Fachleute warnen vor Gefahr bei Elb-Hochwasser und fordern von der Polizei verstärkte Kontrollen.

Artlenburg. Der Artlenburger Deichverband schlägt Alarm. Geschäftsführer Norbert Thiemann warnt: ,,Zerstörungswut an den Deichen bringt den Hochwasserschutz in Gefahr." Seit geraumer Zeit nehme der Vandalismus im gesamten Verbandsgebiet an der Elbe zwischen Bleckede und Lassrönne zu.

So sind von den 50 weiß-roten Schranken, die das Befahren der Schutzdämme und der Verteidigungswege verhindern, allein im vergangenen Jahr 20 von Unbekannten ruiniert worden. "Die Reparatur einer Schranke kostet 1000 Euro", sagt Thiemann. Zudem seien 40 Vorhängeschlösser an den Sperren geknackt worden. Der Ersatz kostet 15 Euro pro Stück.

Auf dem Schaden von 20 000 Euro plus die Summe für die Schlösser bleiben die Verbandsmitglieder sitzen, die mit Beitragszahlungen für den Hochwasserschutz herangezogen werden. Nicht nur das: ,,Das Ersetzen der Schranken verschlingt Geld, das uns für Pflegemaßnahmen fehlt. Wie zum Beispiel für die Instandhaltung der wichtigen Entwässerungsgräben."

Schwerer wiege allerdings, dass Autofahrer die Deichverteidigungswege gerne als Schleichwege benutzen. Bei ihren Fahrten durch die Tabuzone Deichvorland kennen sie nach den Worten Thiemanns keine Barrieren. "Unseren Absperrungen weichen sie aus, indem sie die Grasflächen unten an den Deichen befahren." Das bringt den Verbandsgeschäftsführer auf die Palme. "Die Grasnarbe wird beschädigt. Das darf nicht sein. Sie ist die Schutzschicht, die das Bauwerk Deich zusammenhält", sagt er.

Thiemann macht klar: ,,Deiche sind keine Spielwiesen. Und das Vorland hat eine Schutzfunktion für den Deich, darf deshalb nicht befahren werden." Zudem seien die meisten Flächen Schutzgebiete für die Natur - und Teil des Biosphärenreservats Elbtalaue. "Wir zeigen jeden Verstoß an", droht er.

Das gelte auch für einen weiteren Akt der Zerstörungswut. Kopfschüttelnd erzählt er, dass Tafeln mit Kilometerangaben an den Verteidigungswegen zerstört oder und gestohlen werden. Fehlen sie, kann das im Ernstfall Leben kosten. "Für die Deichverteidigung sind die Schilder unerlässlich. Sie dienen den Einsatzkräften bei Hochwasser als Orientierung, damit sie schnell den Weg zu Schadensstellen finden."

Ohne Hilfe der Polizei werde der Artlenburger Deichverband den Beschädigungen an seinen Hochwasserschutzanlagen nicht Herr, sagt Thiemann. Er fordert deshalb mehr Präsenz der Ordnungshüter am Deich. "Wir brauchen ein funktionierendes Schutzsystem, denn die Elbe ist unberechenbar. Das ist spätestens seit der heftigen Hochwasser 2002 und 2006 bekannt." Allerdings scheine vielen dafür das Gespür zu fehlen, klagt er.