Der Flecken war im 12. Jahrhundert besiedelt. Wie viele Menschen dort lebten, ist aber unklar.
Bardowick. Die Archäologen räumen das Feld an der Steinstraße, geben die ersten drei von sechs Grabungsflächen frei. Die Wissenschaftler unter Leitung des Bezirksarchäologen Jan Joost Assendorp haben in den vergangenen Monaten den Bardowicker Untergrund nahe dem Dom durchforstet. In einer Tiefe von 50 bis 70 Zentimetern haben sie Relikte gefunden, die Rückschlüsse darauf zulassen, wie Bardowick vor seiner Zerstörung durch Heinrich den Löwen 1189besiedelt war. Auf dem Grabungsgelände soll später eine Altenwohnanlage stehen.
"Wir sind auf Reste von drei Gebäuden und neun Brunnen gestoßen und haben den Eindruck, dass sie aus dem Mittelalter stammen", sagt Assendorp. Darauf deuteten auch die vielen Metallfunde hin: Schmuckstücke, eine Schmuckfibel und Nägel. ,,Das passt in den Zeithorizont 12. und 13. Jahrhundert", sagt er. Assendorp zeichnet ein Bild, wie es einstmals an der Steinstraße ausgesehen haben könnte: ,,Wahrscheinlich gab es Wohnhäuser mit angebauten Wirtschaftsgebäuden und Gemüseanbau und Viehhaltung für die Eigenversorgung auf den Flächen dahinter." Erste Vermutungen, an der heutigen Steinstraße habe im Mittelalter eine für damalige Zeit in Norddeutschland große Siedlung gestanden, lassen sich allerdings nicht belegen. "Dass es ein eigener Stadtteil war, hat sich nicht bestätigt. Allerdings scheint die Besiedlung dicht gewesen zu sein", sagt Assendorp. Zwar seien die Archäologen auf 80 Zentimeter tiefe Keller gestoßen, "doch wir wissen nichts über die Größe der einstigen Häuser. Es könnten Lager oder Wirtschaftsgebäude gewesen sein."
Die Spurensuche sei schwierig. "Die Häuser wurden nicht mehr auf Pfosten, sondern auf Schwellbalken und Findlingen gegründet. Deshalb gelingt es uns nicht, kleine mittelalterliche Bauernhöfe nachzuweisen." Klarheit soll jetzt die Auswertung der Funde bringen. Und möglicherweise finden sie Archäologen auf den nächsten Flächen, die sie jetzt freilegen und auf denen sie bis etwa März kommenden Jahres buddeln werden, entscheidende Beweise. Mit ihrer Grabung kämen sie den Erschließungsarbeiten nicht ins Gehege, sagt Assendorp.
Die sollen laut Investor Gerhard Brandenburg bald beginnen. "Die Gespräche mit heimischen Unternehmen sind sehr weit fortgeschritten. Ich möchte in diesem Monat mit der Erschließung starten", sagt Brandenburg. Neun Millionen Euro sind für die Altenwohnanlage kalkuliert. Für den ersten Bauabschnitt auf den Flächen, die die Archäologen jetzt verlassen, plant er 30 Altenwohnungen, die jeweils zwischen 45 und 55 Quadratmeter groß sind. Zudem sollen ein kleines Hotel mit elf Doppel- und zwei Einzelzimmern sowie ein Restaurant mit 150 Sitzplätzen entstehen. Im kommenden Mai sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.
In einem zweiten und dritten Abschnitt plant Brandenburg den Bau von zehn weiteren Altenwohnungen und zwei Häusern mit jeweils sechs Eigentumswohnungen. Überdies entsteht nach seinen Worten ein Park mit Teich auf dem Außengelände. Brandenburg verspricht: "Das Ensemble an der Steinstraße bekommt einen dörflichen Charakter."