Mit einer Aktion machte das Klinikum Lüneburg auf die Bedeutung der Hygiene aufmerksam
Lüneburg. Die blaue Kiste zur Handkontrolle war ausgesucht positioniert. Zahlreiche Angestellte des Klinikums Lüneburg nutzen gestern die "Aktion Saubere Hände", um auf dem Weg zur Kantine oder zurück zum Arbeitsplatz, ihre Handhygiene zu überprüfen. Anlässlich der seit 2008 jährlich stattfindenden Aktion der Weltgesundheitsorganisation hatten Thomas Höche und Barbara Dittmers, Hygienebeauftragte des Klinikums, zur freiwilligen Handkontrolle gebeten.
Hygienemängel und damit verbundene Todesfälle in Krankenhäusern sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Allein in Deutschland treten pro Jahr zirka 500 000 dieser Krankenhausinfektionen auf. Macht mich ein Krankenhausaufenthalt erst richtig krank? Diese Frage geistert immer mehr Menschen durch den Kopf. Denkt man nur an die Bremer Frühchenstation, die wegen des Todes zweier Neugeborener an resistenten Darmkeimen geschlossen werden musste. Bundesweit geraten Kliniken wegen mangelnder Hygiene zunehmend in die Kritik. So erkranken nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) zwischen 500 000 und einer Million Patienten in Deutschland jährlich an Infektionen, die sie im Krankenhaus eingefangen haben.
Um das Krankwerden im Krankenhaus so gut wie möglich zu verhindern, ist das Thema Hygiene im Klinikum Lüneburg seit einigen Jahren von zentraler Bedeutung. Wer seine Hände zur Kotrolle am Dientag in die blaue Kiste führte, hatte sie sich zuvor 30 Sekunden lang gründlich mit einem flüssigen Desinfektionsmittel eingerieben. Im Inneren der Kiste entlarvte eine Schwarzlichtleuchte die Schwachstellen der Handwäsche.
Während die mit Desinfektionsmittel getränkte Haut weißlich leuchtet, schimmern ungereinigte Hautflächen bräunlich. "Wichtig ist es, eine ausreichende Menge in die Handinnenfläche zu nehmen und die Handflächen inklusive der Handgelenke mindestens 30 Sekunde lang feucht zu halten. Handflächen und Handrücken, die Fingerzwischenräume und vor allem der Daumen sowie die Fingerkuppen dürfen nicht vergessen werden", rät der 51-jährige gelernte Krankenpfleger Höche.
Kritiker, die anführen, Desinfektionsmittel trockneten die Hände aus, entgegnet der Hygieneexperte: "Im Gegenteil: Die Mittel enthalten pflegende Substanzen", sagt Höche. Er erklärt, dass die klassische Handwäsche mit Wasser und Seife den Händen weitaus mehr Fett entziehe und der Haut schade als ein Desinfektionsmittel. Außerdem tötet Wasser und Seife nicht die Keime auf den Händen. "Bis zu einer Million Keime sammeln sich in einer Handinnenfläche", verdeutlicht Höche. "Beim Waschen mit Wasser und Seife bleiben gut 200 000 Keime zurück, bei der Behandlung mit Desinfektionsmittel einer."