Wentorf. Kita-Gesetz stellt Kommunen vor große Herausforderungen, entlastet aber die Familien. Wentorf rechnet zusätzlich mit 2,1 Millionen.
Ihre Kinder hat die Gemeinde sich schon immer etwas kosten lassen: Das Geld für die Betreuung von mehr als 500 Kindern war und ist der größte Brocken in Wentorfs Haushalt. 2018 beliefen sich die die Gesamtkosten für die Betreuung in den Kindertagesstätten auf 1,99 Millionen Euro. 2019 lagen sie bereits bei 2,17 Millionen Euro. Durch das neue Kita-Gesetz Schleswig-Holsteins werden sie sich jetzt noch einmal verdoppeln – zum Vorteil der Eltern.
Denn ihre Gebühren, in Wentorf bisher stets 36 Prozent der Kosten, sind jetzt gesetzlich festgeschrieben. Bezahlten sie bisher für einen Krippenplatz – laut vertraglicher Regelung mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg – mit sieben Stunden pro Tag etwa 360 Euro im Monat, sind es ab diesem Kindergartenjahr nur noch 259 Euro pro Monat für die gleiche Betreuungszeit. „Das ist natürlich genau richtig und gut für die Familien“, sagt Mario Kramer, Wentorfs Kinder- und Jugendpfleger. Doch für die Kommune Wentorf und somit für die Steuerzahler bedeute dies, dass an anderer Stelle Geld fehle. Dessen müsse man sich bewusst sein. Bürgermeister Dirk Petersen ist enttäuscht darüber, dass sich seine Befürchtungen bewahrheitet haben. „Das Land entlastet die Eltern zu Lasten der Kommunen“, stellt er fest. Eigentlich habe das Ministerium die Berechnungen für Wentorf noch überprüfen wollen. Doch von den Ergebnissen habe man nichts mehr gehört.
Kalkulation erfolgt über ein Programm des Landes
Zurzeit zahlt Wentorf laut Mario Kramer für einen auswärtigen Krippenplatz (meist in Hamburg) mit 36 Wochenstunden im Schnitt 5444 Euro pro Jahr. Nach dem neuen Landessystem werden die Kosten jetzt aber auf 7336 Euro steigen.
Der Kinderbeauftragte versuchte, den Politikern des Bürgerausschusses am Beispiel einer von drei großen Kindertagesstätten zu erläutern, wie sich die Kosten verändern. Die Berechnungen sind so komplex, dass sie kaum jemand versteht. Die Kalkulation erfolgt über ein Programm des Landes. „Das neue System errechnet unsere Kosten etwa für die Tagespflege automatisch, wenn wir die Kinder dort mit ihren individuellen Betreuungszeiten eintragen“, erklärt Kramer. „Jetzt können wir mit den aktuellen Zahlen rechnen, weil die Meldungen der Kindertagesstätten hineinkommen, wie viele Kinder mit wie vielen Stunden in diesem Jahr in jeder einzelnen Kita betreut werden.“ Die Betriebskosten einer Kita während der Betreuung bleiben dabei gleich. Die Unbekannten sind zurzeit noch die Personalkosten, weil der Betreuungsschlüssel von 1,6 auf zwei Erzieherinnen pro Gruppe erhöht worden ist. Außerdem laufen derzeit noch Tarifverhandlungen, weil der Vertrag Ende August ausgelaufen ist.
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Vorteil für Familien auch die Planungssicherheit
„Wir verhandeln jetzt mit den Trägern die neuen Budgets und hoffen, dass es dieses Jahr hinkommt“, sagt Mario Kramer. Der abrupte Systemwechsel stellt die Verwaltungen vor Herausforderungen. Das vorige System sei für alle sehr transparent gewesen, erklärt Kramer. „Wenn wir eine neue Gruppe gründen wollten, kannten wir die finanziellen Auswirkungen für die Kommune.“ Er geht dennoch davon aus, dass die Kalkulation von 2,1 Millionen Euro Kosten zusätzlich hinkommen werde. Ansonsten werde er an den Finanzausschuss herantreten.
Der Vorteil für die Familien sei auch die Planungssicherheit: Sollten ihre Gebühren steigen, müsste erst das Gesetz geändert werden.