Wentorf . Wentorf. Herbert Ahlers geht am 21. Juli in Pension und beendet seine 44-jährige „Schullaufbahn“: „Ich werde die Schüler vermissen“

Nicht nur für die 106 Abiturienten endet die Zeit am Gymnasium Wentorf – auch ein Lehrer sagt „Tschüß“. Herbert Ahlers geht nach 44 Dienstjahren in den Ruhestand. Der 65-Jährige ist sich sicher, dass kaum ein Lehrer im Land so lange unterrichtet hat wie er. Seit 1979 hat Ahlers am Gymnasium Wentorf unterrichtet.

Studiert hat der überzeugte Wentorfer von 1972 bis 1977 in Hamburg, seine Fächer waren Geographie und Sport, kombiniert mit Wirtschaft und Politik. Bereits während des Studiums hatte er einen Lehrauftrag für Sport an der damaligen Realschule in Wentorf. Das Referendariat hat er an den Bergedorfer Hansa und Luisen-Gymnasium absolviert, dann führte ihn der Weg nach Wentorf.

Eine Umarmung für jeden Schüler

Dem 21. Juli – seinem allerletzten Schultag – sieht er mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich werde meine Schüler vermissen“, weiß er schon jetzt, denn Ahlers ist Lehrer aus Leidenschaft. „Wir haben den tollsten Beruf der Welt, weil wir mit jungen Menschen arbeiten“, zieht er Bilanz. Wer Herbert Ahlers bei der Verabschiedung seiner letzten Klasse erlebt hat, konnte sehen, wie herzlich sein Verhältnis zu den Schülern ist. Jeder aus seiner „12 Spo“, wie die Klasse kurz hieß, wurde bei der Abiturientenentlassung freundschaftlich umarmt.

Herbert Ahlers hat in mehr als vier Jahrzehnten im Schuldienst viel erlebt, Veränderungen im Schulalltag und bei den Schülern gehören dazu. „1979 saßen in meiner ersten Klasse am Gymnasium Wentorf 36 Fünftklässler“, erinnert er sich. „Wenn man als Lehrer die Klasse betrat, war es ganz still.“ Heute dagegen müsse man sich bei einer Klassenstärke von 22 Kindern Gehör verschaffen.

Schüler haben keine Angst mehr vor Lehrern

Im Vergleich zu seinen frühen Berufsjahren stellt der Pädagoge heute eine geringere Konzentrationsfähigkeit bei den Schülern fest. „Man wird als Lehrer anders wahrgenommen“, so Ahlers. Gründe dafür sieht er sowohl im veränderten Zeitgeist als auch in der Erziehung. Insgesamt seien die Schüler heute viel freier. Das gelte auch im Umgang mit den Lehrern. „Die Schüler haben meist noch Respekt vor den Lehrern, aber keine Angst mehr“, freut er sich. Als Ahlers kürzlich nach einem Bienenstich ein stark geschwollenes Gesicht hatte, erkundigten sich seine Schüler besorgt, wie es ihm geht.

Besonders in Erinnerung bleiben wird ihm die Fahrt mit allen Schülern des Gymnasiums in den Hansapark zum 40-jährigen Bestehen der Schule 2008. Auch an die vielen Sportwettkämpfe, zum Teil mit gemischten Lehrer-Schüler-Mannschaften erinnert er sich gern. Klassenfahrten wurden meist zu sportlichen Erlebnistouren. Zuletzt war er vergangenes Jahr mit Schülern zum Kanufahren in Schweden.

Ein Lehrer „zum Anfassen“

Herbert Ahlers lebt mit seiner Frau Hilke Wulf-Ahlers, die ebenfalls am Gymnasium Wentorf unterrichtet, nur wenige Minuten vom gemeinsamen Arbeitsplatz entfernt. Im Gegensatz zu manchen Kollegen stört ihn diese Nähe überhaupt nicht. „Ich sehe nur Vorteile darin, die Eltern und Schüler auch privat in Wentorf zu treffen“, sagt er. Allerdings: Gespräche über Klassenarbeiten oder Noten hat er nie auf der Straße oder im Supermarkt geführt.

Langweilen wird er sich nach dem 21. Juli nicht, da ist sich Herbert Ahlers sicher. Für Garten, Haus und Keller hat er bereits eine lange To-do-Liste. Außerdem wird der vierfache Vater bald zum vierten Mal Opa. Seit 17 Jahren ist er zudem Vorsitzender des FC Wentorf und fühlt sich mit der Vereinsarbeit gut ausgelastet. Auf aktiven Ballsport muss Ahlers allerdings nach mehreren Operationen verzichten. „Aber Radfahren geht noch“, sagt er. Außerdem gehört seine Leidenschaft dem Hochseeangeln und dem Reisen. Auf der Reiseliste stehen Südafrika und Chile ganz oben.

Viele seiner ehemaligen Schüler wird Herbert Ahlers weiterhin treffen. Sei es beim Einkaufen in Wentorf oder im Sportverein.