79 rechtsextreme Straftaten im Jahr 2007 in den Landkreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg.

Scharnebeck. Um ihre Gesinnung in der Öffentlichkeit zu zeigen, bedienen sich Anhänger der rechtsextremen Szene bestimmter Symbole und Zeichen. So steht die Zahlenkombination "18" für den 1. und 8. Buchstaben des deutschen Alphabets und wird als Synonym für die Initialen Adolf Hitlers verwendet. Die 88 dient als Abkürzung für den Gruß "Heil Hitler", FG bedeutet Hitlers Geburtstag, JaF steht für Jahr des Führers.

Diese und andere weniger bekannte Symbole aus der Rechten Szene erklärte Olaf Hose, Polizeikommissar der Polizeiinspektion Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Uelzen, Schülern aller neunten Klassen des Scharnebecker Bernhard-Riemann-Gymnasiums. Der Experte in Sachen Rechtsextremismus aus dem Polizeilichen Staatsschutz kennt und beobachtet die Szene seit Jahren.

Einen Vormittag lang führte er seine Zuhörer durch die Bereiche Revisionismus, rechtsextremistische Organisationen und Parteien, Kameradschaften. Die Veranstaltung ist Bestandteil der Präventionsarbeit an Schulen im Bereich der Lüneburger Polizeiinspektion.

Von insgesamt 1771 politisch motivierten rechtsextremen Straftaten in Niedersachsen im Jahr 2007 wurden 79 in den Landkreisen Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg gezählt. Vier davon waren Gewaltdelikte, die sich 2008 um die Hälfte reduzierten. Polizeikommissar Hose stellt fest: "Gewalt von Rechts ist im hiesigen Bereich kein Thema. Zurückgegangen sind ebenso Propagandadelikte wie Hakenkreuzschmierereien oder Sieg-Heil-Rufe."

Falsch liegt allerdings, wer glaubt, die Skinhead-Szene sei repräsentativ für Rechtsextremisten. Die Träger von Springerstiefeln, Bomberjacken und kurz rasierten Haarschöpfen sind zwar auffällig und sorgen stets für Irritationen. Doch die eigentlichen Strippenzieher tragen mittlerweile Schlips und Kragen. Sie wirken im Hintergrund und suchen schleichend Eintritt in die Jugendszene. "Die Nazis sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen", so Polizeikommissar Hose. Mit Schulabschluss und Ausbildungsplatz, mit gutem Benehmen und Mitgliedschaft in Sportvereinen oder Hilfsorganisationen begeben sie sich auf bürgerliches Parkett und werben subtil für ihre Sache.

Halt machen sie auch vor Schulen nicht. Junge Rechte laden Jugendliche zu vermeintlich harmlosen Veranstaltungen ein. Geschickt spannen sie ihr Netz und verbreiten geschickt ihre Informationen. "In Lüneburg Stadt und Land gibt es keine Kameradschaften", berichtet Olaf Hose, jedoch zwei Szene-Läden. Einen, der sich auf Tattoos spezialisiert sowie ein Bekleidungsgeschäft.

Von den 160 Kameradschaften, die bundesweit agieren, befinden sich nach Erkenntnis des Landeskriminalamtes und des Verfassungsschutzes 20 in Niedersachsen. Bekannt sind beispielsweise die Schnever Jungs aus Schneverdingen. Mit den Jungen Nationaldemokraten (NJ) unterhält die NDP eine eigene Jugendorganisation, die auch in Lüneburg Spuren hinterlässt.

Olaf Hose warnt: "Wir haben immer wieder die Problematik, dass Kinder in die rechte Falle laufen. Es beginnt mit ausländerfeindlichen Sprüchen, dem Hören menschenverachtender rechter Musik und dem Tragen bestimmter Kleidung. Irgendwann stehen dann die Braunen vor dem Elternhaus."

Damit es nicht soweit kommt, leistet der Polizeikommissar Präventionsarbeit. Seine bisher 185 Veranstaltungen besuchten 3800 Schüler, 220 Erwachsene, 289 Lehrer, 40 Studenten und 141 Polizisten. Dieses in Lüneburg entwickelte Konzept wird inzwischen durch das Landeskriminalamt Niedersachsen landesweit umgesetzt.

Eindringlich forderte Kommissar Hose die interessierten Neuntklässlern auf, sich von Jugendlichen, die rechte Sprüche nutzen und braunes Liedgut hören, abzusetzen. "Wenn ihr euch wegduckt, dann macht ihr es nicht besser als viele Erwachsene. Ihr müsst euch damit auseinandersetzen - durchbrechen könnt nur ihr die Kette."