Wentorf. Wentorf. Dramatische Minuten an der Kieler Förde. Ein Welpe fällt ins Wasser, Frauchen springt hinterher. Plötzlich sind beide in Not.
Diese Geschichte beginnt mit einer Möwe und endet mit einem Happy End. Sie handelt von einem Hund mit Flausen im Kopf, einer mutigen Besitzerin und drei beherzten Rettern. Und ein paar aufmerksame Schutzengel haben wohl auch noch mitgespielt. Als Heidi Grotzsch, ehemalige Leiterin der Sprachheilschule Wentorf, am
20. März mit ihren zwei Hunden an der Kieler Förde spazieren geht, ahnt sie nicht, dass sie wenig später um das nackte Überleben kämpfen wird.
Deswegen ist dieses Osterfest für die 62-Jährige auch etwas ganz Besonderes. Es hätte nämlich alles auch ganz anders ausgehen können.
Frida fällt in die Kieler Förde
Ihre kleine Chihuahua-Hündin, gerade mal sechs Monate alt, entdeckt am besagten Schicksalstag gegen 18 Uhr ihren Jagdinstinkt und flitzt einer tieffliegenden Möwe hinterher. Angefixt von der Idee, den Vogel zu erwischen, überspringt sie auch eine kleine Mauer - nicht ahnend, dass es dahinter gut drei Meter in die Tiefe und direkt ins Wasser geht.
„Plötzlich war Frida weg“, erinnert sich Heidi Grotzsch. Die 62-Jährige rennt ihrem Hund hinterher, sieht ihn wenig später hilflos in der Kieler Förde treiben.
Frauchen springt Hund hinterher
„Frida war wie in Schockstarre, ging immer wieder unter, tauchte wieder auf“, erinnert sich die Wentorferin. Sofort wird ihr klar: Die kleine Hündin droht zu ertrinken, kann sich nicht selbst retten. Ohne nachzudenken, reißt sie sich ihre Jacke vom Leib und springt dem Tier hinterher.
Durch die Welle, die Heidi Grotzsch selbst ausgelöst hat, treibt der Hund jedoch ab. „Zu dem Zeitpunkt waren schon drei junge Leute auf uns aufmerksam geworden, sind am Ufer dem Hund hinterhergelaufen und haben mir zugerufen, wohin ich schwimmen soll“, erinnert sich das mutige Frauchen.
Vier Grad Wassertemperatur
Anfangs schwimmt sie so beherzt und schnell, dass die drei Zeugen es kaum glauben können. „Man wächst über sich hinaus, denkt überhaupt nicht nach, denn eigentlich bin ich keine gute Schwimmerin“, erklärt Grotzsch. Das Wasser hat jedoch nur um die vier Grad – eine lebensgefährliche Situation.
Und dann verlassen die Schulleiterin die Kräfte. Herzrasen, Luftnot, nichts geht mehr. Der rettende Steg eines Ruderclubs scheint unendlich weit weg.
Drama im Wasser
Einer der Zeugen erkennt die Not, ruft: „Schaffen Sie es?“. Als sie mit „Nein“ antwortet, springt er sofort hinterher, ohne zu zögern. Wenig später hat er den Hund an Land gebracht, Heidi Grotzsch wird von den beiden jungen Frauen, zwei Studentinnen, auf den Steg gezogen. Um überhaupt dorthin zu gelangen, mussten sie über einen hohen Zaun klettern.
Mittlerweile sind auch Mitglieder des Ruderclubs aufmerksam geworden. Sie kommen mit Decken angelaufen, ein Rettungswagen trifft wenig später ein. „Alle waren unglaublich um mich und meinen Hund bemüht“, sagt Heidi Grotzsch.
Alle sind wohlauf
Sie, ihr Hund und die drei Retter haben alles wohbehalten überstanden. „Sonst liest man immer, dass Menschen nur ihr Handy zücken, um Katastrophen zu filmen. Und mir haben gleich drei junge Leute geholfen“, sagt Grotzsch.
Für sie sind diese drei ganz besondere Menschen. Über das Radio und die Kieler Nachrichten hat sie ihre Retter suchen lassen, denn in der ersten Aufregung hatten sie keine Kontaktdaten ausgetauscht.
Wiedersehen nach der Rettung
Am Mittwoch haben Heidi Grotzsch und ihr Mann die drei Studenten nun in Kiel getroffen. Vier Stunden saßen sie zusammen. „Wir haben ihnen versprochen, dass wir nun immer für sie da sein werden. Uns verbindet etwas ganz besonderes“, sagt Heidi Grotzsch. Dabei krault sie der kleinen Frida die Ohren.