Wentorf. Wentorf. Die Haselmaus ist ein schüchterner Geselle. Daumengroß, nur wenige Gramm schwer. Nun haben Biologen 32 Nester entdeckt.
Sie ist winzig, derzeit ein bisschen pummelig um die Hüften und meistens gemütlich unterwegs – und sie ist einfach zu niedlich. Die Rede ist von der Haselmaus. Wer ihr einmal persönlich begegnen möchte, muss ganz genau hinschauen. Denn die mit dem Siebenschläfer verwandte Maus ist nur daumengroß und in besten Zeiten gerade mal 40 Gramm schwer. Das hat auch die Biologen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und der Deutschen Wildtier Stiftung vor Herausforderungen gestellt.
Nachweis der Haselmaus erbracht
53 Kilometer Hecken haben die Wissenschaftler in der Wentorfer Lohe, in Glinde und Bergedorf in vier Tagen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – entdeckt haben sie 32 Nester. „Damit konnten wir die Haselmaus hier eindeutig nachweisen“, freut sich Björn Schulz von der Stiftung Naturschutz.
Derzeit ist Winterschlaf angesagt
Gefunden haben sie die Sommernester der Tiere. Jetzt, in den Wintermonaten, hat sich die Haselmaus nämlich tief in eine dicke Laubschicht am Erdboden eingegraben. Wenn sie im Frühjahr wieder munter wird, hat sie die Hälfte ihres Körpergewichts verloren. Dann wird ordentlich geschlemmt, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Am liebsten lässt sich die Haselmaus Beeren, Blattläuse oder Käfer schmecken. „Sie nascht aber auch gern Raupen“, weiß Björn Schulz.
Dass er und seine Kollegen die Haselmaus nun nachweisen konnten, ist schon eine kleine Sensation. Denn das Tier ist extrem selten und hat zudem hohe Anforderungen an seinen Lebensraum. Der Kletterkünstler legt seine aus Gras und Blättern gewebten Nester frei in Zweige von dichten Büschen wie Brombeeren oder Weißdorn. Den Erdboden meidet die Haselmaus. Würde sie dort beispielsweise einem Dachs begegnen, hätte sie kaum eine Chance zu entkommen.
Dichtes Buschwerk ist ihr am liebsten
Im Sommer, wenn die Büsche nahezu blickdicht sind, hätten die Biologen die Nester wohl nicht gefunden. „Jetzt ist die beste Zeit für die Suche. Es ist kein Laub mehr an Blättern und Sträuchern, und die Sommernester hängen frei sichtbar im Geäst“, erklärt Svenja Ganteför von der Deutschen Wildtier Stiftung. Am liebsten hat es die Haselmaus, wenn sie sich mit bis zu zwölf verschieden Buscharten umgeben kann.
Einzelgänger auf Freiersfüßen
In ihrem Lieblingsgebüsch ist sie jedoch ein Einzelgänger. „Auf einem Hektar findet man höchstens ein bis zwei Tiere“, schätzt Biologe Schulz. Noch ist es für ihn und seine Kollegen ein Rätsel, wie jemals zwei einsame Haselmaus-Herzen zur Familienplanung zueinander finden. „Möglicherweise über Duftstoffe“, sagt Schulz. Von den vier bis fünf Jungtieren überlebt meistens nur die Hälfte einen strengen Winter.
An der Maus kommt keiner vorbei
Auch wenn sie noch so klein ist: Die Haselmaus hat durchaus Gewicht. Ob Autobahnbau oder Gewerbegebietserweiterung – überall hat der Zwerg ein Wörtchen mitzureden. Ist sein Lebensraum betroffen, stehen Maschinen still und Baugenehmigungen wanken. Die Haselmaus ahnt von all dem nichts, sie schlummert noch bis April.