Wentorf. Politiker wollen in Wentorf entlang der Hauptstraße eine Ortsmitte aus einem Guss. Bauprojekt gerät trotz Vorgesprächen ins Stocken.
Auf der Hauptstraße im Ortszentrum von Wentorf geht bald nichts mehr – zumindest, was Bauprojekte angeht. Denn der Planungsausschuss hat beschlossen, dort für zwei Jahre eine Veränderungssperre zu verhängen. Ziel ist es, ein Konzept aus einem Guss für die Ortsmitte zu entwickeln.
Dies aber stößt nicht überall auf Gegenliebe. Dr. Christine Kauffmann, Eigentümerin der Gewerbeimmobilie an Hausnummer 6 a-d, ist sauer, spricht von „Verschiebepraxis, Unentschlossenheit und Handlungsunfähigkeit der wenig konstruktiven politischen Entscheider“. „Als Eigentümer sind wir verärgert, warum der strukturierte Prozess, der sich in den letzten Monaten so gut entwickelt hatte, durch die Politik so abrupt ausgebremst wird“, sagt sie. „Die Immobilie ist aktuell so gut wie nicht vermietet, und es gibt derzeit keinen besseren Zeitpunkt, um eine Neubebauung an diesem Standort umzusetzen.“
Wentorf soll eine Ortsmitte aus einem Guss erhalten – Investoren ausgebremst
Die Immobilieninhaberin versucht seit dem Tod ihres Mannes vor gut einem Jahr, den schon länger leer stehenden, schlichten und etwas in die Jahre gekommenen, zweigeschossigen Flachbau zu veräußern. Das Bauamt Wentorf habe ihr mitgeteilt, dass sie in Anlehnung an die Nachbarschaftsbebauung grundsätzlich davon ausgehen könne, eine Genehmigung für einen Neubau mit drei Geschossen plus Dach- oder Staffelgeschoss im Rahmen zu erhalten. Denn hier fehlt bisher der Bebauungsplan. Sie habe bereits mit zahlreichen interessierten Investoren und Projektentwicklern gesprochen, die die Attraktivität des Grundstücks steigern wollten. Diese hätten keine Kosten gescheut, erste Architektenentwürfe und Visualisierungen beauftragt, um diese der Gemeinde vorlegen zu können.
Nach etlichen Online-Meetings und Gesprächen eines beauftragten Immobilienmaklers mit der Verwaltung und dem Planungsausschussvorsitzenden sei dieser Versuch des Austausches nun abrupt gestoppt worden, weil das Grundstück nach der Veränderungssperre für die bisherigen Investoren nun uninteressant sei. Dabei hätte sich die Politik durchaus interessiert an einer Standortentwicklung gezeigt.
Bürgermeister Dirk Petersen bedauert planerischen Stillstand
Auch Bürgermeister Dirk Petersen bedauert es, dass momentan planerischer Stillstand auf der Hauptstraße herrscht. „Es gab dort durchaus diskussionswürdige Projekte“, verrät er. „Andererseits verstehe ich es natürlich auch, dass die Politik dort ein Gesamtkonzept auflegen möchte.“ Dieses verschaffe möglichen Investoren dann auch Planungssicherheit.
Allerdings seien die Kapazitäten des Bauamtes völlig ausgeschöpft. „Für uns ist es schon eine Herausforderung, das beauftragte Planungsbüro mit den nötigen Informationen zu versorgen“, sagt der Bürgermeister. Die Kosten für ein Planungsverfahren in diesem Bereich seien vor etwa drei Jahren auf 20.000 Euro geschätzt worden.
Torsten Dreyer (Grüne): „Wollen weg von Insellösungen im Ortsbild“
Torsten Dreyer (Grüne), Vorsitzender im Planungsausschuss, erkennt zwar die Konfliktsituation für die Gemeinde, betont aber: „Es ist das Recht und auch die Aufgabe der Politik und der Gemeinde, sich ein Gesamtkonzept für die Ortsentwicklung zu überlegen. Wir wollen weg von den nicht zufriedenstellenden Insellösungen im Ortsbild.“ Auch die Verkehrssituation solle überplant werden. Während der Gespräche sei die Eigentümerin auch gewarnt worden, dass eine Veränderungssperre verhängt werden könnte. Dreyer rechnet damit, dass der Planungsprozess mindestens zwei Jahre dauert.
Christine Kauffmann sieht sich gezwungen, die Fläche an gewerbliche Mieter zu verpachten. Diese würden jedoch nur Zehnjahresverträge akzeptieren. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der jetzige Zustand der Immobilien für weitere zehn Jahre im Interesse der Bürger von Wentorf ist.“