Aumühle. Aumühle. Der Unternehmer Björn Villwock baut in filigraner Kleinarbeit eine Flotte hinter Glas.

„Im Grunde genommen fängt alles mit einer schönen Flasche an“, sagt Björn Villwock und schmunzelt. Die Ideen für Ein-, Zwei- oder Dreimaster kommen dann von allein. Ob am Strand in Kroatien oder in seiner Werkstatt im Harburger Eigenheim: Der Aumühler Unternehmer liebt es, in Feinarbeit Segelschiffen aus Ästen und Fleischspießen einen Hafen zu geben.

Buddelschiffe bauen – ein Hobby zum Entspannen für wenig Geld „und mit wenig Platzbedarf“, sagt Villwock. Hat der 45-Jährige erst einmal die passende Flasche im Visier, nimmt er den Flaschenhals unter die Lupe. Wie groß könnte das Schiffchen sein, das später in den Wellen aus Knete treibt? „Ich mache zuerst eine Skizze, um die Größenverhältnisse abzuschätzen“, sagt der Chef des Metallbauunternehmens Otto Villwock. Die Lust am Basteln entdeckte er bereits mit zwölf Jahren. Damals baute er Modellbausätze zusammen, ließ seine Lok durch die Landschaft fahren.

Bastelmaterial aus eigenem Garten

Heute hat er maritime Modelle im Blick: „Ich bin gerne am Meer und Schiffe finde ich total interessant. Das einzige Problem: Meine Frau Britta ist nicht seefest. Trotzdem mache ich jetzt meinen Bootsführerschein.“ Doch bevor er im Sommer in Kroatien mit Ehefrau und Sohn Erik (12) ein Boot mietet, entstehen an seinem Arbeitstisch Schiffchen aus Treibgut oder aus Ästen der Rhododendren aus dem heimischen Garten. „Das Holz ist weich und lässt sich gut verarbeiten. Für die Masten verwende ich dann aber Fleischspieße oder Zahnstocher“, sagt Villwock.

Messer, eine kleine Säge, Schleifpapier und eine Feile liegen griffbereit im Blechkoffer. Aus dem kleinen Stück Holz entsteht nach einigen Griffen der Schiffsrumpf. Björn Villwock kurbelt einen Rhododendrenast im Schraubstock fest. Nach gut einer halben Stunde hält er das „Rohprodukt“ in den Händen. Für ein Schiff fehlt nun noch das Deck, wo die Masten befestigt werden und ab und zu auch Miniaturkapitäne den Kurs halten. Für das Bohren der Löcher in die filigranen Holzspieße hat Villwock ein Multifunktionsgerät angeschafft, mit dem er auch schleifen und fräsen kann.

Segel setzen mit Nadel und Faden

Durch ein Loch im Mast friemelt er Blumendraht, der lang genug sein muss, um den Rumpf zu durchbohren. So entsteht das „Schanier“, der Mast kann ein- und ausgeklappt werden – passt so durch den engen Flaschenhals. „Das ist das Geheimnis“, verrät Villwock. Damit sich am Ende kein trauriges Bild mit eingeknickten Holzstäben und Segeln bietet, zieht er mit Nadel und Faden noch die Schiffsseile durchs Holz.

Bunt bemalt mit Farben aus kleinen Döschen aus dem Bastelladen und mit angeklebtem Segel (Bjön Villwock tunkt alte Servietten in Schwarztee ein, für die vergilbte Farbe) ist das Schiff bereit, in See zu stechen.

Blaue Knete erwärmt der Tüftler in seinen Handflächen zu einer länglichen Rolle, die in der Flasche Wellen schlagen soll. Mit einem selbstgebauten Werkzeug drückt er sie am Flaschenboden zurecht. Ein bisschen weiße Farbe lässt einen regen Wellengang anmuten. Nachdem die Farbe auf der Heizung trocknet, ist es Zeit, das Bötchen mit Präparierter Pinzette in See stechen zu lassen. Zufrieden zieht er an dem heraushängenden Stück Garn und wie durch Zauberhand stellen die Masten sich auf. Den letzten Schliff bekommt das Buddelschiff noch durch sein persönliches Siegel auf Korken oder Drehverschluss der Flasche. Siegelwachs aufgeträufelt, stempelt der Harburger ein kleines „b“ für Björn auf. Mit einer selbstgebauten Stütze aus Holzleisten ist das Buddelschiff fertig.

Bergedorfer Hafenmeile im Blick

Auf den Fensterbänken im Hause Villwock ist bald kein Platz mehr für die kleinen Schiffchen. Und die maritimen Schmückstücke landen in Kisten im Keller. Schade – findet er und liebäugelt mit einem eigenen Stand auf der Bergedorfer Hafenmeile oder dem Reinbeker Weihnachtsmarkt: „So kann ich anderen mit meiner Arbeit eine Freude machen.“

Auch die Wände seines Hauses schmückt Björn Villwock mit Bildern von Schiffen, die im Hamburger Hafen anlegen. Für seine Buddelschiffe holt er sich hier auch die ein oder andere Inspiration. Der Dampfeisbrecher „Elbe“, zwischen 1888 und 1911 im Auftrag der preußischen Elbstromverwaltung erbaut, schaffte es bereits in eine Buddel.