Das Kochbuch für Arme von Kurt Meier und Uwe Glinka wurde schon mehr als 50 000-mal verkauft. Nun erscheint das Sparkochbuch für Familien.
Lüdershausen/Mechtersen. Die Geschichte von Kurt Meier (55) und Uwe Glinka (54) klingt wie ein modernes Märchen. Innerhalb von nur einem Jahr sind die beiden Männer von arbeitslosen Hartz IV-Empfängern zu gefragten Bestseller-Autoren geworden, die inzwischen wieder auf eigenen Beinen stehen und ihren Lebensunterhalt ohne Hilfe bestreiten können. Die Idee der beiden, armen Menschen ein Kochbuch für günstige und ausgewogene Ernährung an die Hand zu geben, war ein Volltreffer. Ihr Sparkochbuch wurde seit seinem Erscheinen im Juni mittlerweile mehr als 50 000-mal verkauft. Das sei außergewöhnlich viel für ein Kochbuch, sagen die beiden Autoren, die nun den zweiten Streich folgen lassen: Das Familiensparkochbuch erscheint am 11. Januar 2010.
"Unser Leben hat sich um 180 Grad gewendet", erzählen Meier und Glinka. Reich seien sie jedoch nicht geworden. "Aber dank unserer Idee können wir unseren Lebensunterhalt wieder alleine bestreiten." Als freiberufliche Autoren verdienen sie ihr Geld. Nicht viel, aber genug für ein neues und schon fast vergessenes Lebensgefühl, das sie als Hartz IV-Empfänger nicht hatten. "Unser Selbstwertgefühl ist erheblich gestiegen. Wir müssen nicht mehr bei Ämtern um Unterstützung betteln, wenn zum Beispiel die Heizkosten höher sind als sie sein dürften."
Anlass für Hirngespinste oder gar zu Größenwahn sehen die beiden unterdessen nicht, wie sie beteuern. "Wir sind viel zu bodenständig, um die Haftung zu verlieren", sind die Männer überzeugt. So verbringe Kurt Meier seine - wie er einräumt - doch knapp gewordene Freizeit noch immer gerne mit den Freunden von früher und bei der Freiwilligen Feuerwehr im Wohnort Lüdershausen. Auch der Mechterser Uwe Glinka macht weiter wie bisher. "Ich jogge durch den Wilschenbruch in Lüneburg wenn ich Zeit dafür habe." Allerdings habe ihre Idee ihnen Freiheit gebracht, räumen sie ein. "Wenn das Luxus ist, dann leben wir jetzt ein luxuriöses Leben."
Trotz aller rasanten und positiven Veränderung sei ihnen klar, dass der Erfolg auch schnell wieder vorbei sein kann. Glinka: "Wir hatten das Glück, zur rechten Zeit am richtigen Ort das Richtige zu tun." Das Geheimnis ihres erfolgreichen Buches sei, dass das Leben offenbar nach einer solchen Sache verlangt habe, meint Meier. "Eigentlich ist das, was wir gemacht haben so banal, dass es komisch ist, dass es so etwas vorher noch nicht gegeben hat. Wahrscheinlich war unsere Idee, schon vor dem Einkauf zu wissen, was ein Essen kostet, zu einfach, als das sich jemand vor uns damit beschäftigt hat", glaubt Glinka. ,,Zwar wurden wir für eine gute Idee belohnt, doch ohne Fleiß und jetzt noch härterer Arbeit geht es nicht weiter", sagt Meier.
Ein Ergebnis liegt bereits vor: das Familiensparkochbuch. ,,Das wurde von vielen Lesern unseres ersten Buches verlangt. Weil es in Deutschland tatsächlich noch viele Familien mit Kindern gibt." Deshalb bestehe das neue Werk aus Gerichten, die Kinder mögen. ,,Wie etwa selbstgemachte Pizza, Fischstäbchen-Auflauf und Hähnchen", gibt Glinka Beispiele. Die Rezepte stammten aus einem Fundus, der für die nächsten Jahre und Bücher reichen sollte. "Wir bekommen immer noch ohne Ende Rezepte und alte Kochbücher zugeschickt", erzählt Meier. Diese hätten sie aufgearbeitet und die entsprechenden Einkaufslisten bei Testeinkäufen in Discountern recherchiert. "Wir haben den Sommer genutzt als der Medienrummel um uns etwas abgeebbt war. Wir haben in der Zeit auch jeden Tag an einem weiteren neuen Buch geschrieben, das den Titel ,Wir Krisenköche' hat und im April erscheinen wird", sagt Meier.
In der Zwischenzeit laufen auch Verhandlungen über Fernsehsendungen wie etwa eine Doku-Soap und Internetfernsehen mit Kochshows und DVD-Produktion. "Auch mit der ARD sind weitere Projekte geplant, nachdem schon eine Dokumentation von Tilo Knops über uns im Ersten und den Dritten gezeigt wurde." Doch eines hätten sie jetzt nach zahlreichen Fernsehauftritten gelernt. "Wir gehen nicht mehr überall hin wie zu Anfang, als wir uns über jede Einladung gefreut haben, weil im Fernsehen zu sein etwas Besonderes und Schönes ist. Wir hinterfragen jetzt mehr, wollen mehr Sachlichkeit statt kurzweiliger Unterhaltung für unser Thema."