Wentorf. Vorsitzende Verena Neuse möchte durch Spenden Therapiestunden für junge Leute dauerhaft ermöglichen. Vereinsgründung war notwendig.

Alles begann vor zwölf Jahren mit einer Handvoll Pferden und Ponys auf Gut Sachsenwaldau. Heute leben 26 Lerntiere bei Verena Neuse an der Lohe: Hunde, Esel, Pferde, Ponys, Mini-Schweine, Hühner, Katzen und Ziegen. Mehr als 60 Kinder werden pro Woche pädagogisch betreut, Erwachsene kommen zum Coaching, können abschalten beim Spaziergang mit Esel und Co.

Verena Neuse, die selbst Kinder- und Jugendcoach sowie tiergestützte Pädagogin ist, ist es ein Anliegen, junge Leute auch therapeutisch zu begleiten. „Das bringt mir mehr fürs Herz“, sagt sie. Da viele sich regelmäßige Therapiestunden nicht leisten können, aber ebensoviele Menschen gerne spenden würden, gründete sie nun kurzerhand den Verein Lerntiere e. V. „Sarah war der Hauptgrund dafür“, erklärt die Wohltorferin.

Pferdetherapie stärkt Selbstvertrauen und Durchsetzungsfähigkeit

Julian (12) und Micha (10) von der Gemeinschaftsschule Wentorf packen während ihres sozialen Tags mit an.
Julian (12) und Micha (10) von der Gemeinschaftsschule Wentorf packen während ihres sozialen Tags mit an. © BGZ | Ann-Kathrin Schweers

Sarah, die eigentlich anders heißt, ist 21 Jahre alt und leidet an einer geistigen und körperlichen Behinderung. Ist sie mit dem schottischen Highlandpony Rowan zusammen, kann sie ihre Schüchternheit und Ängste eine Zeit lang beiseite schieben. „Rowan gehörte Sarahs Betreuerin“, erklärt Verena Neuse. Als die Betreuerin starb, verlor Sarah nicht nur eine wichtige Bezugsperson und ihre Pflegefamilie, sie verlor auch ihr geliebtes Pony Rowan. „Sie war am Boden zerstört, fiel in ein tiefes Loch“, so Verena Neuse.

Wie es der Zufall wollte, hatten die 18 Jahre alte Stute Rowan und ihre Schwester Sharon ihren „Altersruhesitz“ bei Verena Neuse gefunden. Und als sich Sarah auf den Höfen in der Region auf die Suche nach ihrem Highlandpony machte, fanden schließlich auch Verena Neuse und Sarah zueinander.

Lerntiere sind gemeinnütziges Non-Profit-Projekt

Sarah lebt heute alleine, arbeitet in einer Behindertenwerkstatt, wo sie nur wenige Hundert Euro pro Monat verdient. Die Therapiestunden mit Rowan (60 Euro pro Einheit) sind für sie nicht gerade erschwinglich. Aber Verena Neuse sieht, wieviel Energie und Freude Sarah daraus zieht. „Das Mädchen entwickelt Selbstbewusstsein und lernt Durchsetzungsfähigkeit“, sagt sie und schaut zu, wie die junge Frau ganz entspannt auf Rowan galoppiert. Mit kräftiger Stimme sprechen, lauthals lachen, sich einfach wohlfühlen, das kann Sarah eigentlich nur in Gesellschaft von Rowan.

Die Lerntiere sind ein gemeinnütziges Non-Profit-Projekt. Futter, Pflege, die Pacht für das Areal an der Lohe, Mitarbeiter- und Tierarztkosten kommen regelmäßig auf Verena Neuse zu. Dennoch möchte sie junge Menschen wie Sarah unterstützen. Ebenso wie Julian (12) und Micha (10) von der Gemeinschaftsschule Wentorf, die am Donnerstag an der Lohe ihren sozialen Tag absolvierten. Dafür bekommen sie sogar einen Arbeitsvertrag und Gehalt, das Verena Neuse spendet.

Spenden, Tierpatenschaften und ehrenamtliche Unterstützung gefragt

Kuckuck: Dieses aufgeweckte Kerlchen begleitet Groß und Klein gerne auf einen ausgiebigen Esel-Spaziergang in der Lohe.
Kuckuck: Dieses aufgeweckte Kerlchen begleitet Groß und Klein gerne auf einen ausgiebigen Esel-Spaziergang in der Lohe. © BGZ | Ann-Kathrin Schweers

„Viele würden uns unterstützen, wenn sie eine Spendenquittung bekommen würden. Die durfte ich bislang nicht ausstellen“, sagt Neuse. Das ändert sich nun durch die Gründung des Vereins, dessen Vorsitzende die Wohltorferin ist. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern zählen zwei Mitarbeiter, drei Mütter von Lernkindern und Jenni Utech (27). Die Reinbekerin hilft neben ihrem Job als stellvertretende Filialleiterin bei Rewe freiwillig aus, ist privat mit Verena Neuse befreundet. „Es ist hier mein Erholungsort“, erklärt Jenni Utech. Am 13. September war die Gründungsversammlung, die Satzung steht, wurde vom Notar abgesegnet und liegt jetzt beim Amtsgericht.

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„Ziel ist es nun, Fördermitglieder zu bekommen“, erklärt die Vorsitzende. Wer spenden möchte, meldet sich per E-Mail an vn@lerntiere.de. Verena Neuse freut sich auch über Sachspenden, Tierpatenschaften, bezahlte Tierarztrechnungen und ehrenamtliche Unterstützung. „Weitere Ideen sind willkommen“, sagt Neuse. Hundedame Emmy beispielsweise freut sich über einen regelmäßigen Haarschnitt, damit ihr wuscheliges Fell ihr nicht die braunen Knopfaugen zuwächst.

Sarahs Therapie ist für ein Jahr gesichert: Ein lokales Unternehmen macht ihr durch eine Spende das Training mit Rowan möglich.