Die naturbelassene Elbregion lockt viele Skipper an. Doch es hapert vor allem noch an der Infrastruktur.

Artlenburg. Wolfgang und Gudrun Gerbes aus Adendorf machen Reinschiff auf der "Seebär". Das Ehepaar aus Adendorf richtet im Hafen von Artlenburg ihr Sportboot her. Andere Freizeitkapitäne sind ebenfalls fleißig und schrubben die Decks ihrer Boote blitzblank. Die Skipper an der Elbe starten in die Saison.

Elf Meter lang ist die Seebär von Wolfgang und Gudrun Gerbes, misst 3,50 Meter in der Breite. Das Schiff wird von einem 65-PS-Diesel angetrieben, bietet an Bord Platz für vier Kojen und einen Salon. ,,Das ist sehr gemütlich", sagt Gudrun Gerbes. Auf der sogenannten Flybridge, der Brücke auf dem Dach der Kajüte, hat ihr Gatte das Ruder fest in der Hand. ,,Von hier ist der Blick am besten", erklärt er, weshalb er die "Seebär" am liebsten an und nicht unter Deck manövriert, obwohl es auch drinnen ein Steuerrad gibt.

Die Elbe ist das Revier der Adendorfer für kleinere Touren, vor allem am Wochenende. Aber sie verlassen den Heimathafen Artlenburg auch, um die Ferne vom Wasser aus zu erkunden. ,,Vergangenes Jahr ging es zum Beispiel nach Paris - 109 Tage waren wir unterwegs", erzählt Wolfgang Gerbes. Aber auch auf der Elbe seien sie schon weit gekommen - bis nach Bad Schandau in Sachsen. Der Adendorfer schwärmt von der Elbe. ,,Keine andere Flusslandschaft in Europa ist so naturbelassen mit ihren weiten Auen. Es ist sehr entspannend, da hindurch zu fahren."

So wunderschön es an und auf der Elbe auch sei, bei der Infrastruktur für Freizeitkapitäne müsste noch dringend nachgebessert werden, meint Gerbes. ,,Der Standard am Rhein ist zum Beispiel besser", sagt er. Es mangele in den Häfen an der Elbe an Gastronomie und sanitären Anlagen. Zudem fehlten an den Schleusen spezielle Anlegestellen und Stege für Sportboote, oder es seien zu wenige vorhanden. ,,Holland ist im Vergleich eine ganz andere Welt, weil das Angebot für Sportbootfahrer vorbildlich ist", berichtet der Skipper. Trotz aller Mankos sagt er: ,,Wasserwandern ist toll - auch auf der Elbe."

Das findet auch Marketingexperte Axel Schlemann, kommissarischer Geschäftsführer der Flusslandschaft Elbe GmbH. ,,Der Wassertourismus ist schon jetzt ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Region. Aber wir müssen das Angebot noch erhöhen, um die Urlaubsregion zu stärken", erklärt er.

Schlemann sieht noch viele Entwicklungspotenziale. Dazu zählt er auch, die von den Freizeitkapitänen beklagten Lücken in der Infrastruktur zu schließen. ,,Planungen zur Verbesserung der Beschilderung und der sanitären Anlagen laufen bereits", sagt er. Denn: ,,Irgendwann kommen alle Skipper bei uns durch - etwa wenn sie über Dömitz zur Müritz fahren oder im Wasserdreieck zwischen Elbe, Elbe-Seitenkanal und Mittellandkanal zwischen Artlenburg, Wolfsburg und Magdeburg unterwegs sind."

Doch über die Sportboote hinaus spiele das Wasser für die Region an Elbe und in der Marsch überdies eine wichtige Rolle. Schlemann zählt auf: Angeln, Kanu und Floß fahren, Fahrgastschifffahrt, Schiffslinienverkehr. ,,Wir müssen die Potenziale noch mehr nutzen", meint er.

So sei ein Gutachten in Arbeit, das voraussichtlich im Mai vorliege und das den Bedarf sowie die Standards benenne für Verbesserungen in der Fahrgastschifffahrt. ,,Wir müssen es den Gästen erleichtern, vom Fahrrad auf die Schiffe umzusteigen und benötigen deshalb abschließbare Boxen für die Räder", gibt er ein Beispiel, an dem die Stadt Bleckede arbeite. Klares Ziel für die kommenden Jahre sei, den Wassertourismus an der Elbe als attraktiven Wirtschaftszweig weiter auszubauen, so Schlemann.