Gruppe “Spoun for President“ sieht Neuausrichtung der Leuphana in Gefahr, wenn Präsidium geht. Gegner befürworten neue Führung
Lüneburg. Die jüngste Vollversammlung zeigte es deutlich: ein tiefer Riss geht durch die Studenten an der Leuphana. Die Mitglieder der Gruppe "Spoun for Präsident", die sich vor kurzem im Internet gegründet hat, sehen die Neuausrichtung der Universität in Gefahr, wenn die Führungsspitze der Universität jetzt ausgewechselt wird. Ein anderer Teil der Studenten ist dagegen der Ansicht, dass sich das Führungsduo der Leuphana mittlerweile selbst ins Abseits manövriert hat.
Der Weg der Neuausrichtung sei nicht an Personen gebunden, meinte Caspar Heybel, Mitglied des Studentenparlaments (Stupa). Die neue inhaltliche Aufstellung der Universität könne auch unter neuer Führung fortgesetzt werden.
Undemokratisch und nicht ausreichend transparent sei dagegen das Vorgehen von Keller und Spoun - auch Kellers zahlreiche Aktivitäten in der Privatwirtschaft stießen bei den meisten Studierenden auf wenig Beifall. "Wir können doch nicht alle demokratischen Prinzipien der Universität über Bord werfen, nur damit Herr Spoun optimale Arbeitsbedingungen vorfindet. Was will der Präsident denn tun, wenn Herr Keller aus irgendwelchen Gründen in Zukunft für den Job nicht mehr zu Verfügung steht?", fragte der stellvertretende studentische Senator Matthias Fabian die Versammlung.
Spoun hatte sein berufliches Schicksal mit dem seines Vizepräsidenten verbunden: er will einem Verbleib an der Universität nur zustimmen, wenn auch sein Vizepräsident bleiben darf. Die Kritik des AStA am Präsidium in dieser Situation war deutlich: der Senat werde unter Druck gesetzt, die Senatoren seien kaum in der Lage, frei zu agieren. Aufgrund des vom Präsidiums verfügten Stillschweigens dürften sie nicht einmal ihre Stellvertreter über das informieren, was sich im Senat abspiele. Die Arbeit auch der studentischen Senatoren erschwere das erheblich, sagte Caspar Heybel.
Unterdessen hat sich Helmut de Rudder, ehemals Rektor der damaligen Hochschule Lüneburg und inzwischen emeritierter Professor, an die Kollegen und Kolleginnen im Senat gewandt. Sie sollen Morgen, am Freitag, um 12 Uhr erneut über die Wiederwahl des bereits einmal gescheiterten Vizepräsidenten Holm Keller befinden. In einem offenen Brief äußert sich de Rudder zu dem bisherigen Vorgehen des Präsidiums.
Mit wachsender Besorgnis sieht er die Vorgänge zwischen Hochschulleitung und Senat seit jenem Senatsvotum vom 6. April. Er habe, gemeinsam mit anderen, viele Jahre für die nachhaltige Entwicklung und Stabilisierung der Hochschule in Lüneburg gearbeitet und gekämpft.
"Es ist eigentlich nicht zu fassen, wie die Hochschulleitung mit dem Senat umgeht, was sie der Institution zumutet und in welcher Weise Verfahren missachtet, ja verachtet, werden. Unglaubwürdigkeit ist die Folge. Aus meiner Sicht mangelt es der Hochschulleitung an Respekt für die ihr anvertraute Hochschule. Ich kann mir im Grunde kaum vorstellen, dass ein Senat diese Art des Umgangs hinnehmen könnte, selbst diejenigen nicht, die die Neuausrichtung mittragen", heißt es wörtlich in dem Brief.
De Rudder kritisiert die Konzentration der Machtbefugnisse in Händen des Präsidiums. "Vertreten denn am Ende nur noch die Studentenvertreter die Prinzipien akademischer Freiheit und legitimierter Verfahren? Wenn der Senat am Freitag so abstimmen sollte, wie die Hochschulleitung es sich wünscht, käme das in meinen Augen einer Selbstaufgabe der akademischen Selbstverwaltung gleich", meint de Rudder.