Wentorf. Die Sprachheilschule Wentorf soll geschlossen werden. Nach Plänen des Bildungsministeriums werden bereits im kommenden Schuljahr keine Kinder mit speziellem Förderbedarf mehr dort eingeschult.

Kommende Erstklässler sollen im Förderzentrum Schleswig zur Schule gehen. Schulleitung, Lehrer und Eltern reagieren geschockt von der Entscheidung, die binnen weniger Monate umgesetzt werden soll. Gestern besuchten Mitglieder der Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen die Schule und diskutierten mit der Schulleitung, Elternvertretern und Jan Stargardt, Referent im Bildungsministerium Schleswig-Holstein, über die Entscheidung, die im September 2010 in Kiel gefallen war. Auch die SPD und CDU wollen sich vor Ort informieren.

"Die Diskussion wird unter falschen Voraussetzungen geführt. Sie orientiert sich nicht am Wohl der Kinder, sondern an rein finanziellen Kriterien", ist Anke Erdmann, stellvertretende Landes-Fraktionsvorsitzende der Grünen sicher. Die Entscheidung, die Schule zu schließen, sei übers Knie gebrochen worden. Ihre Kritik: "In diesem Fall macht der Minister den zweiten Schritt vor dem ersten." Wenn eine Schulschließung vollzogen werden solle, müsse zunächst geklärt werden, ob die flächendeckende Förderung für Kinder mit Sprachstörungen vor Ort gewährleistet sei.

Das jedoch sei zu bezweifeln, zumal viele Kreise von den teuren Aufgaben, die auf sie zukommen, noch gar nichts wissen, sagt Thomas Waskow, Vorsitzender des Kreiselternbeirates. "Hier wird eine Entscheidung aus dem Boden gestampft."

Auch dem Referenten des Bildungsministeriums, Jan Stargardt, gelang es nur bedingt, die Wogen zu glätten. Ohne Wenn und Aber sei die Sprachheilschule Wentorf eine herausragende Einrichtung, in der alle Beteiligten einen super Job machen würden. Der Landesrechnungshof fordere aber eine Einsparung von 1,2 Millionen Euro. Das sei bei der Zusammenlegung der Förderzentren Schleswig und Wentorf nicht unrealistisch, weil es dort nur noch eine Verwaltung für mehrere Förderzweige geben werde. Dass gleichzeitig der Ausbau der Förderung an den örtlichen Schulen Geld kosten wird, bestritt er nicht. "Dennoch bin ich sehr dafür, dass die Kinder an ihrem Heimatort gefördert werden und kein weit entferntes Internat besuchen müssen", so Stargardt.

Wentorfs Gemeindevertreterin Katharina Bartsch (Grüne) gab dem Referenten aus Kiel einen weiteren Gedankenanstoß mit auf den Weg: "Laut Bebauungsplan darf auf dem Gelände nur ein Schulbetrieb geführt werden." Sollte das Land also die Hoffnung hegen, das Gelände gewinnbringend zu versilbern, könnten ihnen die Wentorfer Politiker einen Strich durch die Rechnung machen.