle neues dazukommen, ergänzt Schulz.