Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise hätte Bernd Passier, Chef der Agentur für Arbeit in Lüneburg, bei der Jahrespressekonferenz durchaus schlechtere Nachrichten für den Lüneburger Arbeitsmarkt überbringen können. Doch er bezeichnet ihn als robust und der Krise trotzend.

Lüneburg. Die Zahl der Arbeitslosen ist 2009 im Vergleich zum Jahr davor nur um 0,2 Prozent gestiegen. Dafür sieht Passier drei Gründe: "Der Branchenmix in der Region erweist sich als krisenresistent, die Unternehmen ziehen die Beschäftigungssicherung dem Beschäftigungsabbau vor und die Bundesanstalt für Arbeit ist finanziell handlungsfähig. Alleine im Bezirk Lüneburg stehen 35 Millionen Euro unter anderem für Fortbildung und Lohnfortzahlungen zur Verfügung. Das hilft der Wirtschaft."

Zwar gebe es erste Anzeichen einer weiter steigenden Arbeitslosigkeit. Doch bleibe die Situation in den kommenden Monaten beherrschbar, sagt er. "Wir sind noch nicht durch mit der Krise, aber wir werden uns von ihr entkoppeln. Der Nachlauf auf dem Arbeitsmarkt folgt zwar ein halbes Jahr später. Aber ich sehe ein gutes Potenzial für die Zukunft." Die regionale Arbeitsmarktprognose des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung geht nach Passiers Worten von durchschnittlich 14 000 Arbeitslosen pro Monat im Agenturbezirk aus, zu dem neben Stadt und Landkreis Lüneburg auch der Kreis Harburg gehört. In vorigen Jahr seien es im Schnitt 13 100 gewesen. "Die Stimmung in den Unternehmen ist positiv. Das wirkt sich auf die Beschäftigung noch aus", glaubt er. Auch wenn die Kurzarbeit rückläufig sei, habe sie doch weiter stabilisierende Wirkung. Zudem seien 5000 Frauen und Männer ohne Job nicht in der Statistik erfasst, weil sie an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen.

Die Entwicklung auf dem Stellenmarkt gibt Passier Grund zum Optimismus: "Wir haben Zuwächse von 41,6 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen und elf Prozent in der Gastronomie." Aus Sicht des Arbeitsmarktes sei es ein Manko, dass die Leuphana-Universität keine Sozialpädagogen mehr ausbildet, weil der Fachbereich abgeschafft wurde. Offene Stellen könnten schon jetzt nicht besetzt werden: "Das wird langfristig anhalten." Und für die Zeit über die Krise hinaus ab 2011/2012 werde es wegen der demografischen Entwicklung für Betriebe schwierig, Fachkräfte und Auszubildende zu finden, sagt Passier voraus.