Drei Mahlzeiten am Tag für rund vier Euro. Kurt Meier und Uwe Glinka zeigen, wie es geht. Es fehlt ein Verleger.

Lüdershausen/Mechtersen. Not macht erfinderisch. Das gilt auch für Kurt Meier (54) aus Lüdershausen und Uwe Glinka (53) aus Mechtersen. Das arbeitslose Duo hat ein Kochbuch für Menschen mit wenig Geld geschrieben. ,,Aus herkömmlichen Kochbüchern geht nie hervor, was ein Gericht kostet", sagen die beiden Hartz-IV-Empfänger. Ihre Broschüre ist anders.

"Der Tagessatz für Essen und Trinken einer ausgewogenen Ernährung mit drei Mahlzeiten am Tag - Frühstück, Mittag und Abendbrot - liegt bei unseren Rezepten bei 4,33 Euro für einen Erwachsenen", erläutert Meier. Eine Ernährungsberaterin habe die Gerichte nach ein paar Verbesserungsvorschlägen als gut bewertet und abgesegnet, ergänzt er.

Die Idee zu dem kleinen Kochbuch mit dem Titel ,,Günstig und ausgewogen ernähren entsprechend dem Regelsatz Hartz IV" sei durch einen Zufall entstanden, erzählt Uwe Glinka. Er habe zusammen mit Kurt Meier an einer Fortbildung für Arbeitslose in Lüneburg teilgenommen. ,,Viele Leute haben bei dem Kursus berichtet, sie kämen mit ihrem Geld nicht aus", sagt Glinka. Und oft sparten sie deshalb bei der Ernährung. ,,Unsere Idee war, gute Produkte in Zusammenhang mit dem Regelsatz von Hartz IV zu bringen", sagt Glinka. Aber nicht nur Hartz IV-Empfänger könnten von ihrem Werk profitieren, sind die beiden überzeugt. ,,Es richtet sich an jeden, der ein schmales Einkommen hat - wie etwa Rentner, Studenten und diejenigen, die zwar Arbeit haben, doch ihr Gehalt mit Arbeitslosengeld II aufstocken müssen."

Und die Rezepte sind erprobt - über viele Jahrzehnte. Denn Meier und Glinka haben bei der Sammlung ihrer Gerichte das geballte Fachwissen der Republik zu Rate gezogen. ,,Wir haben Landfrauen in allen Regionen Deutschlands angeschrieben und sie gebeten, uns alte Rezepte zu überlassen", erzählt Meier. Der Aufruf fruchtete. ,,200 haben wir bekommen - zum Teil noch in altdeutscher Schrift." Die beiden Männer wälzten die Rezepte, rechneten die Preise für die Zutaten aus. Am Ende sind 28 verblieben. Die leckeren Gerichte reichen von ,,Birnen, Bohnen und Speck" über ,,Apfeleierkuchen", ,,Rotwein-Schweine-Gulasch" bis hin zum ,,Pichelsteiner nach Bauernart" und dem ,,Dionyser Reis-Eintopf". ,,Fertiggerichte finden sich bei uns nicht. Die sind zu teuer und nicht ausgewogen", meint Meier.

Neben den Kochanleitungen liefert das Duo akribisch die Preise für die Zutaten mit. Ein Auszug: ,,Tomaten-Fischtopf für zwei Personen": 600 Gramm Fischfilet tiefgefroren 2,70 Euro, eine halbe Zitrone 13 Cent, 300 Gramm Tomaten 30 Cent, 100 Gramm Gouda 55 Cent. ,,Die Zubereitung der Mahlzeiten nach unseren Rezepten funktioniert aber nur mit zwei goldenen Regeln: Einkaufen im Discounter und diszipliniertes selber kochen der Mahlzeiten", sagt Meier.

Die beiden Männer bezeichnen das Kochbuch als praktische Lebenshilfe. ,,Auf gar keinen Fall wollen wir damit beweisen, dass Menschen mit Hartz IV gut leben können. Schließlich gehen immerhin 40 Prozent für Essen und Trinken weg", unterstreichen Meier und Glinka, die selber jeweils mit dem Regelsatz von 351 Euro im Monat auskommen müssen. Noch immer ist Meier empört über die Aussage zweier Wissenschaftler aus Chemnitz im September, dass 132 bis 278 Euro zur Existenzsicherung reichten.

Die beiden Kochbuchautoren sind überzeugt: ,,Gut geeignet wäre die Broschüre für die Agentur für Arbeit und die Arbeitsgemeinschaft Grundsicherung. Wenn sie dort ausliegen würde, käme sie bei den Menschen an, die sie brauchen." Allerdings zeigen die Behörden bislang kein Interesse an dem Werk, ebenso wenig wie die Verbraucherzentralen. Und so haben Meier und Glinka bisher noch niemanden gefunden, der ihren kulinarischen Sammelband verlegt und druckt.